Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
dieses Ekelteil hat Thomas ’ Handy?“
„Ja. Meinst du, du kannst es ausfindig machen?“
„Im Rahmen welcher Ermittlung? Ich kann nicht mehr einfach tun, was ich will, dazu fehlt mir die Freiheit. Wenn ich die Telefonverbindung anzapfen will, brauche ich dafür eine richterliche Anordnung, und welcher Richter gibt mir die, wenn ich zu ihm gehe und sage: ‚Mein Freund, der Magier, hat einen Bruder, der ist Vampir, und der wurde gerade von einem dämonischen Navajo-Gestaltwandler gekidnappt?‘ Solche Richter kenne ich leider nicht.“
„So hatte ich das tatsächlich noch nicht gesehen“, sagte ich.
Murphy zuckte die Achseln. „Mal ehrlich? Laras Kontakte und Ressourcen sind bestimmt besser als meine. Wo wir doch jetzt auch noch unter Zeitdruck stehen.“
Ich scharrte frustriert mit den Füßen. „Falls Lara denn irgendwas herausfindet und dann auch noch ehrlich ist und es uns sagt.“
Murphy runzelte die Stirn. Ihre Nase kräuselte sich. „Wo wurde Thomas denn entführt?“
„Sicher bin ich nicht, aber ich glaube, er war beim Lagerhausgelände. Er hatte einen Van für uns geliehen, der stand da noch, und am Telefon sagte er etwas davon, dass er sie nicht auf eigene Faust erledigen könnte.“
„Sie? Die grauen Anzüge?“
Ich nickte. „Wahrscheinlich. Aber da Thomas ja nie in den Kampf mit den Grauen eingestiegen ist, gehe ich mal davon aus, dass Ekelmonster sich an ihn ran geschlichen hat, während er von Binder und seinen Schoßtierchen abgelenkt wurde.“
„Mit Magie kannst du nicht rausfinden, wo er ist?“
„Nein“, zischte ich. „Ekelmonster kennt Gegenmittel.“
„Wie ist das denn möglich?“
Ich brauchte einen Moment, um meine Gedanken zu sortieren. „Suchzauber gehören zur zielorientierten Thaumaturgie: Man schafft eine Bahn, eine Verbindung zum Ziel, und dann lässt man die eigene Energie in diese Verbindung fließen. Bei einem Suchzauber richtet man in Grunde einen kontinuierlichen Energietropf ein. Als würde man Wasser auf eine Oberfläche gießen und sehen, wo es hinläuft.“
„Klar.“ Murphy nickte. „Das habe ich grob verstanden.“
„Wenn man einen Suchzauber schachmatt setzen will, sorgt man dafür, dass diese Bahnen gar nicht erst entstehen können. Ohne die kann man Wasser auskippen, so lange man will: Nichts sorgt dafür, dass es fließt, und man verhindert die Entstehung von Bahnen, indem man das Zielobjekt gegen den Fokus abschirmt, der verwendet wird, um die Verbindung herzustellen.“
„Was könnte das sein?“
„Beispiel: Nehmen wir an, ich hätte ein Haar von dir und wollte es bei einem Suchzauber verwenden. Den kannst du blocken, in dem du dir sämtliche Haare abrasierst. Wenn das Haar aus meinem Zauber zu keiner Stelle an deinem Kopf passt, entsteht keine Verbindung. Wenn ich dir also das Haar nicht mit der Wurzel ausgerissen hätte, und das vor nicht allzu langer Zeit, dann wärst du prima versteckt.“
„Ist das die einzige Art, sich gegen einen Suchzauber zu wehren?“
„Nein“, sagte ich. „Ein guter Kraftkreis schottet dich wahrscheinlich auch einigermaßen ab, wenn du dir genügend Zeit und Geld gönnst, um ihn ordentlich unter Saft zu setzen. Rein theoretisch kann man auch ins Niemalsland wechseln, denn Thaumaturgie, die auf der Erde ihren Ursprung hat, schafft den Wechsel in die Geisterwelt nicht ohne erhebliche Verluste, und ehe du fragst: Klar, ich habe es auch vom Niemalsland aus versucht! Fehlversuch Nummer drei.“
Murphy runzelte die Stirn. „Was ist mit Justine? Sie hat es schon einmal geschafft, ihn zu finden.“
Ich schnitt eine Grimasse. „Sie konnte uns vage eine Richtung nennen, in der wir suchen sollten. Wenige Stunden, nachdem Thomas ihr einen Großteil ihrer Lebenskraft geraubt hatte. Das kann man mit der Situation heute nicht vergleichen.“
„Warum nicht?“
„Weil sie damals nicht so sehr Thomas gespürt hat als vielmehr den fehlenden Teil ihrer eigenen Lebenskraft. So waren die beiden schon seit Jahren nicht mehr zusammen. Wenn du so willst, hat Thomas all diese Energie bereits vor langer Zeit verdaut.“
Murphy seufzte. „Ach Harry, ich hab dich schon ein paar echt tolle Sachen machen sehen. Aber alles kann man mit Magie wohl auch nicht regeln.“
„Magie regelt gar nichts. Dafür hat man den Magier.“ Ich rieb mir die müden Augen.
„Wo wir gerade beim Thema sind: Ist dir inzwischen eingefallen, warum diese beiden Magier bei ihrem Kampf keine Magie eingesetzt haben?“
„Noch nicht“, sagte
Weitere Kostenlose Bücher