Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)
„Immer noch Agnostiker?“
„Ich bin bereit, manche Dinge zu glauben“, erwiderte er mit einem Achselzucken.
„Luccio hat zwei erledigt“, berichtete ich Michael. „Wie sieht die Gesamtzahl aus?“ Ich brauchte das nicht genauer auszudrücken.
Sanya grinste. „Das sind gute Neuigkeiten.“
Ich blitzte Sanya an. „Diese Arschlöcher haben ein kleines Kind entführt, das sie so lange foltern werden, bis es einen gefallenen Engel annimmt“, sagte ich leise. „Es gibt keine guten Nachrichten.“
Der Ausdruck des gigantischen Russen wurde nüchtern. „Das Gute ist dort, wo man es findet.“
„Elf“, sagte Michael leise.
Ich blinzelte ihn an. „Was?“
„Elf“, wiederholte er. „Elf von ihnen sind heute gefallen. Den Wunden nach hat Kincaid fünf von ihnen erledigt. Kommandantin Luccio zwei weitere. Sanya und ich haben zwei auf der Flucht gestellt. Einer trug einen Behälter mit den Münzen der Gefallenen.“
„Wir haben auch die Münze Urumviels gefunden. Wir wussten, dass ein Opfer von ihm besessen war“, sagte Sanya. „Dennoch fehlt uns eine Leiche.“
„Die geht auf mein Konto“, sagte ich. „Sie ist nichts weiter als kleine Ruß- und Aschefleckchen. Somit wären wir bei zehn.“
„Ein weiterer ertrank, als das Becken einbrach“, sagte Michael. „Er schwamm dort unten im Wasser. Elf.“ Er schüttelte den Kopf. „Elf. Weißt du, was das bedeutet?“
„Dass wir ein Messerset bekommen, wenn wir noch einen töten?“
Er drehte sich zu mir um, und seine hellen Augen musterten mich eindringlich. „Tessa ist mit nur vier Mitgliedern ihres Gefolges entkommen, und von Nikodemus fehlt jede Spur. Wir haben schon dreizehn Münzen in Sicherheit gebracht – heute kommen elf dazu, wenn wir tatsächlich alle finden können.“
„Somit verbleiben nur sechs Münzen, die noch weiter Schaden anrichten können“, sagte Sanya. „Sechs. Das sind die letzten sechs, und sie sind alle hier in Chicago. Zusammen.“
„Die Gefallenen in den Münzen haben über zwei Jahrtausende einen Krieg um die Seelen und Gedanken der Menschheit geführt, Harry“, fuhr Michael fort, „und wir haben uns ihnen in den Weg gestellt. Dieser Krieg könnte ein Ende finden. Alles könnte vorbeisein.“
Er drehte sich zum Becken zurück und schüttelte den Kopf. Er sah vollkommen entgeistert aus der Wäsche. „Ich könnte zu Alicias Softballspielen gehen. Klein Harry lehren, wie man Fahrrad fährt. Ich könnte Häuser bauen, Harry.“
Die Sehnsucht in seiner Stimme war so deutlich, dass sie mir förmlich über mein Gesicht strich.
„Lasst uns die letzten Münzen zusammenwerfen und verschwinden, ehe die Blaulichter hier antanzen“, mahnte ich sanft. „Michael, falte bitte den Packen auf.“
Er runzelte die Stirn, kam aber meiner Bitte nach und zeigte mir die angelaufenen Silberscheiben. Ich zog das Münzenpaar, das ich gefunden hatte, mit der behandschuhten Hand aus meiner Hosentasche und fügte sie dem kleinen Häufchen hinzu. „Danke“, meinte ich, „und jetzt nichts wie weg.“
Ich wandte mich um und setzte mich in Bewegung, als Michael den Stoff wieder über die Münzen schlug. Sein Blick war in die Ferne gerichtet, höchstwahrscheinlich hing er gerade einem Tagtraum nach, in dem er die Münzen in einem tiefen, finsteren Loch versenkte und danach ein langweiliges, normales Leben mit seiner Frau und seinen Kindern führte.
Ich gönnte ihm diesen Augenblick.
Verdammt, ich würde ihm diesen Traum stehlen müssen.
Egal, ob er mit meiner Idee einverstanden war oder nicht.
35. Kapitel
D en Kopf an die Seitenscheibe gelehnt schlief ich die ganze Fahrt zu Michaels Haus über in der Fahrerkabine seines Lasters. Sanya saß auf dem mittleren Sitz. Verschwommen bekam ich mit, wie sich die beiden auf der Heimfahrt flüsternd unterhielten, doch ihre Stimmen, hauptsächlich Sanyas, klangen in meinen Ohren nur wie fernes Donnergrollen, und ich beschloss, sie auszublenden, bis der Laster stehenblieb.
„Es ist völlig bedeutungslos“, sagte Michael geduldig. „Sanya, wir werben keine Mitglieder. Wir sind keine Freimaurerloge. Es muss aus Berufung geschehen.“
„Wir vollstrecken täglich Gottes Willen“, antwortete Sanya. „Wenn er sich etwas Zeit damit lässt, einen neuen Träger für Fidelacchius zu bestimmen, könnte er uns damit doch vielleicht einen dezenten Hinweis geben wollen, diese Verantwortung selbst zu übernehmen.“
„Versicherst du mir nicht in einer Tour, dass du dir unsicher bist, ob Gott
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