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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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klebte ihm mit einem Mal vorn am Körper das drahtige Haar dicht am Leib, und er kam einfach nicht mehr voran, sah sich gezwungen zu verharren, wie er war, das eine Bein schon angehoben. Er stieß einen Fluch aus, den ich nicht verstand, weil er sich einer mir unbekannten Sprache bediente, zog sich weiterhin wütend zischend zurück und nahm sich den Turm vor. Dem näherte er sich vorsichtiger als zuvor der Hütte, und richtig, es tauchten auch hier auf den Steinen die abweisenden Symbole auf, die ihn nicht näher als einen Meter, einen Meter fünfzig herankommen ließen.
    Ekelmonster brummte, murmelte Unverständliches vor sich hin und vollführte eine Handbewegung, die unsichtbare Kraftstränge Richtung Turm schickte. Daraufhin hellten sich die Symbole einen Moment lang auf, als absorbierten sie die Magie, mit denen der Skinwalker sie sicher hatte außer Kraft setzen wollen, einfach.
    Ekelmonster hob Thomas leise vor sich hin giftend auf, als wolle er sich mit Hilfe des Schädels meines Bruders einen Weg durch die verzauberten Steine bahnen. Von dieser Idee ließ er nach einem unzufriedenen Blick auf seinen Gefangenen wieder ab, um sich schließlich unter finster gemurmelten Selbstgesprächen weiter vom Turm zurückzuziehen. Die Symbole, die dafür sorgten, dass die Kraft des Skinwalkers an den Steinen abperlte wie Regenwasser, schienen ihm bekannt und mächtig zu ärgern.
    Die fremdartige Präsenz Dämonenwinds gab selten etwas von sich selbst preis, aber als der Skinwalker sich jetzt zurückzog, gönnte sich der Geist der Insel einen kurzen Moment fast schon hämischer Zufriedenheit.
    Was zum Teufel stand da bloß?
    Egal – unter dem Strich spielte diese Frage keine Rolle. Genauer, sie konnte warten. Momentan war nur eins wichtig: In diesem Spiel waren die Karten neu gemischt.
    Bisher hatte ich dem Skinwalker Thomas entreißen und dann irgendwie einen Weg finden müssen, Ekelmonster zu besiegen. Jetzt brauchte ich nur noch eins zu tun: ihm Thomas irgendwie abknöpfen. Wenn ich es schaffte, mir Thomas zu schnappen und ihn in die Nähe des Turms oder besser noch in die schützende Hülle der Hütte zu verfrachten, dann hatten wir prima Bedingungen. Wenn die Steine der Hütte den Skinwalker abwiesen, dann musste Molly nur noch den Kristall aktivieren und sich gedulden. Gleichgültig wie die Schlacht in dieser Nacht ausging, früher oder später musste der Rat siegen, und selbst das Schlimmste, was er uns antun konnte, war bestimmt noch besser als das Schicksal, das der Skinwalker uns zugedacht hatte.
    Ich hatte wieder einen Plan. Einen Plan, bei dem, wie ich mir in einem Moment rationaler Klarheit eingestehen musste, ungefähr eine Million Dinge schief gehen konnten, der aber immerhin einen entscheidenden Vorteil hatte: Er konnte klappen. Was für mein vages Vorhaben, dem Skinwalker Thomas zu entreißen und das Monster dann irgendwie ohne Hilfe der Verbündeten eigenhändig die Fresse zu polieren, nicht zutraf. Bei diesem neuen Plan versprach zumindest eine Sache Erfolg: Thomas in Sicherheit zu bringen. Das war schon mal mehr, als ich mir bislang realistisch hatte erträumen dürfen.
    Kein Zweifel: Mit ziemlich viel Glück konnte ich das jetzt einfach durchziehen.
    „Magier!“, rief der Skinwalker, der sich inzwischen daran gemacht hatte, langsam im Kreis um die Hütte herumzugehen. „Magier! Komm raus und gib mir den zum Untergang geweihten Krieger.“
    Es versteht sich von selbst, dass ich nicht antwortete, ich wechselte nämlich gerade die Stellung. Wenn der Skinwalker weiter Kreise um die Hütte zog, musste er irgendwann zwischen mir und der leeren Türöffnung vorbeikommen. Mit dem richtigen Timing und einer gezielten kinetischen Explosion konnte ich ihm genau in dem Moment Thomas entreißen und meinen Bruder durch die Tür in die Hütte befördern.
    Natürlich war es auch möglich, dass diese Explosion nicht ausreichte, dem Skinwalker meinen Bruder abzujagen und Thomas statt dessen das Genick brach, weil sie ihn, schlaff wie er da hing, gegen die Steine oder den Türrahmen schleuderte. Oder die Explosion war erfolgreich, traf Thomas jedoch hart genug, um sein Herz stillstehen oder seine Lunge kollabieren zu lassen. Oder ich traf leicht daneben, und Thomas flog zwar aus den Händen des Monsters, knallte aber gegen eine Steinwand. So schlecht, wie er im Moment aussah, könnte ihn das töten.
    Aber wenn ich gar nichts unternahm, brachte ihn der Skinwalker so oder so um!
    Was half mir da alles Hirnen?

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