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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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Wurzeln und Pflanzen hoch. Bei Thomas angekommen grub sich die unsichtbare Kraft ungefähr zwei Zentimeter tief in die Erde, schlug gegen seinen reglosen Körper und entriss ihn dem Naagloshii. Thomas rollte die drei Meter bis zur Türöffnung – und knallte beim Durchrollen brutal gegen die steinerne Türumrahmung.
    Mein Gott, hatte sich sein Kopf da eben haltlos wie der einer Gummipuppe bewegt? Hatte ich meinem Bruder das Genick gebrochen?
    Ich schrie – wütend, verzweifelt. Auch der Skinwalker, der zu mir herumgefahren war, stieß, während er sich hinkauerte, einen wilden Schrei aus, der die Luft um uns aufwühlte und die Wassertropfen, die sich auf den Blättern der Bäume gesammelt hatten, in einem jähen Regenguss auf die Erde stürzen ließ. Dieser Schrei enthielt die ganze, grenzenlose Wut eines manischen Egos und verhieß mir einen Tod, den man nur mit Hilfe einer Enzyklopädie der Folter, einem guten Synonymlexikon und einem Exemplar von Grays „Anatomie des Menschen“ würde beschreiben können.
    Der Naagloshii aus meiner Erinnerung – der, den ich immer noch in all seiner Schrecklichkeit glasklar vor mir sah, wenn ich es zuließ, so, wie er sich mir in den letzten Tagen präsentiert hatte – und der, der im Hier und Jetzt vor mir stand, stürmten beide auf mich zu. Riesig und unaufhaltsam, fest entschlossen, mich in die Zange zu nehmen und in Stücke zu reißen.
    Mir war plötzlich egal, dass mich da ein Feind angriff, der eine ganze Reihe von Alpträumen in sich vereinte, mit dem ich nie eine Kontroverse hätte wagen dürfen. Es war mir egal , dass ich wahrscheinlich gleich sterben würde.
    Ich sah Kirby vor mir, leblos in seinem Blut. Ich sah Andi, so klein, so schwach und fragil, in ihrem Krankenbett. Ich sah Thomas‘ zahllose Wunden, sah die schreckliche Pein, die das Monster mir bereitet hatte, als ich es durch meine Sicht betrachtete. Nein, dieses Wesen hatte hier keinen Platz, und wenn ich jetzt sterben musste, dann jedenfalls nicht als zitterndes Häuflein Elend. Wenn ich sterben musste, dann nicht, weil mich meine Angst und ein Trauma zum Krüppel gemacht hatten.
    Wenn ich schon abtreten musste, dann spektakulär – und Blut sollte fließen.
    Angst und Wut ließen meine Stimme ganz hoch und rau und scharf klingen. „Na, komm doch!“, schrie ich den Naagloshii an. Ich formte die rechte Hand, als wolle ich einen Baseball werfen, bündelte meinen Willen und füllte die Handfläche mit scharlachrotem Feuer. Ich streckte die linke Hand aus und ließ meinen Willen Energie in das Armband schicken, das mir als Schild diente. Während ich mich so auf Angriff und Verteidigung vorbereitete, spürte ich die Kraft der Insel unter meinen Füßen, fühlte, wie sich diese Kraft überall um mich herum ausbreitete, wie sie unterstützende Energie in sich aufsog. „Komm schon, du schwanzlose Missgeburt!“
    Der Naagloshii änderte seine Gestalt: Was gerade noch fast ein übergroßer Mensch gewesen war, wurde jetzt mehr zum Gorilla, mit kürzeren Beinen und noch längeren Armen. Das Biest stürzte laut brüllend auf mich zu, legte die Strecke bis zu mir mit schreckenserregender Geschwindigkeit, Kraft und Anmut zurück, hüllte sich dabei gleichzeitig in einen Schleier und war irgendwann in der Dunkelheit verschwunden, für das menschliche Auge nicht mehr wahrzunehmen.
    Aber Dämonenwind wusste, wo Ekelmonster war, und somit auch ich.
    In irgendeinem weit entfernten Winkel meines Bewusstseins, wo mein gesunder Menschenverstand anscheinend ein Ferienhäuschen gemietet hatte, musste mein Verstand leicht erschüttert feststellen, dass auch ich mich in Bewegung gesetzt hatte. Zwar erinnerte ich mich nicht mehr, irgendeine diesbezügliche Entscheidung getroffen zu haben, aber ich war ebenfalls mit lautem Gebrüll losgestürmt, auf den Skinwalker zu. Ich hastete ihm entgegen, in mir eine Wut, die fast schon an Wahnsinn grenzte. Mit jedem Schritt, bei jeder Berührung eines meiner Füße mit dem Boden gewann das Feuer in meiner Hand neue Kraft hinzu, bis es so hell brannte wie eine Fackel aus Acetylen.
    Mit einem letzten, riesigen Satz stürzte sich der Naagloshii auf mich, nur die schrecklichen, glühenden Augen aus dem Schleier heraus sichtbar. Aber ich wusste, dass er die Arme mit den furchtbaren Krallen daran nach mir ausgestreckt hatte.
    Ich ließ mich mit der rechten Hüfte in den Gleitschritt eines Baseballspielers fallen, während ich gleichzeitig parallel zur Bewegung des Skinwalkers meinen Schild

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