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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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Schachtel Streichhölzer und kniete mich innerhalb des Kreises nieder. Natürlich konnte ich die Kerzen auch mit einem Zauber anzünden, aber auch hier hätte wieder eine Energiesignatur auf den Kerzen verbleiben und eventuell eine Störung verursachen können, also behalf ich mir mit der herkömmlichen Methode. Als ich das erste Streichholz aufflammen ließ, um die Kerze, die gen Norden zeigte, anzuzünden, stieß in meiner Nähe eine Schleiereule einen so fremd klingenden Schrei aus, dass ich vor Angst fast aus den Latschen gekippt wäre. Nur mit Mühe konnte ich verhindern, dass ich das Gleichgewicht verlor und den Kreis verwischte.
    „Fieser Trick!“ Leise grummelnd riss ich ein frisches Streichholz an. Als alle Kerzen brannten, stellte ich mich mit dem Gesicht nach Norden auf und tippte sanft an den Kreidestrich, der den Kreis markierte. Eine Willensanstrengung schloss den Kreis – und der metaphysische Druck, den ich die letzte halbe Stunde lang verspürt hatte, verschwand mehr oder weniger sofort.
    Ich schloss die Augen, atmete gleichmäßig, entspannte bewusst eine Muskelgruppe nach der anderen und richtete meine Gedanken auf die vor mir liegende Aufgabe. Schon spürte ich, wie mein Wille sich sammelte. Wieder schrie in unmittelbarer Nähe eine Eule. Eine Wildkatze verfiel in ein ohrenbetäubendes Geheul, irgendwo im Unterholz schlossen sich ihr mit einem jaulenden Choral zwei Füchse an.
    All das ignorierte ich, bis ich das Gefühl hatte, alles, was ich an Willen und Stärke besaß, gebündelt zu haben. Ich öffnete die Augen, nahm die Glocke, ließ sie einmal schnell und scharf ertönen und legte alle Kraft meines Willens in meine Stimme: „Ich bin kein ahnungsloser Sterblicher, den du vertreiben kannst, indem du ihm ein bisschen Angst einjagst“, teilte ich dem Berggipfel mit. „Ich bin ein Magus, einer der Weisen. Wert, von dir respektiert zu werden.“
    Vom See her kam Wind auf, mit einer Stärke, die die Bäume seufzen und murmeln ließ. Das klang wie zorniger Wellengang, mächtig und allgegenwärtig.
    Wieder läutete ich die Glocke. „Hör mich an!“, rief ich. „Ich bin ein Magus, einer der Weisen. Ich weiß um dein Wesen und deine Kraft.“
    Der Wind um mich herum frischte noch stärker auf. Die Kerzen flackerten. Als ich mit einer Willensanstrengung für ein gleichmäßiges Brennen der Flammen sorgte, sank meine Körpertemperatur um zwei Grad. Ich legte die Glocke ab, nahm das Messer und fuhr mir damit über die Knöchel der linken Hand. Sofort quoll Blut aus dem feinen Schnitt, das ich in den Kelch tropfen ließ, nachdem ich das Messer wieder weggelegt hatte.
    Während mein Blut tropfte, setzte ich etwas ein, das mich hoffen ließ, mit seiner Hilfe könnte all dies hier möglicherweise erfolgreich verlaufen. Das Einzige, was mir solche Hoffnung gab. Hoffnung, wohlbemerkt, keine Gewissheit.
    Ich setzte Seelenfeuer ein.
    Knapp ein Jahr zuvor hatte, während ich an einem Fall arbeitete, ein Erzengel beschlossen, in meine Zukunft zu investieren. Uriel hatte die Kraft ersetzt, die mir verloren gegangen war, als ich den Versuchungen eines der Gefallenen widerstanden hatte. Die Vernichtungskraft des dämonischen Höllenfeuers war wortwörtlich die Hölle auf Rädern gewesen. Seelenfeuer stellte anscheinend auf Seiten der Engel das Pendant dazu dar, die Kehrseite der Medaille. Ein Feuer, das erschuf statt zu zerstören. Bisher hatte ich noch nicht oft damit experimentiert, denn Seelenfeuer speiste sich aus meiner Lebenskraft. Ließ ich zuviel davon in eine bestimmte Anstrengung fließen, konnte mich das umbringen.
    Während nun also mein Blut in den Kelch tropfte, streckte ich die Fühler in mein Bewusstsein aus, dorthin, wo Uriels Gabe residierte, und goss Seelenfeuer in mein Blut. Silberweiße Funken lösten sich aus der Schnittwunde auf meiner Hand, begleiteten das Blut in den Kelch, füllten ihn mit übernatürlicher Kraft. Auch mein Blut, eine gewöhnliche Quelle magischer Energie, enthielt Kraft, aber die wurde von der des Seelenfeuers um ein Vielfaches übertroffen.
    Als ich den Kelch mit der Rechten, die silberne Glocke mit der Linken aufhob, tropfte ein wenig Blut mitsamt den flackernden Funken aus Seelenfeuer auf das Silber. Der nächste Glockenklang tönte durchdringend, vom Klang her so rein und perfekt, dass er Glas hätte zerspringen lassen können.
    „Höre mich!“ Meine Stimme, durch das Seelenfeuer verstärkt, klang ähnlich scharf und genau, stark und dröhnend wie die Glocke.

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