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Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Titel: Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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massives Gestein unter meinen Füßen haben, durch das ich magische Kraft schöpfen konnte. Das Wasser des Sees würde zwar einen guten Teil davon einfach wegspülen – zwar nicht so viel wie fließendes Wasser, aber immerhin –, doch ich würde abermals in der Lage sein, irgendetwas zu tun, um mich zu verteidigen.
    Also sprang ich ins Wasser, bevor das Boot endgültig gekentert war und mich ohnehin in die kalten Fluten befördert hätte.
    Mein Körper informierte mich ohne Umschweife, dass ich eine wahnwitzige Entscheidung getroffen hatte.
    Man hat nicht die geringste Ahnung, wie sehr man frieren kann, bis man einmal in Wasser knapp am Gefrierpunkt gesprungen ist.
    Ich schrie die ganze Zeit über wie am Spieß und suchte mit meinen halb erfrorenen Füßen nach einer Stelle, an der ich stehen konnte, wobei ich darauf achtete, das Bein, das Nikodemus so gerne demoliert hätte, möglichst nicht zu belasten. Dann hielt ich das Amulett meiner Mutter in meiner rechten Hand hoch, konzentrierte mich darauf und ließ langsam und vorsichtig Energie hineinfließen. Wie alles in dieser garstigen Kälte dauerte es ein Weilchen, doch ich schaffte es tatsächlich, etwas Kraft aus dem Fels unter mir zu ziehen und das silberblaue Magierlicht in dem Schmuckstück zu wecken – ein immer heller werdendes Licht, das sich wie ein Leuchtfeuer über die Fluten ergoss und laut und deutlich verkündete: „Ich bin hier!“
    „T... T... Thomas“, bibberte ich und zitterte so stark, dass ich um ein Haar meinen Stand auf dem Felsen verloren hätte. „D... d... du b... b... bist b... b... besser g... g... ganz i... i... in d... d... der N... N... Nähe!“
    Deirdres Männer waren das nämlich.
    Die Suchscheinwerfer zuckten ohne Umschweife in meine Richtung herum, und die Boote – Flöße aus Gummi, die ohne Probleme über das Riff flitzen würden – hüpften über die Wellen auf mich zu.
    Ich hätte eines der Flöße versenken können. Doch das hätte jeden Mann darauf getötet, und diese Menschen arbeiteten nicht aus persönlicher Gier mit den Dämonen zusammen. Es waren einfach Menschen, und die meisten waren von Kindesbeinen dazu erzogen worden, Nikodemus und Konsorten zu dienen. Höchstwahrscheinlich waren sie ernsthaft davon überzeugt, das Richtige zu tun. Ich konnte jemanden wie Nikodemus abmurksen und würde deswegen nicht schlecht schlafen. Aber ich war nicht sicher, ob ich damit leben konnte, eines dieser Flöße auf den Grund des Sees zu schicken und die Männer einem kalten Tod zu überlassen. Dafür war Magie nicht geschaffen.
    Darüber hinaus würde es mich nicht retten, sie zu versenken. Selbst wenn ich jedes einzelne Floß zum Sinken brachte und jeden einzelnen Soldaten in die eisigen Fluten befördern konnte, würde mich das nicht davon abhalten, selbst zu erfrieren, nur dass ich dabei jede Menge Gesellschaft haben würde.
    Ich war kein Ritter. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass ich nicht selbst irgendwo die Grenze zog.
    In etwa hundert Metern Entfernung begannen sie, das Feuer zu eröffnen, und ich hob meinen Schild. Kugeln prallten dagegen und ab, was konzentrische Kreise sich ausbreitender Energien über den Schild zucken ließ, als die Wucht auf den gesamten Schild aufgeteilt wurde. Die meisten Schüsse aber schlugen nicht einmal in der unmittelbaren Nähe ein. Von einem hüpfenden Gummifloß auf hundert Meter loszuballern sind nicht gerade die Vorbedingungen, die einen zu einem Meisterschützen machen.
    Doch sie kamen näher, und mir wurde kälter.
    Ich hielt Licht und Schild hoch.
    „Bitte, Thomas. Lass mich nicht im Stich“, dachte ich.
    Ich hörte nicht das Geringste, bis eine kalte Woge gegen meine Schulterblätter prallte und mich fast von den Füßen gerissen hätte. Dann erschütterte das schwere Tuckerndes Motors der Wasserkäfer das Wasser um mich herum, als das zerbeulte, alte Boot meines Bruder sich gefährlich nahe an das Riff herantastete und hinter mir längsseits ging.
    Ich liebte es, Thomas wegen der Wasserkäfer aufzuziehen, indem ich ihm unter die Nase rieb, er habe die Requisite aus Der Weiße Hai geklaut. Der wahre Grund dahinter war jedoch, dass ich nicht die geringste Ahnung von Booten hatte und deshalb insgeheim äußerst beeindruckt war, wie unbekümmert er mit dem Kahn über den See schippern konnte.
    „Harry!“, rief Murphy. Sie kam über das gefrorene Deck geeilt, wobei sie ein oder zwei Mal auf vereisten Flecken ausglitt. Sie hängte ein Seil, an dem ein Kletterharnisch

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