Harry Dresden 09: Weiße Nächte
könnte ich ein paar der Jungs entbehren – sie könnten vorbeikommen und dir helfen, ein paar Vampiren in die Fresse zu treten.“
„Nur weiß ich noch nicht, um welche Fressen es sich handelt und wie man sie am besten treten kann“, sagte ich.
„Ich weiß. Aber wenn du Hilfe brauchst, kriegst du sie.“
„Danke.“
„Pass auf deinen Hintern auf.“
„Ich würde dir dasselbe raten, aber du stehst höchstwahrscheinlich ohnehin vor dem Spiegel und betest die ganze Zeit deinen eigenen Arsch an.“
„Mit einem Arsch wie meinem? Wer würde das nicht tun?“, sagte Ramirez. „ Vaya con dios .“
„Gute Jagd.“
Ich legte auf, lehnte mich zurück und rieb mir meinen immer noch schmerzenden Kopf. Ich schloss die Augen und versuchte eine Minute lang nachzudenken. Ich dachte darüber nach, wie sehr mein Schädel wehtat, was nicht besonders produktiv war.
„Harry?“, fragte Molly.
„Hmmm?“
„Darf ich etwas fragen?“
„Natürlich.“
„Äh …“ Sie sprach kurz nicht weiter, so, als würde sie jedes ihrer Worte mit Bedacht wählen.
Das erregte meine Aufmerksamkeit.
„Ich habe mich nur gewundert, warum du Ramirez über Elaine Mallory ausgefragt hast.“
Ich schloss die Augen erneut und versuchte, zu überlegen.
„Ich meine, Murphy sagte, sie wäre deine Ex. Aber du hast dich über sie erkundigt, als würdest du sie nicht kennen.“
Ich murmelte irgendetwas.
„Woraus ich schließe, das bedeutet, dass du sie kennst und dass du erfahren willst, was Rodriguez über sie weiß, ohne ihn wissen zu lassen, dass du sie kennst.“ Sie holte tief Luft und fuhr fort: „Du hast Geheimnisse vor den Wächtern.“
Ich seufzte. „Seit Jahren, Kleines. Seit Jahren.“
„Aber … ich stehe unter dem Damoklesfluch. Ist das dann bei dir nicht auch der Fall? Das ist genau so eine Sache, die sie veranlassen könnte, den Fluch zu vollstrecken. Also … warum tust du es dann?“
„Ist das wichtig?“, fragte ich.
„Nun“, sagte sie, und ihr Tonfall wurde vorsichtiger, „wenn man bedenkt, dass ich deswegen genauso wie du einfach geköpft werden könnte, spielt das für mich sehr wohl eine Rolle, und ich denke, dass ich es vielleicht verdient habe, es zu erfahren.“
Ich wollte sie schon anknurren, dass dem nicht so war. Doch dann riss ich mich zusammen, weil sie recht hatte. Egal wie unangenehm mir das war, sie hatte das unbestreitbare Recht, mich zu fragen.
„Ich war Waise“, erklärte ich. „Kurz nachdem meine Magie erwacht war, hat mich ein Mann namens DuMorne adoptiert. Ihm verdanke ich einen Großteil meiner Ausbildung. Er adoptierte auch Elaine. Wir sind gemeinsam aufgewachsen. Sie war meine erste Liebe und ich ihre.“
Molly legte ihr Buch zur Seite, um mir aufmerksam zuzuhören.
„DuMorne war ein Hexer. Ein Schwarzmagier der schlimmsten Sorte. Er wollte uns zu seinen persönlichen Vollstreckern formen. Perfekt entwickelten, starken Magiern unter einem mentalen Zwang, ihm zu dienen. Er hat sich Elaine als erste gekrallt. Ich wurde misstrauisch und wehrte mich. Ich habe ihn ermordet.“
Molly blinzelte. „Aber das erste Gesetz …“
„Genau“, sagte ich. „So geriet ich auch unter den Damoklesfluch. Ebenezar McCoy wurde mein Mentor. Er rettete mir das Leben.“
„So wie du mir“, sagte sie leise.
„Ja.“ Ich sah mit zusammengekniffenen Augen in den leeren Kamin. „Justin ist verbrannt, und ich dachte, Elaine sei es genauso ergangen. Jahre später hat sich herausgestellt, dass sie überlebt hatte und sich seitdem versteckte.“
„Sie hat es dir nie gesagt?“, wunderte sich Molly. „So eine Schlampe.“
Ich bedachte meinen Lehrling mit einem schiefen Lächeln. „,Als wir uns das letzte Mal trafen, war ich schwer damit beschäftigt, das einzige Wesen, das für sie jemals einem wahren Elternteil nahegekommen war, umzulegen, und es musste der Eindruck entstehen, ich sei auch hinter ihr her. Die Situation ist ganz schön verwickelt, Molly.“
„Ich kapiere immer noch nicht, warum du in Hinblick auf sie gelogen hast.“
„Weil sie mir die Hölle heiß gemacht haben, sowie ich unter DuMornes Leichnam herausgeklettert bin. Wenn die Wächter gewusst hätten, dass sie ebenfalls dort war und vor dem Rat geflohen ist, anstatt sich zu stellen …“ Ich zuckte die Achseln. „Es macht allerdings den Anschein, als habe sie Ramirez davon überzeugt, dass sie einfach nicht mächtig genug ist, um für den Rat von Interesse zu sein.“
„Aber das ist sie?“, fragte Molly.
„Sie
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