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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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„Tatsächlich waren es Flammenwerfer. Aber ich glaube, das Prinzip lässt sich auf Maschinengewehre übertragen.“
    Sie atmete schwer durch, und ihre grünen Augen nahmen die Anlegestellen genau unter die Lupe. „Ich verstehe. Dann nach dir.“
    Ich bereitete mein Schildarmband vor, umfasste entschlossen meinen Stab und wand die Kette meines Amuletts um die ersten zwei Finger meiner Rechten. Ich ließ das Amulett leicht herabbaumeln, damit es mir auch weiter die Richtung anzeigen konnte. Ich trat auf einen der Stege hinaus und folgte dem Spruch zu den am weitesten draußen vertäuten Booten. Mit äußerster Klarheit drangen Elaines gewandte, gleichmäßige Schritte und das Rauschen der Wellen, die sich an Bootsrümpfen brachen, an mein Ohr.
    Bleierne Wolken hatten sich über den Sommerhimmel gelegt, und sporadisch rollte Donnergrollen vom See heran. Auf den Docks herrschte bei weitem nicht so viel Trubel wie an einem schönen Tag, dennoch befanden sich einige Dutzend Leute in der Nähe, die in Richtung ihrer Boote steuerten, an Deck arbeiteten, letzte Vorbereitungen trafen, um abzulegen oder hier und da ein Tau sicherten. Ich war der Einzige, der einen langen Ledermantel trug, und das brachte mir einige misstrauische Blicke ein.
    Das Amulett führte mich zum letzten Dock, das am weitesten vom Ufer entfernt war. Das Boot, das hier vertäut war, war groß, zumindest im örtlichen Vergleich. Mit etwas gutem Willen hätte man es für das Stuntdouble des Bootes aus dem Weißen Hai halten können. Es war in die Jahre gekommen, leicht ramponiert, die weiße Farbe war zu einem an manchen Stellen abblätternden Grau vergilbt, und die Planken des Rumpfes machten einen etwas zusammengeschusterten Eindruck. Über die Fenster der Brücke hatte sich eine undurchsichtige Schicht aus Staub und öligen Schlieren gelegt. Man hätte den Kahn längst wieder einmal mit einem Sandstrahler abschmirgeln und neu streichen müssen. Mit Ausnahme der Buchstaben am Heck, die offensichtlich erst vor kurzem mit dicker, schwarzer Farbe aufgetragen worden waren: WASSERKÄFER.
    Ich ging drei Meter zurück und prüfte nochmals, wohin mein Amulett wies. Der Wasserkäfer war unser Boot.
    „He“, rief ich. „Äh, ähm. Ahoi! Thomas!“
    Grabesstille beantwortete meinen Gruß.
    Ich sah über die Schulter. Elaine hatte sich zurückgezogen; von ihrem jetzigen Standpunkt gute sieben Meter den Steg hinunter konnte sie das gesamte Deck im Auge behalten. Wie sagte man beim Militär zu so etwas? Ein Kreuzfeuer vorbereiten? Vielleicht hieß es auch „verdeckte Feuerstellung vorbereiten“. Die Absicht war jedenfalls, alle Scheußlichkeiten, die unter Umständen von Bord gesabbert kamen, gleichzeitig aufs Korn zu nehmen und von beiden Seiten zu beharken, bevor sie „Hui buh!“ sagen konnten.
    Andererseits war es nur zu gut möglich, dass dies jemandem auf dem Boot, der uns ans Leder wollte, längst aufgefallen war, wenn er nur eine Spur gesunden Menschenverstand besaß.
    „Thomas!“, rief ich erneut. „Harry Dresden hier!“
    Wenn mir irgendwer auf dem Boot übel wollte, war es für ihn das Klügste, sich still zu verhalten um mich an Bord zu locken. Das würde meine Chancen, einem Angriff auszuweichen, radikal senken und dem bösen Buben zugleich ermöglichen, mir seinen besten Schwinger zu verpassen und mich schnellstmöglich zu erledigen. Was zugegebenermaßen der verlässlichste Weg war, wenn man sich einen Magier vom Hals schaffen wollte. Wenn man uns eine Sekunde zum Durchatmen ließ, konnten wir verdammt lästig werden.
    „Gut“, sagte ich zu Elaine, ohne den Blick vom Boot abzuwenden. „Ich gehe an Bord.“
    „Ist das klug?“
    „Nein.“ Ich blickte für einen Sekundenbruchteil zu ihr hinüber. „Hast du eine bessere Idee?“
    „Nein“, gab sie zu.
    „Gib mir Deckung.“
    „Deckung geben.“ Elaine schüttelte den Kopf, doch dann ließ sie ein Ende der Kette aus ihrer Hand gleiten und fing es mit der anderen auf. Sie umfasste es so, dass sich nun gute eineinhalb Meter Kette zwischen ihren Händen befanden. Fünkchen umspielten das Metall – viel zu subtil, als dass es irgendjemandem aufgefallen wäre, der nicht genau nach so etwas Ausschau hielt. „Eigentlich hätte ich gedacht, wir erledigen hier einen Job, und plötzlich finde ich mich in so einem kitschigen Polizeifilm wieder?“
    „Mhm“, nickte ich. „Ich bin der liebenswürdige Narr. Du darfst die blitzgescheite Konservative sein.“
    „Was ist, wenn ich lieber der Narr

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