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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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Sie verharrten in sicherer Entfernung zum eigentlichen Schlachtgeschehen, umgeben von einem hohen Maß an Frustration.
    Hätte ich jetzt den Wächtern eine Botschaft zukommen und sie wissen lassen können, wo der Verräter sich herumtrieb! Vielleicht wäre ihnen ein effektiver Angriff auf die beiden möglich gewesen – aber wie zu ihnen durchdringen? Mit Hilfe des kleinen Volkes? Um die Elfen herbeizuzitieren und ihnen Anweisungen zu erteilen, hätte ich einen Zwischenstopp einlegen müssen, wobei keineswegs garantiert war, dass sie den Wächtern mit ihrem Feuerwerk letztlich die richtige Zielperson zeigen würden.
    Außerdem stellte ein Magier für das kleine Volk eine ganz andere Bedrohung dar als Vampire oder auch die grauen Männer. Ein Magier, besonders einer, der klug genug war, seine dunklen Umtriebe jahrelang innerhalb des Rates aus dem Verborgenen abzuwickeln, ohne sich zu verraten, schlug ein paar Feen wie lästige Insekten aus der Luft. Der brachte meine Gardisten gleich dutzendweise um. Ganz gleich, ob Toot und seine Mannen diese Gefahr richtig einschätzen konnten oder nicht, ich wollte sie auf keinen Fall solchen Risiken aussetzen.
    Aber irgendetwas musste mir einfallen, denn die Schlacht lief nicht gut für die einheimische Mannschaft: Entlang ihrer Verteidigungslinie hatte nicht nur der Regen, sondern auch eine Menge Blut den Boden aufgeweicht.
    Was tun, was tun? Eigentlich musste ich mich um meines Bruders willen ganz auf die Konfrontation mit dem Skinwalker konzentrieren. Jetzt nicht weiterzulaufen, weil ich erst noch versuchen wollte, dem Weißen Rat und Laras Familie hilfreich unter die Arme zu greifen, konnte Thomas das Leben kosten. Außerdem kämpften da drüben am Strand unter anderem Ebenezar, Lauscht-dem-Wind und die ehrwürdige Mai. Wenn die sich die Angreifer nicht vom Leibe zu halten vermochten, dann schaffte ich das höchstwahrscheinlich auch nicht.
    Sie mussten ohne mich zurechtkommen.
    Zwar gelang es mir dennoch nicht ganz, vor dem Skinwalker beim Turm zu sein, weil man letztlich als drei Meter großer Gestaltwandler mit den Sinnesorganen eines nachtaktiven Raubtiers und übermenschlichen Kräften wohl doch besser vorankam als selbst ich mit meiner Verbundenheit zur Insel, aber es war ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen, was als Omen für den Verlauf der restlichen Nacht genommen nichts Gutes versprach – aber davon durfte ich mich nicht Bange machen lassen. Wenn ich jedes Mal das Klügste tat, sobald die Dinge nicht ganz nach Plan liefen und gefährlich wurden, würde die Welt wohl bald untergehen.
    Wenn man durch einen Wald rannte und dabei haargenau wusste, wohin man die Füße zu setzen hatte, lief man praktisch lautlos. Als ich die letzten Bäume vor dem Plateau mit dem Turm erreichte und den Skinwalker auf der anderen Seite die kahle Bergkuppe erklimmen sah, erstarrte ich hinter einem Schirm aus dichtem Unterholz und Schatten verborgen praktisch zur Salzsäule.
    Der Wind hatte die ganze Zeit über stetig zugenommen, war kälter geworden und blies aus Nordwest, so dass der Skinwalker ihn im Rücken hatte. So würde Ekelmonster jedes Wesen bemerken, das sich hinter seinem Rücken an ihn anschlich, aber meine Witterung bekam er nicht mit, was mir einen leichten Vorteil verschaffte.
    Da kam er den Berg herauf gestapft, mit seinen überlangen, sehnigen Glieder und dem drahtigen, gelben Fell, dem weder das Bad im Michigansee noch der momentan schauerartige, mit Unterbrechungen fallende Regen anzumerken war. Einen Moment lang teilten sich die über uns dahinrasenden Wolken, und der zunehmende Mond kam zum Vorschein: Eine Sichel aus Silberlicht streifte kurz die Bergspitze.
    Sie zeigte mir Thomas.
    Der Naagloshii schleifte ihn an einem Knöchel hinter sich her. Thomas trug kein Hemd. Sein Oberkörper war mit so vielen feinen Schrammen und Hautabschürfungen übersät, dass er aussah wie der Straßenatlas einer dichtbesiedelten Gegend. Der Skinwalker schien ihn auch geschlagen zu haben: Eines seiner Augen war dick angeschwollen, als hätte ihm jemand einen halben Pfirsich in die Augenhöhle gedrückt. Um seinen Hals zogen sich dunkle Abdrücke, anscheinend hatte man ihn gewürgt, wohl mehr als einmal und wahrscheinlich einfach nur so zum Spaß.
    Der Kopf, die Schultern und der obere Teil des Rückens meines Bruders schleiften über den Boden, die Arme, lang über den Kopf ausgestreckt, folgten nach. Als der Skinwalker kurz stehenblieb, sah ich, wie Thomas den Kopf bewegte, als halte er

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