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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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war äußerst geschickt gewoben, und ich war mir sicher, dass Elaine dafür verantwortlich war. Der Zauber machte den Anschein, als gebe er ein kleines bisschen Energie frei, vielleicht ein kurzes Aufflackern eines Lichtes oder ein Geräusch, das sie vor der Anwesenheit von Gesellschaft warnen würde.
    Kurz überlegte ich mir, ob ich wie der große, böse Wolf aus dem Märchen hereinplatzen sollte, doch dann entschied ich mich dagegen. Es wäre Elaine gegenüber nicht besonders höflich gewesen, und die einzige Person, der ich einen Schrecken einjagen wollte, war Helen Beckitt, falls sie denn dort war. Außerdem erwartete Elaine einen Killer. Wenn der Alarm losging, würde sie höchstwahrscheinlich einfach einen Blitz durch die geschlossene Tür donnern, ehe sie fragte, wer davor stand. Also klopfte ich.
    Ich konnte keine Veränderung erkennen, doch mein Instinkt sagte mir, dass auf der anderen Seite der Tür jemand war – das war jetzt keine Magie, sondern einfach die plötzliche Abwesenheit jenes Gefühls, das man hat, wenn man mutterseelenallein in einem verlassenen Haus steht.
    Ich spürte, wie sich die Magie des Schutzzeichens schwach zu regen begann. Dann klapperte die Tür, sprang auf und offenbarte Elaine, die mit einem belustigten Lächeln auf der anderen Seite stand.
    „Oh, ich verstehe“, sagte ich. „Kein Schutzzeichen. Ein Guckloch.“
    „Manchmal muss ein Mädchen improvisieren“, sagte sie. „Du siehst abscheulich aus.“
    „Lange Nacht.“
    „Natürlich. Ich dachte, du wolltest anrufen?“
    „Ich war gerade in der Gegend.“
    Sie zog erwartungsvoll die Oberlippe hoch. „Ach ja?“ Ich sah förmlich, wie sich die Zahnräder in ihrem Oberstübchen drehten. Dann nickte sie und senkte ihre Stimme. „Welche?“
    „Beckitt“, flüsterte ich.
    „Sie ist hier.“
    Ich nickte und trat im selben Augenblick, als sie die Tür ganz öffnete, ein. Sie glitt zur Seite, als ich entschlossen in den Raum trat. Er war schön, schlicht, eine Art Minisuite mit einem französischen Bett, einer Couch und einem Beistelltischchen.
    Priscilla saß in einem grünen Rollkragenpullover und einem kratzig aussehenden Wollrock auf der Couch und warf mir einen missbilligenden Blick von wahrhaft Dickensschen Ausmaßen zu. Abby und Toto hatten den Boden in Beschlag genommen. Toto war in einen Kampf auf Leben und Tod mit einer weißen Tennissocke verwickelt, die er vom Fuß seiner kleinen, behäbigen Besitzerin stibitzt hatte, die einfach nur dasaß und in die Ferne starrte. Anna saß auf der Bettkante. Ihre dunklen Augen waren müde, blutunterlaufen und ernst. Helen stand wieder am Fenster und hielt die Gardine gerade weit genug offen, um nach draußen spähen zu können.
    Toto ließ augenblicklich das epische Schlachtfeld hinter sich, sobald er Mouse entdeckt hatte, und watschelte einige Zentimeter von Abbys rettendem Schoß entfernt nervös im Kreis. Mouse trabte zu ihm hinüber, um den kleinen Hund höflich zu beschnüffeln und ihm dieselbe Möglichkeit einzuräumen. Dann ließ er sich auf den Boden fallen und begann, dem Winzling freundlich über das Fell zu lecken.
    „Meine Damen“, sagte ich und fügte dann nach einer kurzen Pause hinzu: „Mrs. Beckitt.“
    Sie sah mich nicht an. Sie grinste nur und starrte aus dem Fenster. „Ja?“
    „Was wissen Sie?“, fragte ich sie.
    „Bitte?“, fragte sie.
    „Sie wissen etwas über den Fall und sagen es uns nicht. Raus damit.“
    „Ich kann mir nicht vorstellen, wovon Sie reden“, antwortete sie.
    Anna erhob sich. „Mister Dresden, Sie wollen doch nicht etwa Helen beschuldigen, in die Geschichte verwickelt zu sein?“
    „Genau das will ich“, antwortete ich. „Wissen die, wie wir uns das erste Mal getroffen haben, Helen? Haben Sie davon berichtet?“
    Das zog alle Blicke im Raum auf mich.
    „Helen?“, fragte Abby nach einer Weile. „Wovon spricht er?“
    „Tun Sie sich keinen Zwang an“, sagte Helen. Ganz schwach klang trockene Belustigung in ihrem Tonfall mit und füllte ihre eintönige Stimme mit einer Spur von Leben. „Es fiele mir nicht einmal im Traum ein, Sie der Befriedigung zu berauben, auf jemand anderen herabzublicken, der nicht so rechtschaffen ist wie Sie selbst.“
    „Was meint sie damit?“, verlangte Priscilla zu wissen. Sie warf mir einen mörderischen Blick zu. Offenbar hatte sie sich schon entschieden, was sie von mir halten würde, ungeachtet dessen, was ich zu sagen hatte.
    Es war doch immer wieder nett, wenn man sich auf manche Dinge

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