Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
richtig in den Kopf ging. Seit ich meine geschäftlichen Zelte in Chicago aufgeschlagen hatte, hatte ich einen schönen Batzen Zeit damit zugebracht, der übernatürlichen Gemeinschaft zu helfen. Ich zog den ein oder anderen Exorzismus durch, bot meine Hilfe an, wenn ein Geist Probleme bereitete und brachte Begabten, die aus dem Ruder gelaufen waren, genug Disziplin bei, um sich selbst in Zaum zu halten. Ich hatte auch anderen Kram gemacht, kleine Dinge, die nicht unbedingt etwas mit Magie zu tun hatten: Ich beriet Leute, wenn sie mit freundlich gesinnten, aber nichtmenschlichen Wesen, die sich häufiger unter die Sterblichen mischten, die über die magische Welt Bescheid wussten, Schwierigkeiten hatten. Ich half Eltern, deren Fratz plötzlich die Katze in Brand stecken konnte. Ich gab mir alle Mühe, von Nutzen zu sein.
    Trotz alledem hatten genau die Leute, denen ich zu helfen versucht hatte, Angst vor mir.
    Selbst Mac.
    Ich konnte es ihnen wohl wirklich nicht verdenken. Durch den Krieg, meine Pflichten als Wächter und den Unterricht für meinen Lehrling kam man nicht mehr so leicht an mich heran. Wenn man es genau nahm, waren die Dinge immer ganz schön eskaliert, wenn ich mich in der Öffentlichkeit hatte blicken lassen. Menschen waren gestorben. Manchmal vergaß ich, wie furchterregend das Übernatürliche sein konnte. Ich war sehr mächtig. Ich bildete mir nicht ein, alles und jeden vom Angesicht der Erde pusten zu können, aber ich war kein Weichei, und mit der nötigen Planung und der richtigen Herangehensweise konnte ich selbst für furchtbar mächtige Wesenheiten eine Bedrohung darstellen.
    Diese Leute konnten das nicht. Sie waren die armen Schlucker der übernatürlichen Welt, und ihnen standen nicht die Möglichkeiten offen, die mir meine Macht verlieh. Außerdem war es meine Pflicht, diese Leute vor übernatürlichen Gefahren zu schützen. Wenn sie der Meinung waren, jemand habe diese Frauen ermordet, dann war ich offensichtlich entweder grausam genug, selbst hinter den Taten zu stecken, sie gingen mir am Arsch vorbei oder ich war zu inkompetent, um mich darum zu kümmern. Alle drei Möglichkeiten zeichneten ein alles andere als schmeichelhaftes Bild von mir, und wenn man das jetzt mit einer Prise ständig wachsender Angst würzte, konnte ich ihr Verhalten nur zu gut nachvollziehen.
    Trotzdem tat es weh.
    „Ich war’s nicht“, sagte ich leise.
    Mac musterte eine Sekunde lang meine Züge, dann nickte er. „Musste es hören.“
    „Klar“, sagte ich. „Ich weiß nicht, wer dahinter steckt. Aber ich gebe dir mein Wort, dass ich ihn erwischen werde. Ich werde ihn schnappen und vernichten, egal, wer er ist oder für wen er arbeitet. Mein Wort darauf.“
    Er schindete etwas Zeit, indem er an seinem Bier nippte.
    Ich streckte den Arm aus und begann, sorgsam eine Seite nach der anderen umzublättern, um die furchtbaren Fotos noch einmal durchzugehen. Mac sah sie auch. Er stieß ruckartig den Atem aus, so dass man ein kehliges Knurren gerade noch erahnen konnte. Dann lehnte er sich nach hinten, als wolle er vor den Fotos zurückweichen.
    Ich stellte mein letztes Bier auf den Tisch und spreizte die Finger. „Hilf mir, Mac. Bitte.“
    Mac starrte für einen Augenblick unverwandt seine Flasche an. Dann schaute er erneut zu dem Schild hinüber. Danach streckte er eine Hand aus und nahm die oberste Seite vom Stapel. Er drehte sie um und zog einen Stift aus der Schürzentasche. Er kritzelte etwas auf das Blatt, bevor er es mir wieder zuschob.
    Da stand: „Anna Ash, Ordo Lebes, morgen, sechzehn Uhr.“
    „Was ist das?“, fragte ich konsterniert.
    Er schnappte sich seine Flasche und erhob sich. „Ein Anfang.“

5. Kapitel
    O rdo Lebes“, sagte Murphy. Sie nahm den Deckel von ihrem Kaffeebecher und blies etwas Dampf von der heißen Flüssigkeit. „Mein Latein ist etwas eingerostet.“
    „Weil du nicht wie ich eine Meisterin arkanen Wissens bist.“
    Sie verdrehte die Augen. „Klar.“
    „‚Lebes‘ bedeutet ‚großer Kochtopf‘“, belehrte ich sie. Ich gab mir alle Mühe, den Beifahrersitz ihres Autos richtig einzustellen, scheiterte aber bei meiner Mission, die Fahrt für mich etwas angenehmer zu gestalten, kläglich. „Die Übersetzung lautet ‚Orden des großen Kochtopfs‘.“
    „Sollte es nicht vielleicht ‚Orden des Kessels‘ heißen?“, schlug Murphy vor. „Weil das um einiges weniger dämlich klingt und außerdem eine coole Anspielung auf Hexen ist?“
    „Na ja“, sagte ich. „Wohl

Weitere Kostenlose Bücher