Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
jeglicher Zivilisation entfernt zu sein, wenn man eine Klasse in Feuermagie unterrichtet. Also haben wir zwei Tage damit zugebracht, dreißig Morgen Sand und Gesträuch in Glas zu verwandeln. Dann tauchten ein paar Ghule des Roten Hofes auf und haben zwei Kinder ermordet.“
    Murphy wandte mir abwartend ihre blauen Augen zu.
    Ich fühlte, wie sich mein Kiefer verkrampfte, als ich daran zurückdachte. Es würde den Kindern nichts bringen, das immer wieder neu aufzukochen. Also tat ich, als hätte ich nicht mitbekommen, dass sie mir eine Gelegenheit bieten wollte, darüber zu sprechen. „Aber seitdem hat es keine größer angelegten Aktionen mehr gegeben. Nur kleinere Auseinandersetzungen. Der Merlin versucht, die Vampire dazu zu bekommen, einen Frieden auszuhandeln.“
    „Klingt ja nicht gerade, als wärest du von dieser Idee begeistert“, merkte Murphy an.
    „Der rote König ist noch immer an der Macht“, sagte ich. „Letztlich war der Krieg ursprünglich seine Idee. Wenn er sich jetzt auf einen Vertrag einlässt, dann nur, damit die Vampire ihre Wunden lecken und ihre Reihen wieder auffüllen können, um sich für den zweiten Teil vorzubereiten.“
    „Willst du sie alle ausrotten?“, fragte sie. „Soll Gott sich ihrer Seelen annehmen?“
    „Ist mir egal. Ich habe es satt, die Überreste der Menschen zu sehen, die sie vernichtet haben.“ Ich knirschte mit den Zähnen. Ich hatte nicht mitbekommen, wie fest ich meinen Kiefer zusammengepresst hatte.
    Ich versuchte krampfhaft, mich etwas zu entspannen. Doch statt mich weniger angespannt und wütend zu fühlen, fühlte ich mich nur noch hundemüde.
    „Ach, Murphy. Zu viele Leute werden verletzt. Manchmal fühlt es sich an, als mache es überhaupt keinen Unterschied, wie schnell ich reagiere.“
    „Du redest von diesen Morden“, schlussfolgerte sie.
    „Auch.“
    „Die sind nicht deine Schuld, Harry“, sagte Murphy bestimmt. „Wenn du alles Menschenmögliche gegeben hast, gibt es nichts mehr, was du noch tun könntest. Es bringt nichts, dich deshalb zu geißeln.“
    „Ja?“
    „Das sagen mir zumindest die Therapeuten dauernd“, sagte sie. Sie fixierte mich nachdenklich. „Aber es ist leichter zu verstehen, worauf sie hinauswollen, wenn ich mir dich so ansehe.“
    „Aber was, Murphy“, sagte ich, „wenn ich mehr tun könnte?“
    „Was denn zum Beispiel?“, wollte sie wissen.
    „Ich weiß nicht. Etwas, das diese mordenden Bestien abschreckt.“
    Etwas wie New Mexico. Oh Gott. Ich wollte gar nicht daran denken. Ich rieb mir über den frischen Kopfschmerz, der sich zwischen meinen Augenbrauen anzukündigen begann.
    Murphy gab mir eine weitere Minute, um mich zu entscheiden, ob ich darüber sprechen wollte. Als ich weiter schwieg, fragte sie: „Zeit hochzugehen?“
    Ihr Tonfall war unverbindlicher geworden, ein Angebot, das Thema zu wechseln. Ich nickte und versuchte auch, meinen Stimme entkrampfter wirken zu lassen. „Ja. Wenn deine fahrende Folterkammer meine Beine nicht vollkommen deformiert hat.“ Ich öffnete die Tür und schleppte mich nach draußen, um mich einmal ordentlich zu strecken.
    Ich hatte die Wagentür noch nicht geschlossen, als ich sah, wie eine weitere Frau die Straße entlang auf den Wohnblock zukam. Sie war hochgewachsen, schlank, und ihr Haar war kürzer als meins. Sie trug kein Make-up, und die Zeit war mit ihren Zügen nicht gerade freundlich umgesprungen.
    Sie sah völlig anders aus als bei unserer letzten Begegnung.
    Damals war Helen Beckitt nackt gewesen und hatte mir einen schnuckeligen kleinen Revolver, Kaliber .22, unter die Nase gehalten, um mir anschließend damit in die Hüfte zu ballern. Sie und ihr Mann waren ordentlich auf die Nase gefallen, als der frischgebackene Schwarzmagier Victor Sells dank eines gewissen Harry Dresden seine eigenen Killerkreationen persönlich kennengelernt hatte. Sie hatten damals auf der untersten Stufe von Victors emporstrebender magischer Verbrecherorganisation gestanden. Man hatte sie wegen der kriminellen Seite vor Gericht gezerrt, und sie waren wegen Drogenhandels in ein Bundesgefängnis gewandert.
    Ich erstarrte, blieb ganz still stehen, auch wenn ich weithin sichtbar war. Eine plötzliche Bewegung hätte nur ihre Aufmerksamkeit erregt. So ging sie einfach forschen Schritts an mir vorbei. In ihrem Gesichtsausdruck spiegelte sich nicht die geringste Emotion, kein Funke von Leben wider – ganz anders, als ich sie in Erinnerung hatte. Ich beobachtete, wie sie in Anna Ashs Haus

Weitere Kostenlose Bücher