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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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schwieg längere Zeit. „Ich kann Persephone nicht aus dem Hades befreien. Der Tod ihres Kindes hätte Helen um ein Haar vernichtet – und ihre Welt besteht immer noch aus Eis. Wenn sie wüsste … dass ihre Tochter gefangen ist … in diesem Halbleben vegetiert …“ Er schüttelte erneut den Kopf. „Es würde ihre Welt vernichten, Dresden, und das wünsche ich nicht.“
    „Mir ist aufgefallen“, antwortete ich leise, „dass die meisten der hier arbeitenden jungen Frauen etwa im gleichen Alter wie Helens Tochter sein müssten.“
    „Ja“, sagte Marcone.
    „Das ist nicht unbedingt der gesündeste Weg zur Heilung.“
    „Nein“, pflichtete Marcone bei. „Aber es ist alles, was sie hat.“
    Ich ließ mir das durch den Kopf gehen, während ich weiterlas. Möglicherweise verdiente es Helen, von ihrer Tochter zu erfahren. Hölle, höchstwahrscheinlich war das der Fall. Doch was er sonst auch sein mochte, Marcone war kein Narr. Wenn er der Meinung war, Helen werde unter der Nachricht vom Schicksal ihrer Tochter zerbrechen, hatte er wahrscheinlich recht. Wer konnte das schon wissen? Doch stand mir das Recht zu, diese Entscheidung zu fällen?
    Höchstwahrscheinlich nicht – selbst wenn Marcone nicht sein Bestes geben würde, mich umzulegen, wenn ich es versuchte. Er hatte viel mehr in das Mädchen und ihr Schicksal investiert als ich.
    Denn das war das Geheimnis, das mir der Seelenblick mit Johnnie Marcone vor Jahren offenbart hatte. Das Geheimnis, das ihm die Stärke verlieh, über die Straßen von Chicago zu herrschen.
    Er fühlte sich verantwortlich für das Mädchen, das sich eine für ihn bestimmte Kugel eingefangen hatte.
    Er hatte die Unterwelt Chicagos mit skrupelloser Effizienz übernommen und Gewalt großteils unterbunden. Natürlich waren Menschen in Bandenkriegen verletzt worden, doch von den verantwortlichen Gaunern hatte man nie wieder etwas gehört. Ich hatte immer angenommen, dies sei geschehen, weil Marcone seine Umwelt manipulierte und sich als bessere Alternative im Gegensatz zu den anderen brutalen Kriminellen ins rechte Licht rücken wollte, die an seine Stelle treten würden, sollte die Polizei ihn ergreifen.
    Mir war der Gedanke, dass er sich wirklich um Unschuldige scherte, nicht mal gekommen.
    Zugegeben, das änderte nichts. Er führte immer noch eine Firma, die weit mehr Menschen als Kollateralschaden auf dem Gewissen hatte. Er war ein Krimineller. Ein Böser.
    Aber …
    Er war das Übel, das ich kannte, und es hätte wahrscheinlich viel schlimmer kommen können.
    Ich hatte die letzte Seite des Übereinkommens erreicht und fand drei Felder für Unterschriften. Zwei waren schon ausgefüllt.
    „Donar Vadderung?“, fragte ich Marcone.
    „Der derzeitige Geschäftsführer von Monoc Securities“, erklärte Marcone. „Oslo.“
    „Lara Raith“, brummte ich.
    „Die im Namen ihres Vaters, des Weißen Königs, unterzeichnet hat, der natürlich ganz deutlich der wahre Herrscher über den Weißen Hof ist.“ Ein wenig Ironie hatte sich in Marcones Stimme geschlichen. Er war auf das Marionettenstück ebenso wenig hereingefallen.
    Ich schielte auf die letzte, leere Linie.
    Dann unterschrieb ich und ging, ohne ein Wort zu verlieren.
    Die Welt war nicht perfekt. Aber ich tat mein Bestes.
    „Hmmm“, summte Bob der Schädel und linste auf meine linke Hand. „Sieht so aus, als ob …“
    Ich saß in meinem Labor und hatte meine Hand auf dem Tisch ausgebreitet, damit der Schädel meine Handfläche unter die Lupe nehmen konnte.
    Ich hatte dort über Jahre ein Zeichen getragen – einen makellosen Flecken Haut unter all den Brandnarben in der fein umrissenen Form eines Engelssiegels, das Lasciels Namen symbolisierte.
    Das Zeichen war fort.
    An seiner Stelle fand ich dort nun einen unregelmäßigen Fleck unverbrannter Haut vor.
    „Sieht aus, als wäre da kein Zeichen mehr“, stellte Bob fest.
    Ich seufzte. „Danke. Es ist immer gut, die Einschätzung eines Experten zu hören.“
    „Was hast du erwartet?“, wollte Bob wissen. Der Schädel schrammte auf dem Tisch herum und kippte auf dem Kieferknochen nach hinten, um mir ins Gesicht zu blicken. „Hmmmmmm, und du sagst, dass dir die Entität nicht mehr antwortet?“
    „Nein, und jedes Mal, wenn ich mich bisher an sie gewandt habe, ist sie gesprungen wie ein Hund.“
    „Interessant“, wisperte Bob.
    „Was soll das jetzt heißen?“
    „Nun, so, wie du es mir erzählt hast, war der psychische Angriff, den die Entität für dich abgefangen hat,

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