Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)
Marcone“, entgegnete ich ihr.
„Haben Sie in seinem Büro angerufen?“
Ich blinzelte ihr einmal langsam zu. Dann wiederholte ich: „Ich suche Marcone.“
„Dessen bin ich mir sicher“, meinte Demeter, wobei sich ihr Ausdruck keine Sekunde änderte. „Was hat das mit mir zu tun?“
Ich fühlte, wie sich ein gezwungenes Lächeln auf meine Lippen stahl. „Miss D, ich muss mich fragen, warum Sie der Rezeptionistin aufgetragen haben, jedem, der nach Ihnen fragt, auszurichten, dass Sie nicht da wären.“
„Vielleicht, weil ich mich um Papierkram kümmern muss?“
„Oder möglicherweise, weil sie wissen, dass Marcone verschwunden ist und nun diese Taktik einsetzen, um Marcones Untergebene hinzuhalten, die nur auf eine Gelegenheit lauern, die freigewordene Stelle einzunehmen.“
Sie starrte mich einen Augenblick an, und noch immer konnte ich nichts in ihrem Gesichtsausdruck lesen. „Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Sie sprechen, Mister Dresden.“
„Sind Sie sicher, dass sie mich loswerden wollen?“, fragte ich listig. „Oder wollen Sie, dass ich bleibe und Sie ein wenig in die Mangel nehme? Ich kann es Ihnen verdammt schwer machen, Ihre Arbeit zu erledigen, wenn ich richtig motiviert bin.“
„Da bin ich mir sicher“, ächzte Demeter. „Warum wollen Sie ihn überhaupt finden?“
Ich schnitt eine Grimasse. „Ich muss ihm helfen.“
Sie hob eine feine, perfekt gezupfte Braue. „Sie müssen?“
„Es ist schwierig“, sagte ich.
„Ja, und nicht gerade glaubhaft“, entgegnete sie. „Ich bin mir Ihrer Meinung über John Marcone nur zu gut bewusst, und selbst, wenn wir mal annehmen, dass ich Informationen in Hinsicht seines Aufenthaltsortes besitze, bin ich mir nicht sicher, ob ich eine ungünstige Situation noch zusätzlich verschlimmern möchte.“
„Wie könnten Sie das?“, frage ich.
„Indem ich Sie in die Angelegenheit verwickle“, war ihre eindeutige Antwort. „Sie haben nicht Mr. Marcones Wohlbefinden im Sinn, und wenn Sie sich in diese Sache einmischen, könnte das seine Entführer zu drastischen Schritten veranlassen. Ich glaube nicht, dass es Ihnen auch nur für eine Sekunde den Schlaf rauben würde, wenn er dabei stürbe.“
Ich hätte ihr beinahe eine rotzige Entgegnung vor den Bug geknallt, wenn ich nicht auf der Bananenschale eines schlechten Gewissens ausgerutscht wäre, da ich so etwas in fast demselben Wortlaut kurz zuvor gesagt hatte.
„Aber Sir!“, drang Billies Stimme aus dem Gang zu uns herein.
Die Türöffnung hinter mir verdunkelte sich, ich drehte mich um und sah einige riesengroße Männer dort stehen. An der Spitze stand ein großgewachsener Kerl Ende vierzig, bei dem sich eine zärtliche Romanze mit Bier oder vielleicht auch mit Pasta anbahnte. Er schob einen ordentlichen Wanst vor sich her. Sein perfekt geschnittener Anzug verbarg die Wampe großteils und hätte wahrscheinlich auch die Pistole in seinem Schulterhalfter verdeckt, hätte er sich auch nur die geringste Mühe gegeben, sie zu verstecken.
„Demeter“, grollte der Riese. „Wir müssen uns unter vier Augen unterhalten.“
„Sie können sich mich gar nicht leisten, Torelli“, antwortete Demeter ruhig, „und ich bin mitten in einem Geschäftsgespräch.“
„Dann holen Sie eine Ihrer Huren, damit sie ihm einen runterholt“, knurrte Torelli. „Wir müssen reden.“
Sie zog eine Braue hoch. „Ach?“
„Ich will eine Liste Ihrer Bankkonten und Sicherheitspasswörter sowie eine Abschrift Ihrer Unterlagen der letzten sechs Monate.“ Mit ernster Miene baute er sich vor ihr auf. Torelli war der Typ Mann, der üblicherweise das bekam, was er wollte, wenn er sich vor jemandem aufbaute und nur finster genug aus der Wäsche blickte. Ich kannte diese Art Mann nur zu gut. Ich versuchte, an seinen Schlägern vorbeizulinsen, ob Thomas nach wie vor im Gang stand, konnte aber nicht die geringste Spur meines Bruders entdecken.
„Man muss sich schon wundern, ob Sie sich selbst eine Kostprobe Ihrer Ware genehmigt haben“, meinte Demeter. „Warum in Gottes Namen sollte ich Ihnen meine Unterlagen, Konten und Depots liefern?“
„Die Dinge hier werden sich ändern, Nutte. Angefangen mit Ihrer Einstellung.“ Torelli sah zu zwei der vier Männer hinter ihm hinüber und nickte in Demeters Richtung. Die Schläger, die den Eindruck mittelklassiger Rausschmeißer machten, umrundeten Torelli und stapften auf Demeter zu.
Ich verzog das Gesicht. Ich mochte Demeter persönlich nicht besonders,
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