Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
Vom Netzwerk:
Aus dem verfallenden Teil des Turms lösten sich Steinchen. „Ich bin ein Magus, einer der Weisen! Ich mache dir mein Blut zum Geschenk, um deine Stärke zu ehren und dir Ehre zu erweisen. Zeige dich!“ Ich legte die Glocke weg und bereitete mich darauf vor, den Kreis zu durchbrechen und den Zauber freizusetzen. „Zeige dich!“ Dann noch einmal, fast brüllend: „Zeige dich!“
    Danach passierten eine Menge Dinge gleichzeitig: Ich durchbrach den Kreis, setzte meinen Willen frei und goss aus dem Kelch scharlachrotes, mit silbrigem Feuer angereichertes Blut auf die Bergkuppe.
    Um mich herum stimmten die Tiere des Waldes ein lautes Geheul an. Vögel stiegen hektisch von ihren Schlafplätzen auf und schwärmten in den Himmel über mir empor. Unter dem tobenden Wind brachen mit geräuschvollem Knacken Äste von den Bäumen. Es klang wie Gewehrschüsse.
    Nur einen Augenblick später krachte aus dem wolkenlosen Himmel ein viridiangrüner Blitz und schlug in den Boden der leeren Leuchtturmhülle ein, genau in die Mitte.
    Am Leuchtturm selbst gab es wenig, was hätte brennen können, aber in seinem Inneren wuchsen Büsche und Gräser. Als die in Brand gerieten, tanzte ein paar Sekunden lang das Licht der Flammen flackernd an den alten Wänden hoch, um urplötzlich eine vage, aber feste Gestalt im Innern des Leuchtturms sichtbar zu machen.
    Himmel! Ich holte tief Luft, stand auf und wandte mich dem Leuchtturm zu. Es geschah nur selten, dass ein Wesen von der Art, wie ich es angerufen hatte, physische Gestalt annahm, ich hatte mich darauf kaum vorbereitet.
    Im Wald rings um die Lichtung raschelte es. Ohne mich zu bewegen ließ ich meinen Blick nach rechts und nach links huschen.
    Überall waren Tiere aufgetaucht, wobei die Hirsche am größten und am deutlichsten zu erkennen waren. Die Geweihe der männlichen Tiere ragten gefährlich ins Halbdunkel zwischen den Bäumen. Auch Füchse und Waschbären waren gekommen, Eichhörnchen, Kaninchen und alle möglichen anderen Waldbewohner, Raubtiere und solche, die ihnen üblicherweise als Beute dienten. Sie alle blickten mich an mit einem Bewusstsein, über das sie eigentlich gar nicht hätten verfügen dürfen, und alle verhielten sich gespenstisch still.
    Wie es wohl sein mochte, wenn Hunderte kleiner und großer Tiere des Waldes über einen hinwegdonnerten? Wenn Hunderte kleiner und großer Zähne auf einem herumkauten, bis man tot war? Darüber durfte ich jetzt nicht nachdenken. Resolut richtete ich meinem Blick auf den Turm und wartete.
    Die geheimnisvolle Gestalt, bisher noch tief in den Schatten verborgen und undefinierbar, bewegte sich und kam näher, bis ich sie richtig erkennen konnte. Bis sie aussah wie etwas, das nicht ganz Mensch war. Die Schultern waren zu breit, die Haltung zu gebeugt, der Gang ein Humpeln und Schlurfen. Das Wesen trug etwas, das aussah wie ein riesiger, dunkler Umhang. Ach ja: und es war gute drei Meter, vielleicht sogar drei Meter fünfzig groß.
    Himmel hilf.
    Zum Umhang gehörte auch eine Kapuze, die das Gesicht des Wesens in Dunkelheit hüllte. Aus diesem Dunkel richteten sich zwei Augen in derselben grünen Farbe wie der unnatürliche Blitzstrahl auf mich, flammten auf, und ein Windstoß, der mich fast umgeworfen hätte, fuhr über mich hinweg.
    Einen Moment später war der Windstoß schon wieder abgeflaut, aber solange musste ich die Zähne zusammenbeißen, um standhalten zu können.
    „Gut.“ Ich musterte die düstere Gestalt einen Moment lang, ehe ich nickte. „Ich habe verstanden.“ Ich tastete nach meinem Willen, ließ eine mager bemessene Portion Seelenfeuer hineinfließen und meine rechte Hand vorschnellen. „Ventas servitas!“, rief ich dazu.
    Aus meiner Rechten löste sich ein Windstoß mit einer Girlande aus silbernen Lichterbändern, der auf die Gestalt zuschoss. Die rührte sich nicht, aber die Bö ließ den grauen Umhang sich aufblähen wie eine Schiffsflagge, die vom Sturm erfasst laut knatternd am Mast flatterte.
    Sobald meine Beschwörung erstarb, beruhigte sich der Umhang des Wesens wieder. Einmal mehr flammten die seltsam grünlichen Augen auf, und unter meinen Füßen sowie knapp dahinter barst der Fels. Splitter schossen hoch, trafen mich empfindlich scharf an den Beinen und am Rücken, öffneten ein halbes Dutzend brennender Risswunden.
    „Aua!“, brummte ich. „Na, wenigstens sind meine Weichteile noch heil!“ Wieder rief ich meinerseits Willen und Seelenfeuer herbei und konzentrierte mich bei meiner Revanche auf

Weitere Kostenlose Bücher