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Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Titel: Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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hörbar. Im Gegensatz dazu verursachte das Knirschen der Reifen im Schnee einen geradezu fürchterlichen Radau. Wir rollten an einem guten Duzend weiterer Vorzeigehäuser vorbei, die alle einen wunderhübschen, wenn auch leeren Eindruck machten, während sich der Schnee auf Fensterbrettern auftürmte, die uns wie leere Augenhöhlen halb vergrabener Totenschädel anstarrten.
    Etwas stimmte nicht. Ich hätte in diesem Augenblick nicht sagen können, was genau, aber ich konnte es so deutlich fühlen wie die geschnitzten Runen am Schaft meines Stabes.
    Wir waren nicht allein.
    Thomas spürte es ebenfalls. Mit einer fließenden Bewegung griff er hinter den Fahrersitz und angelte sich seinen Schwertgurt. Daran hing ein alter Reitersäbel der U.S.-Kavallerie, den er schon in so manch haariger Situation geführt hatte, neben seinem neuen Lieblingsspielzeug, das er im Augenblick so sehr liebte, einer gekrümmten Klinge. Ein Kukri, wie ihn die Gurkhas trugen.
    „Was ist das?“, fragte er leise.
    Ich schloss die Augen und tastete mit meinen arkanen Sinnen in die Nacht, als ich versuchte, etwaige Energien, die dort draußen waberten, zu entdecken. Der herabrieselnde Schnee blendete meine magischen Sinne ebenso sehr wie die rein körperlichen. „Bin mir nicht sicher“, sagte ich leise. „Aber was auch immer es ist, ich wette, es weiß, dass wir hier sind.“
    „Wie willst du an die Sache gehen, wenn der Tanz beginnt?“
    „Ich habe nichts zu beweisen“, sagte ich. „Ich schlage vor, wir nehmen wie kleine Mädchen die Beine in die Hand.“
    „Mir recht. Aber wehe, wenn Murphy dich so reden hört.“
    „Ja. Sie ist bei ‚klein’ echt überempfindlich.“
    Meine Schultern verkrampften sich vor Anspannung, während Thomas kriechend und behutsam weiterfuhr. Er hielt neben dem letzten Haus der Straße an. Es machte einen fertigen Eindruck, und die Sträucher des sorgfältig angelegten Gartens ragten einsam und verlassen aus dem Schnee. Hinter den Fenstern waren schon Vorhänge aufgehängt, und schwache Reifenspuren, die sich noch nicht vollständig mit Schnee gefüllt hatten, waren in der Auffahrt zu der geschlossenen Garage zu erkennen.
    „Da ist jemand hinterm Fenster“, bemerkte Thomas leise. „Ich kann die Bewegung eindeutig sehen.“
    Ich hatte nichts davon mitbekommen, aber ich war auch kein übernatürliches Raubtier mit einem Eimer voller unnatürlich scharfer Sinne. Ich nickte, um ihm zu verstehen zu geben, dass ich ihn gehört hatte, und ließ meinen Blick über die Umgebung des Hauses schweifen. Die Schneedecke war unberührt. „Wir sind die ersten Gäste“, sagte ich. „Höchstwahrscheinlich machen wir jemandem Angst.“
    „Einem Schützen?“
    „Gut möglich“, antwortete ich. „Das sind die meisten von Marcones Leuten. Komm.“
    „Ich soll also nicht hier draußen warten?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Da draußen ist noch etwas anderes. Könnte nicht von Bedeutung sein, aber hier im Auto sitzt du auf dem Präsentierteller. Wenn du vielleicht die gepanzerte Version …“
    „Nörgel, nörgel, nörgel“, sagte Thomas.
    „Seien wir ruhig und freundlich“, sagte ich. Ich öffnete die Tür und stieg in kniehohen Schnee. Ich bemühte mich, nicht zu schnell zu gehen, und achtete darauf, dass meine Hände gut sichtbar waren. Auf der anderen Seite des Hummers folgte Thomas meinem Beispiel.
    „Hallo da im Haus!“, rief ich. „Jemand zuhause?“ In meiner Stimme lag dieses dumpfe, kehlige Timbre, das man nur bekommt, wenn es viel geschneit hat, fast als befände man sich in einem Raum. „Mein Name ist Dresden. Ich bin hier, um zu reden.“
    Grabesstille. Der Schnee begann, meine Schuhe und Jeans zu durchweichen.
    Thomas’ Kopf fuhr in Richtung des Endes der kurzen Straße herum, wo die Bauparzellen endeten und die Wälder, die als nächstes den Planierraupen zum Opfer fallen würden, begannen. Für einen Augenblick blickte er aufmerksam in die Nacht.
    „Es ist in den Bäumen“, informierte er mich leise.
    Die Härchen in meinem Nacken richteten sich auf, und ich hoffte inbrünstig, dass was auch immer da draußen lauerte kein Gewehr besaß. „Ich will keinen Krach!“, rief ich zum Haus hinüber. Ich hob zwei Finger. „Pfadfinderehrenwort.“
    Diesmal sah ich, wie sich der Vorhang bewegte und konnte eine schwache Bewegung dahinter ausmachen. Die innere Tür des Hauses öffnete sich, und eine Männerstimme erschallte. „Kommen Sie herein. Hände dort, wo ich sie sehen kann.“
    Ich nickte

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