Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)
und zu mal, dein Hirn in Gegenwart von Frauen zu benutzen, nicht nur deinen Zauberstab.“ Thomas warf mir meinen Stab zu.
Ich fing ihn. „Die größten Kritiker der Elche waren früher selber welche.“
Mein Bruder bemächtigte sich auf dem Weg zur Tür eines Apfels aus einem Korb auf der Anrichte, warf einen Blick über die Schulter und knurrte: „Volldepp. Sei froh, dass Nikodemus ein Mann ist.“
Er verschwand, und ich stand einen Augenblick stinkwütend auf ihn da. Ich meine, klar, höchstwahrscheinlich hatte er recht – aber das nervte mich nur umso mehr.
Er hatte noch in anderer Hinsicht recht: Anastasia hatte vor dem Feuer einfach nur bezaubernd ausgesehen.
Hm.
Ich hatte in Gedanken noch nie ihren Vornamen mit ihr in Verbindung gebracht. Sie war einfach immer „Luccio“ oder „die Kommandantin“ oder „Kommandantin Luccio“ gewesen. Wenn ich es mir recht überlegte, war sie aus dem Balzspiel noch länger draußen als ich. Denkbar, dass sie letzte Nacht selbst nicht vor lauter Selbstbewusstsein übergeschäumt hatte.
Die Situation war eine Überlegung wert.
Später.
Denn nun lagen Intrige und unausweichlicher Verrat in der Luft, und ich musste mich konzentrieren.
Ich ging zur Werkstatt. Der Tag war heller als der zuvor, doch die Wolken hatten sich noch nicht verzogen. Es hatte zwar zu schneien aufgehört, aber der Wind wirbelte ausreichend Schnee in die Luft, dass das auch keinen Unterschied machte. Ein Blick in den Spiegel hatte mir gezeigt, dass meine Nasenspitze, meine Ohren und meine Backen rau und puterrot angelaufen waren. Was ich meiner kurzen Liebäugelei mit einem Erfrierungstod zu verdanken hatte. Ich sah aus wie nach einem schlimmen Sonnenbrand. Wenn man jetzt zu diesem Bild noch meine Waschbäraugen hinzufügte, sah ich im höchsten Maße entzückend aus.
Kein Wunder, dass sich Luccio mit einer derartigen Inbrunst auf mich geworfen hatte.
„Verdammt, Harry, konzentrieren, konzentrieren. Es lauert Gefahr“, sagte ich mir.
Ich öffnete die Tür der Werkstatt genau in dem Augenblick, als Michael seine Arme verschränkte und sagte: „Ich verstehe immer noch nicht, warum ich nicht mitkommen kann.“
„Weil wir versuchen, einen Kampf zu vermeiden“, entgegnete Luccio ruhig, „und eine Atmosphäre paranoider Angst ist nicht gerade förderlich, die richtige Umgebung für einen friedlichen Austausch zu schaffen.“
„Ich habe keine Angst vor ihnen“, grummelte Michael.
„Nein“, sagte Luccio mit leisem Lächeln. „Aber die vor Ihnen.“
„Wie dem auch sei“, mischte sich Gard ein, „weder die Kirche noch die Ritter haben die Abkommen unterzeichnet. Ich will es nicht allzu plump ausdrücken, Herr Ritter, aber es geht Sie schlicht und ergreifend nichts an.“
„Sie kennen diese Leute nicht“, antwortete Michael ruhig. „Nicht wie ich.“
„Ich aber“, sagte ich leise. „Zumindest ansatzweise.“
Michael drehte sich um, um mir einen ruhigen, fragenden Blick zuzuwerfen. „Vielleicht“, sagte er leise. „Glaubst du, ich sollte mich fernhalten?“
Ich antwortete nicht sofort. Gard beobachtete mich vom Rand ihres Feldbettes aus. Sie war wieder angezogen und saß aufrecht, auch wenn sie noch immer nicht wieder völlig hergestellt wirkte. Hendricks hatte wieder an der Werkbank Platz genommen, auch wenn er diesmal damit beschäftigt war, sein Messer zu schärfen. Waffennarren bastelten doch dauernd an ihren Spielsachen herum. Murphy, die am anderen Ende der Werkbank saß, reinigte ihr Schießeisen. Sie bewegte ihren verletzten Arm kaum, hatte aber offensichtlich volle Kontrolle über ihre Hand. Sanya hatte sich in der Ecke neben der Werkbank aufgebaut und bearbeitete geduldig Esperacchius’ Lederscheide mit einem Pflegeöl.
„Ich denkenicht, dass sie uns jetzt den Dolch in den Rücken rammen werden“, sagte ich ruhig. Ich sah zu Luccio hinüber. „Ich denke aber, es wäre klug, ein paar Ritter auf Abruf in der Nähe zu haben, sollte ich mich irren.“
Luccios Kopf zuckte leicht zurück.
„Kein Grund, unsere Wetten nicht etwas abzusichern“, sagte ich. „Diese Typen sind nicht so nett wie die finsteren Feen oder der Rote Hof. Ich habe sie bereits in Aktion erlebt, Kommandantin.“
Sie zog die Lippen kraus, doch ihr Blick wankte für keine Sekunde. „Gut, Wächter“, sagte sie schließlich. „Es ist Ihre Stadt.“
„Dazu habe ich nicht meine Einwilligung gegeben“, brummte Gard und erhob sich mit finsterem Gesicht.
„Oh, leb damit, Blondie“,
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