Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)
durchtrenntes Kabel zu Boden fiel, das surrte und spotzte, bis es auch verstummte.
Dann fielen mir ein paar Dinge auf.
Das silberne Konstrukt, das sich den Denarier gegriffen hatte, war verschwunden, und ich hatte kein Gefühl in meiner rechten Hand.
Panisch sah ich nach unten, doch sie war noch da und baumelte lose am Ende meines rechten Arms. Unterhalb meines Handgelenks spürte ich nicht das Geringste. Meine Finger waren leicht gekrümmt, weigerten sich aber beharrlich, Befehle entgegenzunehmen.
„Kacke“, murmelte ich. Dann ordnete ich meine fünf Sinne, umklammerte meinen Stab fester mit der linken Hand und ging ein paar schnelle Schritte, bis ich direkt über Dornenbubi stand.
Dann prügelte ich mit dem schweren Eichenholz auf seinen Schädel ein, bis er sich nicht mehr bewegte.
Nur weil er sich nicht rühren konnte, war er ja noch lange nicht bewusstlos, und er war sicher nicht alleine in diesem Gebäude. Hätte er herumzubrüllen begonnen, wäre mir das überhaupt nicht recht gewesen, da er damit meine Position verraten hätte.
Einer erledigt. Keine Ahnung, wie viele noch vor mir lagen.
Ich kauerte mich mit der Wand zu meiner Rechten, den Fenstern, die vom Ozeanarium nach draußen sahen, zu meiner Linken und dem Höllenfeuerstrahl in meinem Rücken auf dem Gang nieder. Ich konnte immer noch nichts hören, was bedeutete, dass sie noch nicht versucht hatten, sich das Archiv zu schnappen. Kincaid würde sich nicht lautlos überwältigen lassen.
Aber sie waren mit mir hier. Sie mussten es einfach sein.
Aber sie wussten nicht, dass ich hier bei ihnen war.
Das konnte ein Vorteil sein. Möglicherweise sogar ein Riesenvorteil.
„Klar, Harry. Welche Katze erwartet schon jemals, dass die Maus hinter ihr her ist?“, spottete eine Stimme in meinem Hinterkopf.
Ich stopfte meine taube rechte Hand in die Tasche meines Staubmantels, versuchte, den Mark und Bein durchdringenden Schmerz der Energie, die weiter meinen Körper durchtobte, und die winzigen Erdbeben puren Entsetzens, die meinen Magen erschütterten, zu ignorieren und schlich mich leise vorwärts, um einigen gefallenen Engeln einen unerwarteten Schlag zu versetzen.
31. Kapitel
I n einem Artikel einer Biologin habe ich einmal gelesen, Delfine seien genauso schlau wie Menschen. Die Delfine, mit denen sie arbeitete, hätten absichtlich Tests in den Sand gesetzt und wir hätten Jahre gebraucht, um herauszubekommen, dass sie vielleicht sogar noch schlauer sind als wir. Ich war natürlich auch über gegenteilige Meinungen gestolpert, dass die Viecher nämlich um einiges dämlicher wären als wir. Aber nachdem ich mich noch nie mit einem Delfin zu einem gemütlichen Damespiel zusammengesetzt hatte, hatte ich mir in dieser Angelegenheit bis zu diesem Tag im Shedd Aquarium noch keine eigene Meinung gebildet.
Doch dann schwammen diese hässlichen, kleinen Delfine absolut lautlos neben mir her, bis sie mit ihren Rückenflossen auf das Wasser klatschten, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Etwa fünfundzwanzig Meter weiter am Becken entlang, wo der Gang eine Kurve vollführte, die ich nicht einsehen konnte, begannen sie plötzlich, einen Heidenradau zu schlagen. Sie quietschten, schnatterten und platschten, so sehr sie nur konnten.
Eine halbe Sekunde starrte ich sie belämmert an, bis die Botschaft dann auch endlich zu mir durchgedrungen war: Bösewicht ganz in der Nähe! Offensichtlich hatten die Unterwasseramerikaner beschlossen, dass ich zur Heimmannschaft gehörte. So plötzlich das Geschnatter der Delfine begonnen hatte, so plötzlich verschwanden die Tiere auch wieder unter der Wasseroberfläche. Ich konnte ein knirschendes, eilig dahinjagendes Geräusch ausmachen, und mein Instinkt zog meinen Blick nach oben. Schemen bewegten sich auf der schneebedeckten Kuppel des Ozeanariums.
Weitere Teile von Nikodemus’ Plan, mich hinzuhalten, wurden mir nun klar. Er hatte die Zeit benötigt, seine Leute in und auf dem Gebäude in Position zu bringen, sobald er ausfindig gemacht hatte, wo sich das Archiv im Aquarium befand. Ich warf mich in die dichten Farne, die am Rand des Pfades neben den äußeren Becken wuchsen, und verkroch mich in der dichtesten Staude Grünzeug, die ich nur auftreiben konnte. Ich hielt die Energie verzweifelt in mir und hoffte, noch mehr als nur einen Schlag aus dem Hinterhalt anbringen zu können.
Einen Atemzug später zersplitterte Glas und hagelte ins Gebäude herab. Dunkle Gestalten, die kaum etwas Menschliches an sich hatten,
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