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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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Bestes, nicht an die Leiden zu denken, die Michael Carpenter hatte erdulden müssen, als er mit mir dorthin gefahren war. „Wo dein Vater zum Krüppel wurde“, sagte ich mit belegter Stimme. „Ja.“
    Immer noch runzelte sie die Stirn. „Ich habe Mama und Papa über die Insel reden hören, aber als ich sie auf einer Landkarte suchte, konnte ich sie nirgends finden. Noch nicht einmal auf den Karten in der Stadtbücherei.“
    „Soweit ich verstanden habe, ist es niemandem je gut bekommen, dorthin zu fahren. Allen, die es taten, widerfuhr Böses. Früher gab es dort eine kleine Hafenanlage für Fischerboote und Handelsschiffe, eigentlich fast ein Städtchen. Aber die ist längst verlassen. Irgendwann im neunzehnten Jahrhundert hat die Stadt die Insel dann komplett aus allen Unterlagen und Aufzeichnungen gestrichen.“
    „Warum?“
    „Man wollte nicht, dass irgendwer hinfährt. Mit einem entsprechenden Gesetz hätte man nur dafür gesorgt, dass irgendein Idiot das aus reinem Widerspruchsgeist trotzdem tut, weshalb sie dem Ort mehr oder weniger einfach zur Nichtexistenz verholfen haben. Jedenfalls offiziell.“
    „Seit mehr als einem Jahrhundert hat niemand sie mehr gesehen?“
    „Diese dunkle Ley-Linie strahlt ein ziemliches Energiefeld ab“, erläuterte ich. „Das macht den Leuten Angst. Nicht so, dass sie gleich durchdrehen oder so, aber es reicht, sie unbewusst den Ort meiden zu lassen. Es sei denn, jemand unternähme ausdrücklich Anstrengungen, dorthin zu gelangen. Außerdem ist ein Großteil der Insel von Felsenriffen umgeben, um die machen die Leute ohnehin gern einen großen Bogen.“
    Molly zog die Brauen hoch. „Wie ist es mit uns und diesen Riffen? Kriegen wir Probleme?“
    „Ich bin mir ziemlich sicher zu wissen, wie ich uns da durchschleuse.“
    „Ziemlich sicher?“
    „Ziemlich sicher.“
    Das schien sie nicht zu beruhigen, sie wirkte leicht blass um die Nase. „Oh! Na gut, wenn du meinst. Weshalb fahren wir dorthin?“
    „Um eine Zuflucht zu beschwören“, sagte ich. „Die Insel hat so was wie eine Seele, ein Bewusstsein.“
    „Einen Genius loci “, sagte sie.
    „Richtig!“ Ich nickte. „Ein richtig dicker, fetter, von der Ley-Linie gemästet. Er macht sich nicht viel aus Gästen. Im Gegenteil: Er hat sich darauf eingerichtet, möglichst viele von ihnen zu kalt machen.“
    Molly blinzelte. „Ausgerechnet da willst du eine Zufluchtsbeschwörung machen?“
    „Nein, verdammt!“ Ich schüttelte mich. „Von Wollen kann keine Rede sein. Ich muss. Ich muss mir für morgen einen Vorteil verschaffen, sonst ist die ganze Sache sofort vorbei, und außer Tränen haben wir nichts gewonnen.“
    Molly schüttelte nachdenklich den Kopf, sagte aber nichts mehr, bis wir wenig später die Insel erreichten. Es war dunkel, aber im Licht des Mondes und der Sterne schaffte ich es, die Boje zu finden, die Thomas und ich an der Öffnung im Riff verankert hatten. Ich steuerte die Wasserkäfer sicher zwischen den Felsen hindurch und folgte der Küstenlinie der Insel, bis wir eine zweite Boje passiert hatten und ich auf den kleinen schwimmenden Ponton zuhalten konnte, den Thomas und ich uns dort gebaut hatten. Mit einem halbwegs gekonnten Anlegemanöver – jedenfalls ging nichts kaputt – brachte ich das Boot längsseits an den Ponton und sprang mit den Leinen von Bord, um die Wasserkäfer festzumachen.
    Als das geschafft war und ich zum Boot hochsah, hielt Molly meinen Ritualkasten schon in der Hand. Sie gab ihn mir. Ich nickte. „Wenn alles gut geht, brauche ich zirka eine Stunde. Bleib bei Morgan. Sollte ich bei Sonnenaufgang nicht zurück sein, machst du das Boot los, wirfst den Motor an und fährst zum Jachthafen zurück. Das kannst du, so ein Boot unterscheidet sich nicht groß von einem Auto.“
    Molly biss sich nervös auf die Lippen. „Was dann?“
    „Geh zu deinem Vater. Sag ihm, ich hätte gesagt, du musst verschwinden. Er wird wissen, was zu tun ist.“
    „Was ist mit dir? Was machst du, wenn ich hier wegfahre?“
    Ich hängte mir den Ritualkasten über die Schulter, nahm meinen Stab auf und machte mich auf den Weg ins Innere der Insel.
    „Nicht viel“, rief ich ihr über die Schulter hinweg zu. „Ich bin dann tot.“

36. Kapitel
    G rimms Märchen, eine Zusammenstellung der bekanntesten Gruselgeschichten Westeuropas, spielten fast alle vor der Kulisse eines Waldes. Monströse, furchteinflößende Wesen lebten dort, er war eine Bastion der Dunkelheit, und wenn sich der Held einer

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