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Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Titel: Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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grünen Augen sahen zu mir herüber, um mich eindringlich zu mustern. Als sich Rosannas Mund wieder öffnete, drang eine ganz andere weibliche Stimme zwischen ihren Lippen hervor. „Lasciel hat dich über uns aufgeklärt.“
    „Könnte man so sagen“, antwortete ich.
    Leicht rechts vor uns flammte ein helles Licht in der Dunkelheit auf – ich tippte auf ein Signalfeuer. Doch in der Nacht und bei all dem Schnee konnte ich nicht mit Sicherheit bestimmen, wie weit es entfernt war.
    „Dort“, brummte Rosanna. „Da drüben. Entschuldige.“
    Als sie zum Steuerrad hinüber schlenderte, seufzte ein Luftzug über den See. An sich war das nicht gerade eine verblüffende Neuigkeit. Während des Schneesturms hatte die ganze Zeit Wind gefaucht. Doch etwas an der Brise erregte meine Aufmerksamkeit. Etwas stimmte nicht.
    Ich brauchte drei oder vier weitere Sekunden, bis ich erkannte, was mich gestört hatte.
    Es war Südwind, und er war warm.
    „Oh-oh“, murmelte ich. Ich hielt das Knicklicht hoch und begann, die Seeoberfläche um uns herum abzusuchen.
    „Harry?“, rief Michael. „Was ist?“
    „Spürt ihr diese Briese?“, erkundigte ich mich.
    „ Da “, sagte Sanya mit verwirrter Stimme. „Ist lauwarm. Na und?“
    Michael begriff. „Der Sommer ist auf dem Weg hierher“, sagte er.
    Rosanna warf einen Blick über die Schulter. „Was?“
    „Bring uns an Land“, befahl ich. „Es ist den Dingen, die hinter mir her sind, höchstwahrscheinlich völlig egal, ob sie dich mit mir ins Grab reißen.“
    Sie wandte sich wieder dem Steuerrad zu und ließ den Motor an – dieser hustete und spotzte, wollte aber nicht anspringen.
    Die Böe gewann an Stärke. Statt Schneeflocken begannen dichte, matschige Graupel auf uns herabzuregnen. Weiteres Eis bildete sich auf dem Boot. Im Schimmer meines Knicklichts konnte man ihm förmlich beim Wachsen zusehen. Die Wellen wurden immer höher und schüttelten das Boot heftig durch.
    „Los!“, hörte ich mich selbst sagen. „Los jetzt!“
    „Seht, dort“, rief Sanya und deutete mit dem Finger auf das Wasser neben dem Boot.
    Etwas Langes, Bräunliches, Faseriges und unglaublich Schleimiges peitschte aus dem Wasser empor und wand sich am Arm des russischen Ritters vom Handgelenk bis zu seinem Ellenbogen hoch.
    „ Bozhe moi! “
    Zwei weitere Stränge schossen in unterschiedlichen Winkeln aus dem Wasser empor. Einer umschlang seinen Oberarm, der andere legte sich ihm um Gesicht und Kopf, und er wäre um ein Haar über Bord gegangen, bevor ich überhaupt mitbekommen hatte, was da gerade geschah, um mein Gewicht zu verlagern und nach ihm zu greifen. Ich konnte gerade noch einen seiner Stiefel packen, ehe er völlig über die Bordwand ins Wasser gerissen wurde. Ich stemmte ein Bein gegen die Bordwand und zog so kräftig ich konnte an Sanyas Fuß. „Michael!“
    Der Motor des Bootes hustete, drehte durch, stotterte und erstarb.
    „ In nomine Dei Patri! “, brüllte Michael, als Amoracchius aus der Scheide fuhr. Das Breitschwert fuhr mit einem Hieb herab und durchtrennte die Stränge, die Sanya im Würgegriff hatten. Sie seltsame Masse begann an den Rändern, wo Amoracchius’ Stahl sie zerteilt hatte, wie Papier in Flammen auszubrechen.
    Ich schleifte Sanya wieder ins Boot, und der große Russe hatte gerade noch genügend Zeit, seinen Säbel aus der Scheide zu reißen, ehe weitere Stränge dieser belebten, braunen Tentakel auf uns herabpeitschten. „Was ist das?“
    „Kelpies“, knurrte ich. Wenn sie die Schiffsschraube unseres Bootes umwickelt hatten, waren wir an Ort und Stelle gefangen. Ich brüllte Rosanna an: „Los!“
    Das Boot legte sich plötzlich gefährlich auf eine Seite. Ich riss den Kopf herum, um einen Blick über meine Schulter zu erhaschen, und sah, dass Kelpies über die Bordwand kletterten. Es handelte sich um schleimige, abstruse Gestalten, die nur ansatzweise menschenähnlich waren und einfach aus einer Masse Seetang bestanden, in der ein großes Maul klaffte und zwei silberne Lichter anstelle von Augen tanzten.
    Ich fuhr herum, riss meinen Arm in einem gewaltigen Bogen hoch und schleuderte ihnen meinen Willen mit dem Aufschrei: „Forzare!“ entgegen.
    Eine unsichtbare Kraft riss die Kelpies von der Bordwand, und lange, schleimige Streifen nasser Wasserpflanzen blieben am Fiberglas des Rumpfes haften. Sie stießen gurgelnde Schreie aus, als sie rückwärts in das Wasser des Sees platschten.
    Der Motor sprang an und stieß ein lautes Röhren aus. Das Heck des

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