Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
Stündchen in Anspruch nehmen, und zunächst muss der Hinweis ja sowieso bei den Zuständigen landen – das allein kann doch schon dauern, oder? Bei den Problemen des Rates mit Technologie und Kommunikation? Außerdem muss jemand die Leitung benachrichtigen. So kommt eins zum anderen.“
Auch das ließ ich mir ein Weilchen durch den Kopf gehen. „Was willst du mir damit sagen?“
Sie drückte meinen Arm. „Damit will ich sagen: Gib noch nicht auf. Wir haben noch ein wenig Zeit.“
Ich wandte den Kopf und betrachtete eine Weile prüfend Murphys Profil.
„Wirklich?“, fragte ich leise.
Sie nickte „Ja.“
Wie „Liebe“ war auch „Hoffnung“ eines dieser lächerlich unproportionalen Wörter, die von Rechts wegen viel länger und komplizierter sein müssten.
Ich richtete mich auf, packte das Lenkrad des Rolls fester. „Murph?“
„Hm?“
„Du bist ein ziemlich irres Weibsbild.“
„Sexist!“ Sie grinste die Windschutzscheibe an. „Sag das noch mal, und ich muss dir wehtun.“
„Ja“, sagte ich. „Das wäre nicht damenhaft.“
Langsam näherten wir uns meiner Wohnung. „Wenn du willst, schaff ihn zu mir“, sagte Murphy. „Ihr könnt euch dort verstecken.“
Ich lächelte nicht wirklich, aber mir war bei ihren Worten danach. „Diesmal nicht. Die Wächter wissen, wo du wohnst, schon vergessen? Wenn sie anfangen, mich genau zu überprüfen ...“
„... dann überprüfen sie auch mich“, beendete Murphy den Satz. „Aber in deiner Wohnung kannst du ihn nicht lassen.“
„Ich weiß. Ich weiß auch, dass ich nicht noch jemanden in diese Schei... in diese Sache mit reinziehen kann.“
„Es muss doch irgendeinen Ort geben! Wo es ruhig ist, der nicht so bekannt ist. Fernab der Massen.“ Murphy schüttelte den Kopf. „Wo du ihn vor den Suchzaubern schützen kannst und wo du im Vorteil wärst, wenn es zum Kampf käme.“
Ich sagte nichts.
„Gut. Solche Orte gibt es hier in der Gegen wohl nicht, was?“
Ich zuckte zusammen.
„Heilige Scheiße!“ Ein Grinsen schlich sich in mein Gesicht. „Ich glaube, ich weiß einen!“
34. Kapitel
I ch trat durch meine Wohnungstür , warf einen Blick in die von Kerzenschein beleuchtete Runde und schrie halb: „Herrjemine! Was ist bloß los mit euch?“
Morgan kauerte in sich zusammengesunken an der Wand mit dem Kamin, durch seine Verbände schimmerten frische Blutflecken. Die Augen hatte er halb geschlossen, die Hände lagen schlaff, mit halb gekrümmten Fingern, neben ihm auf dem Boden. Unter der einen Hand lag eine kleine, halbautomatische Pistole. Meine war das nicht! Ich hatte keinen blassen Schimmer, wo er sie bis jetzt versteckt haben mochte.
Molly lag vor dem Sofa auf dem Boden, und Mouse hockte auf ihrem Rücken – das ist jetzt wortwörtlich zu verstehen. Sie atmete laut keuchend aus und ein, wobei sich der schwere Hund jeweils ein Stückchen hob oder senkte.
Luccio lag noch genauso auf der Couch, wie ich sie zurückgelassen hatte: flach auf dem Rücken, die Augen geschlossen, offensichtlich immer noch nicht bei Bewusstsein. Eine der Pfoten meines Hundes ruhte entspannt auf ihrem Brustbein. Sollte sie aufwachen, würde er bei ihrer Verletzung nur geringen Druck ausüben müssen, um sie bewegungsunfähig zu machen. Den Rest erledigten dann die Schmerzen.
Es roch nach Pulverqualm. Das Fell an Mouses linkem Vorderbein war blutverklebt.
Beim Anblick meines verletzten Hundes stürzte ich mich auf Morgan, und wenn Murphy mich nicht am Arm gepackt hätte, hätte ich ihn mit dem Kopf an die Wand geknallt. So begnügte ich mich mit einem gezielten Fußtritt gegen die Pistole und wenn ich dabei auch den einen oder anderen seiner Finger erwischte, scherte mich das in dem Moment herzlich wenig.
Morgan schien nur halb da zu sein. Er beobachtete mich mit trüben Augen.
„Eins sage ich Ihnen“, zischte ich. „Wenn Sie mir nicht auf der Stelle erklären, was Sie getan haben und warum, dann erwürge ich Sie mit meinen bloßen Händen und schleife Ihre Leiche eigenhändig an den Eiern nach Edinburgh.“
„Harry!“ Erst als Murphy mich anschrie, bekam ich richtig mit, dass sie sich zwischen Morgan und mich geworfen hatte und sich mit voller Wucht und dem ganzen Körper gegen mich stemmte wie ein Soldat, der versucht, bei Gegenwind die Flagge zu hissen.
Morgan bleckte die Zähne zu einem schmerzverzerrten Grinsen. „Ihre Hexerin“, sagte er, die Stimme trocken und spröde wie altes Leder, „hat versucht, gegen den Willen der
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