Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
Vom Netzwerk:
noch gefährlich. Aber es schien nicht mehr wild entschlossen, mich zu vertreiben.
    „Danke“, sagte ich leise.
    Vielleicht war der sanfte Wind, der seufzend durch die Bäume von Demonwind strich, eine Antwort auf meinen Dank.
    Vielleicht auch nicht.

37. Kapitel
    M ein Rückweg zum Anleger führte mich über eine andere Strecke als die, die ich auf dem Hinweg genommen hatte. Anscheinend gab es einen viel einfacheren, kürzeren Weg zum Hafen, der freilich für den gewöhnlichen Betrachter wie eine kahle Felswand aussah. Nur gab es in dieser Felswand einen uralten, ausgewaschenen kleinen Einschnitt, der fast komplett von Unterholz überwuchert war. Auf dem Boden der Felsspalte war die Erdschicht so dünn, dass Pflanzen kaum Platz zum Wachsen fanden, und so lief man dort selbst im Dunkeln bequem wie auf einem Gehsteig. Auf diesem Weg durch die Schlucht gelangte ich in der Hälfte der Zeit, die ich für den Aufstieg gebraucht hatte, wieder runter ans Wasser.
    Erst als ich aus dem Wald trat und vor mir den Ponton liegen sah, fragte ich mich, woher ich eigentlich von diesem Pfad gewusst hatte. Ich war ihn nie zuvor gegangen, ich hatte nicht geahnt, dass es ihn gab, und doch war mir, als ich beschloss, den Weg einzuschlagen, das Wissen darüber so umfassend und unmittelbar vorgekommen, als hätte ich schon jahrelang auf der Insel gelebt und würde jeden Stein, jeden Schleichweg hier kennen. Reine Information.
    Beim Verlassen des Waldes war ich stehengeblieben und hatte mich umgesehen, weil ich wusste, dass ich von hier aus nicht direkt weiter zum Hafen gehen durfte. In der Nähe lag nämlich ein umgestürzter Baum, in dessen noch in der Erde verbliebenen Wurzeln sich Hornissen eingenistet hatten. Wenn ich im Vorbeigehen gegen eine der Wurzeln trat, würde ich den Zorn ihrer Bewohner auf mich ziehen. Ich wusste auch, dass sich etwa dreißig Meter davon entfernt in die andere Richtung ein miesgelauntes altes Stinktier gerade in seinen Bau zurückschleppte und mich zu gern parfümiert hätte, wäre ich in seine Nähe gekommen.
    Ich warf einen Blick zurück zum Turm, ließ meine Sinne für das Übernatürliche schweifen. Das Bewusstsein der Insel war und blieb die stetige Gegenwart, die ich seit Verlassen des Turms gespürt hatte. Kurz erwog ich, zum Turm zurückzukehren, und zwar wieder über die Treppe, um zu sehen, was dann passieren würde – und sofort wusste ich, dass in einem großen Riss in der siebenundzwanzigsten Stufe eine Giftschlange residierte. Wenn ich den Aufstieg zum Turm auf die Morgenstunden verschob, würde sie auf den Steinen in der Sonne liegen und Wärme für den Tag speichern.
    Die Morgendämmerung zog herauf, das tiefe Schwarz des Himmels wich langsam einem dunklen Blau. Ich sah den Turm da oben stehen, unbewohnt, verwundet, aber ungebeugt. Eine dunkle Gestalt, die sich gegen den Himmel abzeichnete. Mit den ersten Vogelstimmen erwachte Dämonenwind zu einem neuen Tag.
    Sehr nachdenklich ging ich hinunter zum Anleger, wo ich nach Molly rief.
    Sie flog förmlich auf mich zu und hätte mich in ihrem Enthusiasmus fast einmal quer über den Ponton und ins Wasser bugsiert. Molly, Tochter zweier Krieger, war kein zartes Pflänzchen. Mir ächzten die Rippen.
    „Du bist zurück!“, jubelte sie. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Du bist wieder da!“
    „He, langsam, Kleines, ich brauch meine Rippen noch!“ Aber ich erwiderte ihre Umarmung fast ebenso herzlich.
    „Hat es geklappt?“, wollte sie wissen.
    „Ich bin nicht sicher. Erst mal brauche ich was zu trinken.“ Wir kletterten an Bord, und ich holte unten aus einem Schränkchen in der Kajüte eine Dose Cola, die zwar warm war, aber Flüssigkeit enthielt. Noch wichtiger: Bei dieser Flüssigkeit handelte es sich um Cola! Ich leerte die Dose in einem Zug und warf sie in den Mülleimer.
    „Wie geht es Morgan?“, erkundigte ich mich.
    „Der ist wach und kann Sie hören“, grummelte Morgan. „Wo sind wir?“
    „Dämonenwind“, sagte ich. „Das ist eine Insel im Michigansee.“
    Morgan grunzte halbherzig. „Luccio hat mir davon erzählt.“
    „Oh!“, sagte ich. „Oh. Das ist gut.“
    „Miss Carpenter sagte, Sie wollten sich an der Beschwörung eines Zufluchtsortes versuchen?“
    „Ja.“
    Morgan grunzte erneut. „Wenn Sie hier sind, hat es wohl funktioniert.“
    „Irgendwie glaube ich das auch, bin mir aber nicht ganz sicher.“
    „Warum nicht?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Ich dachte, wenn man eine Bindung zu einem bestimmten

Weitere Kostenlose Bücher