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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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und kraulte ihn hinter den Ohren. Mister schnurrte und strich im Kreis um eines meiner Beine, dann trollte er sich und sprang auf ein Bücherregal, um sich der bedeutungsvollen Aufgabe zu widmen, den Sommernachmittag zu verdösen und auf die Kühle der Nacht zu warten.
    Ein gewaltiger Berg grauschwarzen Fells erschien aus den Schatten des kleinen mit Linoleum ausgelegten Alkovens, der sich meine Küche schimpfte. Er trottete auf mich zu, gähnte und wedelte freudig grüßend mit dem Schwanz. Ich kauerte mich nieder, als sich mein Hund auf die Hinterbeine setzte und mir den Kopf entgegenstreckte. Ich kratzte ihn mit Inbrunst hinter den Ohren und unterm Kinn und wuschelte sein dichtes Nackenfell mit beiden Händen. „Mouse. Alles ruhig an der Heimatfront, Junge?“
    Er wedelte etwas heftiger mit dem Schwanz, und sein Maul öffnete sich zu einem hündischen Grinsen, das den Blick auf eine Ansammlung heimtückischer, strahlend weißer Zähne freigab.
    „Oh, ich habe die Post vergessen“, sagte ich. „Macht es dir etwas aus, sie zu holen?“
    Mouse erhob sich prompt, und ich öffnete die Tür. Er trottete absolut lautlos nach draußen. Mouse ist für ein Rhinozeros extrem behände.
    Ich überquerte die verschiedenen, bunt zusammengewürfelten Läufer auf dem Boden und ließ mich in meinen bequemen Stuhl am Kamin plumpsen. Ich angelte mir mein Telefon und wählte Thomas’ Nummer. Keine Antwort. Ich starrte das Telefon eine Minute lang bitterböse an, da ich mir nicht im Klaren war, was ich sonst tun konnte, und versuchte es noch einmal. Niemand hob ab. Was war da los?
    Ich knabberte eine Weile an meiner Unterlippe und machte mir langsam Sorgen wegen meines Bruders.
    Einen Augenblick später kehrte Mouse zurück – er war lange genug weggewesen, um der als Hundeklo designierten Ecke des Hofes einen Besuch abzustatten. Im Maul hielt er sanft diverse Briefe, die er sorgsam auf der Oberfläche eines alten Beistelltischchens vor meinem Sofa ablegte. Dann trabte er zur Tür und lehnte sich mit einer Schulter dagegen. Die Tür war nicht ordentlich eingebaut, und manchmal war es scheißanstrengend, sie zu öffnen, und sobald sie einmal offen stand, war es ebenso scheißanstrengend, sie wieder zuzubekommen. Mouse stemmte sich mit einem angestrengten Schnaufen gegen die Tür, die daraufhin zuschwang. Dann kam er zurück und ließ sich neben mir nieder.
    „Danke, alter Knabe.“ Ich schnappte mir die Post und kraulte ihn nochmals hinter den Ohren. Dann entzündete ich mit einem Zauberspruch einige Kerzen am Rand des Tisches neben dem Stuhl. „Rechnungen“, berichtete ich Mouse, als ich die Post sortierte. „Mehr Rechnungen. Reklame. Noch ein Katalog von Best Buy – Gott, diese Typen geben auch nie auf. Larry Fowlers neuer Anwalt.“ Ich presste die ungeöffneten Umschläge an die Stirn und schloss die Augen. „Er droht mir eine weitere Version desselben Rechtsstreits an.“ Ich öffnete das Schreiben, überflog es und ließ es achtlos zu Boden fallen. „Manchmal glaube ich, ich kann hellsehen.“
    Ich öffnete die Schublade am Ende des Tischs, fischte mit den Fingerspitzen darin herum und angelte schließlich einen einzelnen, silbernen Schlüssel an einem Ring, an dem eine ovale Plakette aus blauem Plastik mit meinem Firmenlogo prangte, heraus: „Harry Dresden. Magier. Übernatürliche Ermittlungen. Rat und Tat. Günstige Honorare.“
    Ich betrachtete den Schlüssel. Thomas hatte ihn mir gegeben, falls ich in einem Notfall in seine Wohnung musste. Obwohl er ausgezogen war, hatte auch er immer noch einen Schlüssel zu meiner Wohnung. Wir hatten ein stilles Abkommen. Die Schlüssel waren für den Fall, dass einer von uns Hilfe benötigte. Wir hatten sie nicht ausgeteilt, damit der andere uneingeladen im Zuhause und Leben des anderen herumschnüffeln konnte.
    (Auch wenn ich den Verdacht hegte, dass Thomas manchmal bei mir vorbeigesehen hatte, um herauszufinden, wie ich meine Wohnung so sauber hielt. Er hatte meine Haushaltsheinzelmännchen nie auf frischer Tat ertappt, und das würde er auch nicht. Sie sind wahre Profis. Der einzige Nachteil an Feenhauspersonal war, dass man niemandem davon erzählen durfte. Wenn man es doch tat, verschwand es, und nein, ich hatte nicht den blassesten Schimmer wieso.)
    Die Gesichter der toten Frauen irrlichterten durch meine Gedanken. Ich seufzte und schloss die Finger um den Schlüssel. „Na gut, alter Knabe“, sagte ich. „Zeit, Thomas einen Besuch abzustatten.“
    Mouse erhob sich

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