Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
hochriss. Das Monster knallte dagegen wie eine Wagenladung Ziegel, prallte ab und schoss weiter in die Richtung, die es angesteuert hatte. In dem Moment, wo es mit meinem Schild kollidiert war, ließ ich den linken Arm sinken, schrie: „Andi!“ und schleuderte die Miniatursonne aus meiner Rechten gegen den Bauch des Monsters.
Ein Feuerstoß schleuderte den Skinwalker noch weitere drei Meter in die Luft, ließ ihn holterdiepolter durch die Luft fliegen – ein Ausdruck, der, wie man ihn dreht oder wendet, so gar keinen gottverdammten Sinn ergibt, mir in diesem Augenblick aber aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen vollkommen angemessen erschien. Ein grässlicher Gestank wie von verbranntem Haar und angesengtem Fleisch drang mir in die Nase. Mit wildem Geheul – Zorn? Schmerz? Ekstase? – prallte der Naagloshii ein paar Mal vom Boden ab, bis er landen konnte, sich abrollte und wieder auf die Beine kam.
Diesmal kam er förmlich auf mich zugeflogen, erneut hinter einem Schleier verborgen und eher katzenartig – oder auch nicht, das konnte mir einerlei sein. Ich streckte meine Sinne nach dem Wind und dem Regen und dem grollenden Donner ringsum aus und sammelte die Energie einiger Blitze in meiner Rechten. Statt zu warten, bis der Skinwalker angriff, drehte ich die linke Hand nach oben und löste jeden einzelnen der Kraftringe daran aus, setzte ihre tödliche Kraft in einer einzigen Salve frei.
Der Naagloshii heulte etwas in einer Sprache, die ich nicht verstand. Die Kraftlanzen prallten an seinem Schleier ab, wo sie bunte, sich ausbreitende Kreise hinterließen. Knapp eine Sekunde später hob ich laut brüllend die rechte Hand: „Thomas! Fulminas!“
Lauter Donner ließ die Bergkuppe erzittern und löste mehrere Steine aus dem Turm. Es folgten blendende, blauweiße Blitze, so hell, dass einem die Augen wehtaten. Ein Netz aus spitzen, dornigen Blitzen sprang den Naagloshii an, dessen Verteidigung sich nach der Abwehr der Kraftringe noch nicht wieder erholt hatte, hämmerte als tödlich filigranes Geflecht auf seine Brust ein, ließ seinen Angriff mitten im Sprung scheitern. Von den Hauptstrahlen lösten sich kleinere Blitze, um sich an verschiedenen Stellen in den steinigen Grund zu unseren Füßen zu bohren. Sie rissen rotglühende, schädelgroße Soden aus dem Granit und dem Feuerstein.
Mich traf einem Hammerschlag gleich gnadenlose Erschöpfung. Ich begann Sterne zu sehen – so harte Schläge hatte ich noch nie ausgeteilt. Das Maß an Energie, das ich hier einsetzen musste, war einfach überwältigend, selbst mit der Unterstützung Dämonenwinds unendlich schwer aufzubringen. Wenn ich jetzt übertrieb, wenn ich zu hart nachsetzte, würde ich zusammenbrechen. Der Skinwalker jedoch stand immer noch!
Allerdings war er ins Stolpern geraten, und eine Sekunde lang riss sein Schleier. Ich sah in seine vor Überraschung weit aufgerissenen Augen. Fast meinte ich sehen zu können, was im Kopf des Monsters vor sich ging: Er wusste doch genau, dass sein Schleier ihn so gut wie unsichtbar werden ließ, wie um alles in der Welt schaffte ich es da, so genau zu zielen?
Einen winzigen Sekundenbruchteil nur flackerte so etwas wie Furcht in den gelben Augen auf – worauf mein erschöpfter Leib mit einem zornigen Triumphgeheul reagierte.
Aber da hatte sich der Skinwalker auch schon wieder erholt und startete den nächsten Angriff: Er langte nach unten und riss aus dem Felsen unter uns ein Stück von der Größe einer Gehwegplatte heraus, wobei er sich noch nicht einmal groß anzustrengen schien. Diesen Brocken schleuderte er in meine Richtung. Ein drei- oder vierhundert Pfund schwerer Felsbrocken kam mit der Geschwindigkeit eines von einem Spieler der Oberliga geworfenen Baseballs auf mich zugeschossen.
Ich tauchte zur Seite weg, langsamer als sonst vielleicht, weil ich so ausgelaugt war, aber es reichte: Der Stein verfehlte mich um einiges. Noch im Abtauchen bündelte ich wieder meinen Willen, ließ silberweiße Bänder aus Seelenfeuer um meine rechte Hand tanzen. Ich lag auf dem Boden, zu entkräftet, um hochzukommen, biss jedoch fest entschlossen die Zähne zusammen, als das Monster nachsetzte und wieder auf mich zustürmte. Ein letztes Mal, da war ich mir sicher. So oder so ...
Für einen Schrei reichte mir die Luft nicht mehr, aber angiften konnte ich ihn noch. „Das hier ist für Kirby, du Schweinehund.“ Dann brachte ich doch noch einen Schrei zuwege: „Laques!“
Eine Schnur aus reiner Kraft, auf der
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