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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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den Boden unter den Füßen meines Gegenüber. „Geodas!“Die Erde unter dem Wesen rührte sich, stöhnte auf, und öffnete sich zu einem Schlund.
    Nur mit dem Wesen selbst geschah gar nichts. Es stand einfach da, mitten in der Luft, als hätte ich ihm nicht gerade wortwörtlich den Boden unter den Füßen weggezogen.
    Beim nächsten Aufflackern der grünen Augen war ich vorbereitet. Diesmal sammelten sich vor dem Wesen Flammensäulen, die auf mich zustürmten und unterwegs zu mir auf dem Boden einen Belag aus Raureif und Eis hinterließen. Aber ich hatte mit meinem Willen den Boden unter mir abgetastet, wo er die Wasserader gefunden hatte, die den kleinen Brunnen der Hütte am Turm speiste. Dieses Wasser zog ich nun durch die Risse, die der Angriff des Wesens in den Felsen hinterlassen hatte, machte mir sozusagen die Arbeit meines Gegners zunutze. „Aquilevitas!“, schrie ich, und ein Wasservorhang erhob sich vor der anstürmenden Feuersbrunst. Die Energien vertilgten sich gegenseitig. Was blieb, waren nur Dunkelheit und eine Dampfwolke.
    Rasch hob ich die Hand und meinen mit dem Seelenfeuer angereicherten Willen und brüllte: „Fuego!“ Aus dem Erdboden barst laut röhrend eine Säule aus silberblauem Feuer, so dick wie meine Brust. Sie schoss über den Boden und traf das Wesen mitten in seinem Schwerpunkt.
    Der Aufprall ließ meinen Gegner schwanken und rückwärts weichen. Nicht viel, nur etwa einen Zentimeter weit – dabei hätte ich mit dieser Feuersäule eine Steinwand wegpusten können. Aber immerhin hatte ich es einen Zentimeter weit bewegt, daran konnte kein Zweifel bestehen.
    Das Wesen im grauen Umhang fixierte mich. Ich hatte Mühe, dem Blick standzuhalten, nicht zu blinzeln, mir keine Schwäche anmerken zu lassen, obwohl langsam, aber sicher schwere Erschöpfung von meinen Gliedern Besitz ergriff. Aufrecht stehen zu bleiben war plötzlich gar nicht mehr so einfach.
    „Willst du noch weitermachen?“, fragte ich laut. „Ich persönlich halte die ganze Nacht durch, wenn nötig.“
    Das Wesen starrte weiter, kam aber plötzlich auch näher. Humpel. Schlurf. Humpel. Schlurf.
    Nicht, dass ich Angst gehabt hätte! Eigentlich hatte ich gar keine – nur mein Mund war völlig trocken, weil gerade so viel Feuer durch die Gegend geflogen war.
    Knapp anderthalb Meter von mir entfernt blieb der graue Umhang stehen, ragte drohend vor mir auf.
    Mir wurde klar, dass das Wesen wartete.
    Es wartete darauf, dass ichetwas tat.
    Mit heftig klopfendem Herzen neigte ich den Kopf. Was ich dann sagte, kam nicht aus meinem Geist, ich hatte es mir nicht zurechtgelegt. Meine Instinkte schrien mir lauthals zu, was sie jetzt angebracht fanden, welche Worte ich wählen sollte, als ich die mit meinem Willen durchzogene Stimme erhob.
    „Ich bin Harry Dresden, und ich gebe dir einen Namen, verehrter Geist. Von diesem Tag an wird man dich Dämonenwind nennen.“
    Die grünen Augen blitzten auf, brannten heller. Ranken aus grünem Feuer umstanden wie ein Heiligenschein den Kopf in der grauen Kapuze.
    Dann ahmte Dämonenwind meinen Gruß nach, senkte seinerseits das Haupt. Als er wieder aufsah, wies er mit dem Schädel auf die kleine Hütte. Erneut kam Wind auf, und Dunkelheit zuckte über die Bergkuppe.
    Als die Bö abgeklungen war, stand ich allein auf dem Berg. Das Wesen und alle Tiere waren verschwunden, und ich fror erbärmlich.
    Stolpernd suchte ich meine Kleider zusammen, wobei ich so stark zitterte, dass ich befürchtete, jeden Moment auf dem Boden in mich zusammenzusacken. Als ich endlich all meine Sachen in den Armen hielt, sah ich in der Hütte ein Licht flackern.
    Stirnrunzelnd ging ich auf das kleine Häuschen zu. Dort waren Tür und Fenster schon vor langer Zeit verfault und herausgefallen, was vom Dach noch übrig war, war nicht der Rede wert. Aber über einen wichtigen Einrichtungsgegenstand verfügte die Hütte noch und der schien auch zu funktionieren.
    Es gab einen Kamin.
    Einen offenen Kamin, in dem ein ordentlicher Stapel trockenes Kleinholz munter vor sich hin brannte und irgendwie fröhliche Wärme verbreitete. Grüne Ränder zierten die goldenen Flammen.
    Erstaunt blinzelte ich in das helle Feuer. Aber dann stellte ich mich daneben, genoss die Wärme und schaffte es, mich ohne Zittern anzukleiden. Die ganze Zeit suchte ich nach dem Gefühl der Antipathie, das mich vor meiner Begegnung mit dem Wesen als ständige Gegenwart begleitet hatte. Ein Gefühl war noch da, und es war immer noch fremdartig, immer

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