Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
ich.
„Irgendwelche Ideen, wer der Täter sein könnte?“
„Ein paar“, sagte ich. „Da sind jede Menge ganz unterschiedlicher Elemente im Spiel: Ekelmonster, Binder, Madeline Raith und jede Menge Geld. Ich habe das deutliche Gefühl, dass die Dinge für alle heftig den Bach runtergehen, wenn wir diese elende Ratte nicht bald finden. Ich weiß bloß noch nicht, was uns all das über den Typen selbst verrät.“
„Dass er echt schlau ist“, sagte Murphy. „Oder total verzweifelt.“
Ich zog eine Braue hoch. „Woraus schließt du das?“
„Wenn er superbrillant ist, kann es sein, dass wir seinen Plan noch nicht mal in Umrissen ahnen. Was jetzt läuft, könnte ein gigantisches Ablenkungsmanöver sein, während er im Hintergrund die Strippen für die eigentliche Offensive zieht.“
„So richtig glaubst du daran aber nicht, oder?“
Sie grinste mich leicht schief an. „Kriminelle sind in der Regel nicht die Hellsten. Außerdem darfst du nicht vergessen, dass wir nicht die Einzigen sind, die hier verzweifelt rumrödeln – unser Täter steckt in einer ähnlichen Lage. Wir machen ihm das Leben schwer. Er weiß nie genau, wo wir sind, er weiß nicht, was wir wissen oder was wir als Nächstes unternehmen werden.“
„Bühnennebel“, sagte ich nachdenklich.
Sie zuckte die Achseln. „Er schwimmt auch, ist nervös geworden. Das finde ich eine plausiblere Erklärung als die Vorstellung, dass es sich bei unserem Täter um einen Superschurken vom Schlag eines James-Bond-Bösewichts handelt, der ganz langsam Schritt für Schritt seinen sorgfältig durchkalkulierten Plan abwickelt. Dafür läuft alles zu wirr ab.“
„Was findest du hier wirr?“
„Ekelmonster war doch schon vor zwei Nächten hinter dir her, richtig?“
„Ja.“
„Der Privatdetektiv, von dem du mir erzählt hast, auch. Warum schickt man dir gleich zwei Schnüffler auf den Hals? Vielleicht weil die rechte Hand nicht wusste, was die linke tat?“
„Mhm“, stimmte ich zu.
„Nach allem, was du mir so erzählt hast, ist Ekelmonster nicht gerade der klassische Botenjunge.“
„Nein, das ist er wirklich nicht.“
„Aber mit dem Täter spricht er sich augenscheinlich ab, von ihm nimmt er Befehle entgegen. Warum hat er die Forderung nach dem Austausch persönlich überbracht? Das war doch nicht unbedingt notwendig. Meiner Meinung nach kam er ins Chateau, um abzulenken. So konnte Madeline sich verziehen, ehe es für sie brenzlig wurde.“
Ich blinzelte: Das war jetzt ganz schön viel auf einmal gewesen. Aber Murphy hatte ja recht: Ich war im Chateau gewesen, um Lara über meinen Verdacht zu informieren. Natürlich hätte sie Madeline festgesetzt, um meine Aussage zu überprüfen, auch wenn sie mir gegenüber alles heruntergespielt und einen auf cool gemacht hatte. Madeline musste das geahnt haben. Wie viel Zeit war eigentlich zwischen Luccios und meiner Ankunft im Chateau und dem Angriff des Naagloshii vergangen? Konnte Madeline in dieser Zeit von unserem Eintreffen erfahren und sich ausgerechnet haben, dass der Ernstfall eingetreten, dass sie aufgeflogen war? Hatte sie Zeit gehabt, Hilfe herbei zu telefonieren?
Möglicherweise.
Murphy sah mich an. „Ich finde, das liegt ziemlich klar auf der Hand, oder? Eigentlich schwer zu übersehen, Mr. Superdetektiv.“
„Ich habe einen Schlag auf den Kopf gekriegt, ja?“
Sie grinste mich an.
„Heilige Scheiße“, brummte ich. „Ja, klar ist es offensichtlich. Trotzdem war es nicht unbedingt ein dummer Schachzug.“
„Nicht dumm, aber ich glaube, wir dürfen ruhig von einer Verzweiflungstat ausgehen. Ich vermute, Ekelmonster war das Ass, das der Täter im Ärmel hatte. Ich glaube, als Morgan entkam, konnte der Kerl sich ausrechnen, wo er hin ist, der Druck auf ihn nahm zu, und er hat seine Superkarte ausgespielt. Nur warst du nicht bei Morgan, als Ekelmonster dich aufgabelte. Ekelmonster kriegte die Krise, als du mit den Werwölfen aufgetaucht bist und ihn fast festgenagelt hättest, weswegen er abgehauen ist.“
„Woraufhin sich unser Täter eines seiner anderen Werkzeugen schnappte.“ Ich nickte. „Madeline. Madeline sollte nach mir suchen, mich ausschalten, zum Reden bringen, egal was. Nur dass Thomas sie stattdessen bewusstlos schlug.“
„Klingt alles ganz logisch, was?“
„Heißt aber noch nicht, dass es wirklich so war.“
„Es könnte aber so gewesen sein! Nehmen wir mal an, wir liegen richtig. Was lernen wir daraus?“
„Nicht viel“, sagte ich. „Wir wissen,
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