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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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aber sicher, meinen Kopf wieder in Gang zu setzen und die übersinnlichen Auswirkungen von Madelines köstlichem Kuss und die Nachwehen der Erschütterungen in meinem Hirn abzuschütteln. Nachdem ich festgestellt hatte, dass ich zwar von oben bis unten mit kleinen Schnitten und Rissen überzogen war, es mir ansonsten aber recht gut ging, spürte ich auch schon, dass Binder sich nur wenige Meter von uns entfernt aufhielt.
    „Will, Georgia!“, schrie ich. „Gewehr!“
    Die Wölfe verschwanden mit großen Sprüngen im dichten Wald, wo ihre Bewegungen kaum ein Blatt erzittern ließen. Eine halbe Sekunde später trat Binder auf, ein halbautomatisches Sturmgewehr an der Schulter. Auch der Söldner trug einen Neoprenanzug, darüber jedoch noch die Jacke eines Kampfanzuges und ein Geschirr, an dem seine Ausrüstung hing, sowie an den Füßen schwere Stiefel.
    Binder richtete die Waffe auf die Bäume, zwischen denen Will und Georgia verschwunden waren und fing ziemlich aufs Geratewohl an zu ballern.
    Man war ja allgemein der Ansicht, dass so ein Sturmgewehr seine Kugeln derart streute, dass man es auf ein Garagentor richten konnte und nach kurzem Kugelhagel in der Lage war, sein Auto durch das so entstandene Loch zu fahren, ohne das Tor öffnen zu müssen. So stimmte das selbst bei einem Gewehr mit sehr kurzem Lauf nicht, das ja besser streute als andere. Binders Waffe, ein Sturmgewehr mit langem Lauf, streute die Kugel aus hundert oder hundertfünfzig Metern Entfernung vielleicht so weit, wie meine gespreizte Hand breit war. Bei Binders Ballerei standen die Chancen recht gut, dass er gar nichts getroffen hatte. Das wusste der Mann natürlich, er hatte schließlich Erfahrung. Wahrscheinlich schoss er nur weiter, um die Wölfe einzuschüchtern und dafür zu sorgen, dass sie gründlich das Weite suchten.
    In der Hitze des Gefechts kam man bei all dem Adrenalin im Hirn selten dazu, einzelne Gewehrschüsse zu zählen, aber ich wusste, dass Binder acht Mal geschossen hatte. Dämonenwind berichtete mir von acht Patronenhülsen aus Messing und Plastik zu seinen Füßen. Er hatte sich schützend vor Madeline aufgebaut, als er in die Tasche griff, um seine Waffe nachzuladen.
    Soweit ließ ich es gar nicht erst kommen. Ich zückte meine .44er, setzte mich auf, versuchte, möglichst wenig zu schwanken und zielte auf Binders Mitte.
    Als das Schießeisen losbrüllte, rutschte Binders linkes Bein unter dem Mann weg, als hätte jemand mit einem zwanzig Pfund schweren Hammer zugeschlagen. Mit einem überraschten Schrei, der gar nicht mal so sehr nach Schmerz klang, landete er höchst unsanft auf der Erde. In dem seltsamen, kurzen Augenblick der Stille unmittelbar nach dem Schuss hätte ich fast Mitleid mit dem Mann haben können, hinter dem immerhin zwei sehr harte Tage lagen. Ich hörte ihn laut nach Luft schnappen, ehe er hörbar die Zähne zusammenbiss, um ein Schmerzgeheul zu unterdrücken.
    Madeline fuhr zu mir herum. Ihr langes, regennasses Haar wirkte glatt und fettig, in den Augen brannte rein weiß der Hunger, während der Dämon in ihr sie unablässig mit seiner Kraft fütterte, immer stärker die Kontrolle übernahm. Ihr Neoprenanzug zeigte an mehreren Stellen Risse, ihr Blut, blasser als das eines Menschen, verteilte sich über die Haut, ebenfalls bleicher als die eines Menschen. Sie bewegte sich lange nicht mehr so schnell und geschickt wie sonst, pirschte sich aber dennoch zielstrebig und stetig in der gebückt kauernden Haltung eines Jägers an mich an.
    In meinem Kopf dröhnte es so gewaltig, dass ans Zustandekommen eines Zaubers nicht zu denken war. Dazu blieb mir weder die Zeit, noch vermochte ich die erforderliche Konzentration aufzubringen. Außerdem hielt ich die Pistole ja schon in der Hand, warum die verschwenden?
    Ich zielte auf die Stelle, wo Madelines Herz hätte sein müssen und traf sie in den Bauch – unter den gegebenen Umständen eine glatte Meisterleistung der Treffsicherheit. Madeline schrie, stolperte, landete auf einem Knie. Aber sie rappelte sich gleich wieder auf, die leeren Augen weiß und zornig auf mich gerichtet, und näherte sich unaufhörlich.
    Mein nächster Schuss ging ins Leere, der übernächste auch. Jetzt musste ich mich konzentrieren, mir blieben nur noch zwei Kugeln. Ich packte das Schießeisen mit beiden Händen und biss die Zähne zusammen. Der nächste Schuss riss Madeline ein Stück Fleisch von der Größe eines Tennisballs aus dem Bizeps. Wieder sank sie mit einem lauten Schrei auf

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