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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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Geschichte irgendwohin auf den Weg machte, lauerten im Wald große Gefahren auf ihn. Das hatte gute Gründe.
    Im Dunkeln durch einen Wald zu gehen konnte verdammt unheimlich sein und einem ganz schön Angst einjagen. Noch dazu war es wirklich ziemlich gefährlich.
    Man sah nicht viel. Alle möglichen Geräusche um einen herum ängstigten einen, vom Seufzen des Windes in den Baumwipfeln bis zum Rascheln im Gebüsch, wenn sich dort ein Tier bewegte. Unsichtbare Dinge berührten einen urplötzlich und ohne Vorwarnung – Zweige, Spinnweben, Blätter, Gestrüpp im Unterholz. Dauernd ändert der Boden seine Beschaffenheit, mal ging es hoch, mal runter, mit jedem Schritt musste man sich dem anpassen. Steine stellten einem ein Bein, desgleichen Ranken, die über den Boden krochen, Dornen, niedrige Äste und Wurzeln. Das Dunkel verbarg Löcher im Boden, Aufschüttungen und die Ränder von Felsvorsprüngen – wenn man Pech hatte, befand man sich unversehens drei Meter tiefer als zuvor.
    In manchen Geschichten rannte jemand nachts durch einen Wald. Solche Geschichten waren einfach Scheiße. Ja, vielleicht konnte man in ganz alten Kiefernwäldern, wo der Boden im Großen und Ganzen sauber und ohne Unterholz war, oder in diesen riesigen Eichenwäldern, in denen sie so gern Robin-Hood-Filme oder Shakespeare-Verfilmungen drehten, auch mal schneller laufen. Aber wer in einen der dichten, von reichlich Unterholz bestandenen Wälder der USA geriet, tat sich weniger weh, wenn er sich einen Stock suchte und sich den Knöchel gleich selbst kaputtschlug, statt sich an einem Sprint zu versuchen. Im Endeffekt lief es sowieso auf das Gleiche hinaus.
    Ich ertastete mir also den Weg den Berg hinauf langsam und vorsichtig, zwischen den zerfallenen, verrottenden Gemäuern der alten Gebäude hindurch, die gleich beim Hafen einst eine kleine Stadt gebildet hatten. Längst hatten sich die Bäume das Terrain wieder angeeignet, wuchsen in den Häusern aus den Fußböden und ragten aus den zerbrochenen Fenstern.
    Auf der Insel lebten Hirsche, wobei der Himmel allein wusste, wie sie dorthin gekommen waren. Platz genug gab es hier, die Insel bot einer ganzen Reihe dieser herrlichen Tiere Heimat und Nahrung. Bei früheren Besuchen hatte ich außerdem Spuren von Füchsen, Waschbären, Stinktieren und Wildkatzen gefunden. Dazu kam noch das übliche Sammelsurium an Kaninchen, Eichhörnchen und Murmeltieren. Nicht zu vergessen die wilden Ziegen, höchstwahrscheinlich Nachkommen von Tieren, die den früheren Bewohnern der Insel abgehauen waren.
    Ich hatte noch keine zwanzig Schritte getan, als ich bereits deutlich die Feindseligkeit der Insel spürte. Zuerst als vage Beklemmung ohne ersichtlichen Grund, die ich zunächst gar nicht richtig wahrnahm, litt ich doch sowieso schon unter einer anderen, sehr rational begründeten Beklemmung: Ich ging allein durch einen dunklen Wald. Aber je weiter ich den Berg hinaufstieg, desto stärker machte sich die neue Beklemmung bemerkbar, bis sie zu einer handfesten Panik herangereift war, die mir das Herz flattern und schneller schlagen ließ. Mein Mund wurde trocken.
    Ich wappnete mich gegen diesen übersinnlichen Druck, indem ich ein gleichmäßiges Tempo beibehielt und standhaft weiterging. Etwas anderes blieb mir auch kaum übrig, denn wenn ich den Druck tief in mein Inneres vordringen ließ, die Angst Überhand gewann und ich Fersengeld gab, konnte ich ruckzuck einer der ganz normalen Gefahren des nächtlichen Waldes zum Opfer fallen. Was die Insel wahrscheinlich genau so im Sinn hatte – falls man das so sagen konnte.
    Also biss ich die Zähne zusammen und setzte meinen Weg fort. Meine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit. Die Umrisse von Bäumen, Felsen und Unterholz traten deutlicher hervor, mir war nicht mehr ganz so unklar, wohin ich die Füße setzte.
    Der Weg bis zur Bergspitze war nicht lang, aber sein letzter Teil verlief in einem steilen Winkel von 45 Grad. Die einzige Möglichkeit, diese Strecke halbwegs sicher zu überwinden, boten uralte Stufen, die jemand hier in den Felsen gehauen hatte. Als ich das erste Mal diese Treppe hochstieg, hatte sie sich bizarr vertraut und bequem angefühlt, und dieses Gefühl hatte sich im Laufe der folgenden Besuche kaum verändert. Selbst jetzt, im Dunkeln, erklomm ich die Stufen mühelos, meine Beine und Füße passten sich, ohne dass ich hätte hinsehen müssen, automatisch an jegliche Unregelmäßigkeit in Bezug auf Abstand und Beschaffenheit an.
    Die

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