Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

wickelte es in seine eigene Kette und reichte es Toot-Toot. „Das hinterlässt du so auf dem Boot, dass sie es sofort findet.“
    Toot nahm das Amulett mit ernster Miene entgegen und verstaute es unter seinem Arm. „Wird gemacht.“
    „Danke.“
    Mein Dank ließ die Brust des Kleinen schwellen. Er richtete sich noch gerader auf.
    „Zweitens“, sagte ich zu ihm. „Was meinst du? Wie viele aus dem kleinen Volk kannst du dazu überreden, sich heute meiner Wachmannschaft anzuschließen?“
    Toot runzelte intensiv die Stirn. „Ich weiß nicht, Fürst Harry. Die Pizzaration ist knapp bemessen.“
    Diesen Einwand wischte ich mit einer Geste beiseite. „Am Lohn der Wachen ändert sich nichts. Als Entgelt der neuen Leute bestelle ich Extrapizza. Nennen wir die Neue Bürgerwehr – Bürgerwehr des Za-Lords. Wir brauchen sie nicht immer, nur ab und zu. Wie viele wären mit solch einer Absprache einverstanden?“
    Toot legte aufgeregt summend einen kleinen Kreis hin. „Bürgerwehr? Für dich? Jeder Wicht, jeder Kobold und jede Tautropfenfee im Umkreis von hundert Meilen weiß, dass du unsereins vor einem schlimmen Schicksal bewahrt hast, als die Dame mit den kalten Augen uns in die Gefangenschaft führen wollte! Es gibt niemanden bei uns, der keinen Kameraden oder Verwandten in schmählicher Haft schmoren hat!“
    „Oh! Gut. Sag ihnen, große Gefahren harren unserer. Sag ihnen, solange sie in der Bürgerwehr dienen, müssen sie Befehle befolgen. Sag ihnen, ich bezahle für je vier Freiwillige eine große Pizza.“
    „Das ist weniger, als du deiner Wache bezahlst, Harry!“, kritisierte Toot selbstgefällig.
    „Das sind ja auch Laien, keine Vollzeit-Veteranen wie du und deine Männer, richtig?“
    „Ja, mein Fürst!“
    Ich wurde ernst. „Wenn du eine Bürgerwehr rekrutieren kannst und wenn diese Leute sich so verhalten, wie es von ihnen verlangt wird, ist für dich eine Beförderung drin, Toot.“
    „Käsekruste?“ Er riss die Augen weit auf. „Extrabeilagen?“
    „Bei einer Beförderung geht es nicht um Pizza. Wenn du diese Arbeit gut erledigst, dann ernenne ich dich zum Generalmajor Toot-toot Minimus. Befehlshaber der Elitetruppe des Za-Fürsten.“
    Toot wurde vor Erregung förmlich von Krämpfen geschüttelt. Wäre über seinem Kopf ein großes gelbes Ausrufezeichen aufgetaucht, hätte mich das nicht gewundert. „Generalmajor?“
    Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen: Ich nickte feierlich. „Jawohl. Generalmajor.“
    Toot stieß einen Freudenschrei aus. Unfähig, still zu halten, zischte er zwischen den Vans hin und her. „Was sollen wir tun, wenn ich sie zusammengetrommelt habe, oh mein Fürst?“
    „Ihr sollt spielen. Ich erkläre euch genau, was wir tun werden.“
    ***
    Zehn Minuten, nachdem ich zu Will und Georgia zurückgekehrt war, tuckerte die Wasserkäfer wieder in den Jachthafen. Der Grashüpfer schaffte den Anleger mit nur einem kleineren Zusammenstoß mit einer anderen Jacht, ich sicherte rasch die Leinen, und Will und Georgia sprangen an Bord. Wills Füße hatten kaum die Planken berührt, da band ich die Leinen auch schon wieder los und hechtete den beiden nach. Molly hatte bereits den Rückwärtsgang eingelegt.
    „Was nun?“, rief sie mir vom Ruder oben auf der Kabine aus zu.
    „Sieh dir den Kompass oben auf dem Instrumentenbrett an. Wir brauchen den Kurs ein, zwei Grad südlich von direkt Ost. Ruf mich, wenn du die Insel siehst.“
    „Aye, aye!“
    Will ließ den Blick aus zusammengekniffenen Augen zwischen mir und meinem Lehrling hin und herwandern. „Aye, aye?“
    „Ihr Landratten!“ Ich schüttelte unglücklich den Kopf. „Ich gehe mal an der Matratze horchen, wie man so schön sagt, habe seit einer Ewigkeit nicht mehr geschlafen.“
    „Mach das, Harry“, sagte Georgia. „Wir wecken dich, wenn was los ist.“
    Ich nickte, stolperte hinunter in die Kajüte, ließ mich in die zweite Koje fallen und war sofort weg.
    Zwei Sekunden später schüttelte mich jemand. „Hau ab!“, knurrte ich.
    „Tut mir leid, Harry“, sagte Will. „Wir sind da.“
    Ehe ich mich zusammenreißen und die Augen aufschlagen konnte – immer das Schlimmste am Aufwachen! –, gab ich eine ganze Menge unhöflicher und gedankenloser Dinge von mir. Ich setzte mich auf, und Will zog sich mit einem Blick auf Morgan aus der engen Kajüte zurück. Ich hockte da, und mein Mund fühlte sich an wie mit Brackwasser ausgespült. Von irgendwoher drang ein fremdes Geräusch an meine Ohren. Es dauerte eine