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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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Wehr zu setzen.
    Klar, ich würde es vielleicht schaffen, jemandem auf die Nase zu hauen und wegzulaufen. Aber früher oder später würden sie mich einholen. Sie waren mehr als ich, manche von ihnen waren genauso stark wie ich, alle gefährlich. Vielleicht dauerte es einen Tag, vielleicht eine Woche oder auch zwei, aber irgendwann würde ich mal wieder schlafen müssen. Sie würden mich einfach langsam, aber sicher fertig machen.
    Das machte mich unglaublich wütend! Dass ich so wehrlos war. Dass ich in dieser ganzen infantilen Scheiße, in diesem ganzen Durcheinander, so wenig tun konnte.
    Es war ja nicht so, als hätte ich keine Optionen gehabt ... das Jobangebot Mabs zum Beispiel stand immer noch, und es war mehr als möglich, dass Lara Raith über die Ressourcen verfügte, mich zu schützen oder mir einen besseren Deal zu vermitteln, als der Rat mir anbieten würde. Wenn ich daran dachte, wie abgrundtief unfair die ganze Sache war, überkam mich ein mehr als flüchtiges Verlangen danach, mich an dünne Strohhalme zu klammern. Egal welche, Hauptsache, sie waren da. Irgendwie überleben, bis ich später die Dinge anständig regeln und ins Reine bringen konnte.
    So formuliert klang das fast schon einleuchtend, edel gar. Klang nicht mehr nach Geschäften, die gegen alles verstießen, woran ich glaubte und mit deren Hilfe ich denen, die gegen mich waren, meinen Willen aufzwingen konnte. Immerhin würde ich so später noch die zu Unrecht beschuldigten Opfer des Rates beschützen können, die die theoretische Landschaft der Zukunft bevölkerten.
    Aber wem wollte ich etwas vormachen? Klar, ein solcher Ausweg kam für mich nicht in Frage. Ich kannte die Wahrheit genau. Aber deswegen wurden meine Fantasien nicht weniger verführerisch.
    Was zum Teufel sollte ich nur tun? Mein so gewissenhaft geplantes und eingerichtetes Notversteck war schon kompromittiert, außer meiner Wohnung fiel mir kein einziger sicherer Ort für Morgan ein. Aber dort würden ihn die Wächter auf jeden Fall finden. Was erschwerend hinzukam: Ich hatte nach wie vor nicht den blassesten Schimmer, nicht einen konkreten Hinweis darauf, wer unser geheimnisvoller Drahtzieher sein mochte, wer bei dieser ganzen üblen Kiste im Hintergrund die Fäden zog.
    Vielleicht wurde es Zeit, mir selbst gegenüber ehrlich zu sein.
    Diese Angelegenheit war eine Nummer zu groß für mich. War von Anfang an eine Nummer zu groß gewesen.
    „Murph“, sagte ich leise. „Ich weiß nicht, wie ich hier wieder rauskommen soll.“
    Stille senkte sich über das wunderbare alte Auto.
    „Wann hast du das letzte Mal geschlafen?“, wollte Murphy wissen.
    Ich musste ihr meine Hand entziehen, um schalten zu können. Dabei deutete ich auf meinen verbundenen Kopf. „Machst du Witze? Ich weiß ja kaum, welcher Wochentag ist. Heute Morgen, glaube ich. Ein, zwei Stunden.“
    Sie nickte weise. „Weißt du, was dein Problem ist?“
    Ich warf ihr einen leicht misstrauischen Blick zu, aber dann konnte ich nicht anders, ich musste lachen. Zumindest gab ich amüsierte, glucksende Geräusche von mir.
    „Ein Problem nur?“, brachte ich schließlich heraus. „Nein! Sag es mir.“
    „Du lässt es nach außen hin gern so aussehen, als wärest du in jeder gegebenen Situation der unberechenbare Chaosfaktor. Aber wenn man der Sache ehrlich auf den Grund geht, dann geht es dir eigentlich ziemlich zwanghaft darum, die Dinge so zu ordnen, wie du sie haben willst.“
    „Warst du mal in meiner Werkstatt?“
    „Siehst du – das ist wieder einer deiner völlig unpassenden Einwürfe! Ich meine es ernst, Harry.“
    „Mit der Einschätzung stehst du aber wahrscheinlich ziemlich alleine da. Ich kenne einige, die das total anderes sehen. Dieser – wie hieß der gleich? Dieser Peabody zum Beispiel.“
    „Einer vom Rat?“
    „Jawohl. Der sagt, für einen wie mich gibt es in seinem Bollwerk der Ordnung keinen Platz.“
    Murphy grinste selbstgefällig. „Das Problem liegt doch darin, dass es schwer fällt, mit deinem Bollwerk der Ordnung zu koexistieren.“
    „Was für ein Bollwerk? Ich habe kein Bollwerk! Ich lebe völlig bollwerklos!“
    „Ha! Von wegen: Du fährst immer dasselbe Auto, wohnst immer in derselben Wohnung, isst praktisch nur in einem Restaurant. Du magst es, niemandem Rechenschaft schuldig zu sein und Jobs übernehmen zu können, die dein Gewissen dir anempfiehlt, ohne darüber nachzudenken, ob breitere allgemeine Belange daran hängen könnten. Du lebst vor dich hin, ziemlich

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