Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
eine Sekunde lang nichts zu hören. „Wie haben Sie das erfahren?“, fragte sie schließlich.
„Schockiert Sie das? Mit Magie.“
Ich hörte sie mit jemandem sprechen, der bei ihr im Zimmer war. Als sie wieder ans Telefon kam, sagte sie: „Wenn Aramis tot ist, hat Madeline erfolgreich eine Fehlerquelle in ihrem Plan beseitigt. Jetzt kann man unmöglich nachweisen, dass das Geld für den Mord an LaFortier nicht von mir stammt.“
„Deswegen hat sie es ja getan.“
Lara gab einen verärgerten, irgendwie aber immer noch damenhaften Laut von sich. „Was unternehmen wir jetzt, Harry?“
„Besitzen Sie ein hübsches Kleid?“
„Bitte?“
Ich spürte, wie ich grinste, breit und wild, wie ein Wahnsinniger. „Ich gebe eine Party.“
***
Thomas ’ Handy klingelte vier Mal, ehe eine Verbindung abgenommen wurde. Dann herrschte einen Augenblick lang Schweigen, ehe ich die Stimme meines Bruders hörte, seltsam rau und kantig. „Harry?“
Mir wäre fast das Herz stehen geblieben, als ich die Stimme meines Bruders hörte. „Thomas. Wie geht es dir?“
„Oh“, krächzte er, „ich häng hier nur so rum.“
Ich hatte es schon miterlebt, wenn Thomas in Agonie war. Dann hörte er sich genauso an.
Im Handy rauschte es gewaltig, ehe die Stimme des Skinwalkers mit den schnurrenden Vokalen zu hören war. „Er ist hier. Er existiert. Noch. Gib mir den zum Untergang geweihten Krieger.“
„Gut“, sagte ich.
Am anderen Ende tiefes Schweigen. Ein Schweigen der reinen Konsternation.
„Bring ihn zu mir“, sagte der Skinwalker.
„Nein, so läuft das nicht.“
„Was?“
„Du wirst zu mir kommen.“
„Wünschst du, dass ich sein Leben gleich hier und jetzt beende?“
„Ganz ehrlich, Ekel – das ist mir egal“, sagte ich, wobei ich mich zwang, gelangweilt zu klingen. „Es wäre nett, wenn ich einen von den Vampiren wieder mit dem Rest seiner Sippschaft vereinen könnte, dann hätte ich später im Notfall bei denen mal einen Stein im Brett. Aber so dringend brauche ich den nicht.“ Ich legte ein Kunstpäuschen ein. „Du aber musst Thomas am Leben erhalten, wenn du willst, dass ich Morgan gegen ihn eintausche. Ich sage dir jetzt, wie wir es machen. Wenn der Abend dämmert, wird man dich über dieses Handy kontaktieren. Man wird dir mitteilen, wo unser Treffen stattfindet. Wenn du eintriffst, wirst du mir den Vampir zeigen, beweisen, dass ihm kein Haar gekrümmt wurde, und wenn ich ihn zurückhabe, wirst du Morgan mitnehmen, ohne irgendwelchen Machtpoker.“
„Ich bin kein sterblicher Abschaum, den du herumkommandieren kannst, du mickriger Magier!“, schäumte Ekelmonster.
„Nein“, sagte ich. „Du bist unsterblicher Abschaum.“
„Du blinder Wurm, du bist Fischfutter“, zischte Ekelmonster. „Wer bist du, dass du so mit mir zu sprechen wagst?“
„Ich bin der Wurm, der hat, was du haben willst“, sagte ich. „Sonnenuntergang. Geh nicht zu weit weg vom Telefon.“
Dann legte ich auf, ohne dass er etwas hätte erwidern können.
Das Herz hämmerte mir wild in der Brust, auf meinem Oberkörper hatte sich kalter Schweiß breit gemacht. Ich zitterte wild. Aus Angst um Thomas, aus reiner Erschöpfung, als Reaktion auf die Unterhaltung mit Ekelmonster. Ich lehnte meinen schmerzenden Kopf an die Wand der Telefonzelle und hoffte, dass ich nicht gerade eben dem Leben meines Bruders ein Ende bereitet hatte.
Ein Anruf fehlte noch.
Der Weiße Rat der Zauberer kommunizierte per Telefon wie andere Leute auch, musste allerdings wesentlich häufiger als der Normalbürger einen Reparaturdienst in Anspruch nehmen. Ich rief im Hauptquartier an, nannte bei der Sicherheitsüberprüfung die richtigen Kennworte und wurde zu einer Verwaltungsassistentin durchgestellt, einer sehr ernsthaften jungen Frau, die ihre Lehre noch nicht ganz abgeschlossen hatte.
„Ich habe eine Nachricht für sämtliche Mitglieder des Ältestenrats“, teilte ich ihr mit.
„Sehr wohl, Sir. Wie lautet sie?“
„Der genaue Wortlaut ist wichtig. Schreiben Sie mit?“
„Selbstverständlich, Sir. Jedes Wort.“
Nach kurzem Hüsteln legte ich los: „Ich möchte bekannt geben, dass ich Wächter Donald Morgan die letzten beiden Tage beherbergt und vor Entdeckung und Festnahme beschützt habe. Mich hat ein Informant kontaktiert, der mir ausführlich schildern konnte, auf welche Weise Morgan der Mord am Ältestenratsmitglied LaFortier in die Schuhe geschoben wurde. Wächter Morgan ist unschuldig. Das kann ich beweisen.
Ich bin
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