Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
Flecken übersäten linken Arm um Madelines Hals schlang und ihrer Kusine mit brutaler Gewalt die Luftröhre zudrückte.
Madeline stieß einen Schrei aus, als Lara ihr den Kopf zurückriss, aber danach gab sie kein einziges Geräusch mehr von sich, weil ihre Atemluft in den Lungen gefangen saß und nicht entweichen konnte. Die halb verkohlte Leiche, die Lara Raith war, bohrte ihre vom Feuer zerfressene Hüfte in Madelines Rückgrat, benutzte die Wirbelsäule der anderen Vampirin als Hebelansatz.
Als Lara den Mund aufmachte, schien ihre Stimme direkt aus der Hölle zu kommen: tiefer und rauchiger als sonst, aber immer noch so verführerisch wie eh und je. „Madeline!“, gurrte sie. „Wie lange habe ich das schon tun wollen? Seit wir beide klein waren.“
Mit diesen Worten legte sie ihre verdorrte Rechte, die bis auf Knochen und Sehnen vom Feuer verzehrt zu sein schien, mit einer langsamen, sinnlichen Geste auf den sich aufbäumenden Bauch Madelines, versenkte die Finger unendlich gelassen im Fleisch unterhalb der letzten Rippe. Madelines Gesicht verzog sich zu einer grausamen Grimasse, vergeblich versuchte sie, zu schreien.
Wollüstig zitternd drehte Lara die Schulter und riss eine vier Finger breite Furche in das Fleisch über Madelines Magen, schob das Fleisch auseinander, ließ feuchte, rote und graue Dingeherausgleiten.
Aus Laras Mund tauchte ihre hellrosa Zunge auf, um sich in Madelines Ohrmuschel zu schieben. „Hör gut zu“, zischte die verführerische Stimme aus der Hölle, während die verbrannte Hand ohne Ende mit grauenhafter Intimität Dinge aus Madelines Körper zog. „Hör gut zu.“
Welche Macht in diesen drei Worten lag! Nicht viel, und ich wäre ganz dicht an Laras verbrannte Gestalt heran gekrochen, um ihr mein Ohr zu leihen, hätte es mir notfalls mit den eigenen Fingern abgerissen.
Sämtliche Kraft schien aus Madeline gewichen, sie zitterte nur noch. Vergeblich versuchte ihr Mund, Worte zu bilden, ihre Augen verloren unter der Kraft von Laras Worten jegliche Fähigkeit zu fokussieren. „Einmal in deinem Leben“, fuhr Lara fort, indem sie mit ihren verbrannten, zerstörten Lippen an Madelines Hals entlang fuhr, „wirst du zu etwas Nutze sein.“
Madelines Augen rollten zurück, bis sie in ihren Höhlen verschwunden waren. Ihr Körper sackte hilflos gegen den ihrer Kusine.
Währenddessen meldete sich bei mir wieder das Hirn zur Stelle, und ich rappelte mich auf, um Madelines und Laras ekelerregende, grauenhaft faszinierende Umarmung nicht länger mit ansehen zu müssen. Binder hatte sich die Hände über die Ohren gelegt und die Augen zugekniffen. Ich packte ihn unter den Armen und schleppte ihn ungefähr fünfzig Meter von den abstoßend intim ineinander verschlungenen Raiths weg, den Hügel hinunter, durch dichtes Unterholz und um den Stamm eines riesigen alten Hickorybaums herum. Obwohl es Binder sichtlich sehr weh tat, bemühte er sich nach Kräften, den Transport mit seinem nicht verwundeten Bein zu unterstützen.
„Verdammte Scheiße!“, keuchte er, nachdem ich ihn abgesetzt hatte. „Elende, gottverfluchte Scheiße.“
Ich setzte mich ihm gegenüber. Auch ich keuchte laut, musste erst mal wieder zu Atem kommen und die Bilder der Madeline verzehrenden Lara verdrängen. „Das kannst du laut sagen.“
„Ich kenne da ein paar Schwachsinnige“, keuchte Binder, „denen tun die lieben Vampirchen echt leid. Die labern in einer Tour davon, welch tragische Gestalten das doch sind. Arme, einsame Wesen, eigentlich gar nicht so anders als wir. Was für verdammte Idioten!“
„Ja.“ Auch meine Stimme hatte noch nicht wieder zu ihrer gewohnten Stärke zurückgefunden.
So saßen wir ein paar Sekunden einfach nur da. Vom Hang oben drang ein leiser, weicher Schrei der Begierde an unser Ohr.
Obwohl wir beide bei diesem Klang erbebten, taten wir so, als hätten wir nichts gehört.
Danach sah Binder mich prüfend an. „Warum?“, wollte er wissen.
„Gut möglich, dass Lara nicht mehr aufhören kann, wenn sie mal losgelegt hat. Dann wärst du auch an der Reihe gewesen.“
„Wie wahr“, stimmte Binder mit Inbrunst zu. „Aber das war nicht meine Frage. Warum also?“
„Irgendwer muss sich ja mal benehmen wie ein Mensch.“
Binder sah mich an, als hätte ich mich einer Sprache bedient, die er seit Jahren nicht mehr gehört und sowieso nie gut beherrscht hatte. Dann senkte er leicht betreten den Blick. „Danke, Kumpel.“
„Fick dich“, teilte ich ihm müde mit. „Wie
Weitere Kostenlose Bücher