Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)
Viecher können eine ganze Menge“, sagte ich danach. „Vor allem erlauben die Münzen ihren Besitzern, ihre körperliche Gestalt zu verändern, um besser für einen Kampf gewappnet zu sein als in menschlicher Form.“
„Kampfgestaltwandeln“, sagte Molly. „Cool!“
„Das ist nicht cool“, widersprach ich. Ich hielt kurz inne und gab schließlich kleinlaut zu: „Na gut, vielleicht ein bisschen. Dadurch sind sie viel schwerer zu verletzen. Sie werden dadurch schneller, und es verleiht ihnen alle möglichen Waffen. Klauen, Reißzähne und solches Gedöns. Cassius zum Beispiel hatte sicherlich Giftzähne. Ursiels Besitzer konnte sich in ein riesengroßes Bärenvieh mit Krallen, Fängen und Hörnern verwandeln. Eine andere wiederum konnte ihr Haar zu einer Million Streifen aus lebendigen Titanklingen werden lassen, die überall in der Gegend herumwirbelten und sogar Wände durchstoßen konnten. Sie konnte sie gut sechs bis sieben Meter ausdehnen.“
„Ich habe Kundschaft, die ist genau so“, grinste Thomas schnippisch.
Murphy blinzelte, und ich funkelte ihn böse an.
Ich räusperte mich und schoss noch einen giftigen Blick in Thomas ’ Richtung. „Ein weiterer, Nikodemus, scheint seine Gestalt nicht zu wandeln, doch sein verdammter Schatten konnte von der Wand springen, um einen zu erwürgen. Höllisch furchteinflößend.“
„Aber eine gemeinsame Uniform oder so was tragen die nicht?“, fragte Molly.
„Nicht mal ansatzweise“, entgegnete ich. „Jeder gefallene Engel scheint seine ganz eigenen Vorlieben zu besitzen, und ich tippe einmal stark darauf, dass sich diese Vorlieben noch zusätzlich an die einzelnen Träger der Münzen anpassen. Quintus Cassius’ Engel hatte diesen Schlangentick, und Cassius’ eigene Magie war auch verflucht schlangenlastig. Aber er war ganz anders als Ursiel, der wiederum ganz anders als das Gottesanbeterinnen-Mädchen von heute morgen war, das wieder ganz anders als jeder Denarier war, dem ich je begegnet bin.“
Murphy nickte. „Sonst noch was?“
„Schläger“, sagte ich. „Eigentlich eher wie eine Sekte. Nikodemus hatte einen Arsch voll Büttel, denen man die Zunge herausgeschnitten hatte. Es waren schwer bewaffnete Eiferer, die verrückt genug waren, lieber Selbstmord zu begehen, als sich von ihren Feinden gefangennehmen zu lassen.“
Sie zuckte zusammen. „Der Flughafen?“
„Ja.“
„Ist das alles?“
„Nein“, sagte ich. „Nikodemus hatte auch diese … am besten sagt man wohl Wachhunde dazu, denke ich. Nur, dass es keine Hunde waren. Keine Ahnung, was die Viecher in Wirklichkeit waren, aber sie waren hässlich, schnell und hatten ganz schön fiese Zähnchen. Aber das macht sie noch nicht wirklich gefährlich.“
„Nicht?“ Thomas’ Kinnlade klappte herunter. „Was sonst?“
„Die Gefallenen“, entgegnete ich.
Grabesstille senkte sich über den Raum.
„Diese Kreaturen sind uralt und hatten gut zweitausend Jahre Zeit, sich mit der Welt und der menschlichen Seele vertraut zu machen“, referierte ich ruhig. „Sie kapieren Dinge, die wir nicht mal im Ansatz begreifen können. Sie haben jeden Trick schon mindestens einmal gesehen, haben jeden Schachzug gelernt und sitzen ihren Besitzern gehörig im Nacken, wenn sie nicht schon längst das Steuer übernommen haben. Jeder von ihnen besitzt ein perfektes Erinnerungsvermögen, eine ganze Bibliothek an Informationen, auf die sie jederzeit frei zugreifen können, und sie sind Intriganten, gegen die Kardinal Richelieu wie Mutter Theresa aussieht. So hängen sie als unsichtbare Berater in den Hirnen ihrer Besitzer ab.“
Thomas musterte mich eine Weile eindringlich mit nachdenklich verzogener Stirn. Ich versuchte, ihn zu ignorieren.
Murphy schüttelte den Kopf. „Ich fasse einmal zusammen: eine unbekannte Anzahl von Feinden mit unbekannten Fähigkeiten, die von Horden von Wahnsinnigen und Rudeln von irgendwelchen Viechern und superintelligentem Kleingeld unterstützt werden.“ Sie warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu. „Schon schwer, für so was einen Plan zu entwickeln, wenn man bedenkt, wie viel wir wirklich wissen.“
„Nun, das ist dann unser nächster Schritt, nicht wahr?“, fragte Molly zögernd. „Wir finden mehr über sie heraus?“
Thomas linste zu Molly hinüber und nickte.
„Um das zu tun, müssen wir sie zunächst einmal finden“, sagte ich.
„Ein Suchzauber?“, schlug Molly vor.
„Ich habe leider keine Proben, die funktionieren würden“, gestand ich, „und
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