Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
Seelenfeuer glitzerte und blinkte, schnellte auf den Skinwalker zu. Er versuchte, sie abzuwehren, hatte aber eindeutig nicht damit gerechnet, dass dieser Zauber kein normaler, sondern mit Seelenfeuer sozusagen turbogeladen war. Die Schnur kümmerte sich herzlich wenig um die Verteidigungsversuche des Monsters, wurde vielleicht gerade mal ein bisschen langsamer, aber schnell genug war sie immer noch: Leise zischelnd schlang sie sich dreimal um seinen Hals, um sich danach wie wild zusammenzuziehen.
Was den Ansturm meines Gegners sehr effektiv abstoppte. Ekelmonster strauchelte und taumelte seitwärts. Sein Schleier war mehr oder weniger nicht mehr vorhanden, so dass ich zusehen durfte, wie er fieberhaft mehrmals die Gestalt änderte, um der übersinnlichen Garrotte zu entkommen. Was ihm allerdings gründlich misslang: Obwohl mir vor Erschöpfung zunehmend schwarz vor Augen wurde, hielt ich meinen Willen erbarmungslos auf ihn gerichtet, zog die Schlinge immer enger.
Er kämpfte, trat wild um sich – um dann jäh seine Taktik zu ändern und sich wie in schierer Verzweiflung zu einem Ball zusammenzurollen. Aus dem Ball tauchte eine Kralle auf, mit der er einen Kreis um sich zog, indem er eine Furche in den Fels ritzte. Kaum hatte er diesen Kreis mit seinem Willen berührt, als auch schon ein einfaches magisches Konstrukt um ihn herum zum Leben erwachte, das den Schlingenzauber von seiner Quelle trennte. Von mir. Die silberne Schnur flackerte auf und war verschwunden.
Ich lag auf dem Boden, kaum fähig, den Kopf zu heben, und sah sehnsüchtig zur Hütte hinüber, die keine zehn Meter von mir entfernt Sicherheit versprach. Was nützte mir das … es hätten ebenso gut zehn Meilen sein können.
Der Naagloshii strich sich derweil zufrieden brummend mit seinen Krallen das Fell am Hals glatt. Als sich seine Augen auf mich richteten, verzog sich seine Schnauze zum zufriedenen Grinsen eines Fleischfressers, der seine Beute ausgestreckt vor sich liegen sieht. Er trat aus seinem Kreis heraus und schlich näher.
Eine verdammte, spektakuläre Schweinerei im Anmarsch auf meine werte Person.
45. Kapitel
D er Naagloshii baute sich lächelnd vor mir auf. Ich durfte zusehen, wie sich die unmenschlichen Züge seiner aktuellen Gestalt wandelten und verschoben, bis sie wieder fast etwas Menschliches hatten, was ihm wohl das Reden leichter machte.
„Das war ja nicht mal allzu jämmerlich“, säuselte er. „Wer hat dich denn mit dem Feuer des Lebens beschenkt, kleiner Sterblicher?“
„Den wirst duwohl kaum kennen.“ Den Mund aufzumachen war höllisch anstrengend und geschah in diesem Fall rein reflexartig: Ich war es nun mal gewohnt, den Härten des Lebens als Klugscheißer entgegenzutreten. „Der hätte dich umgelegt.“
Das Lächeln des Skinwalkers wurde breiter. „Ganz eindrucksvoll! Du kannst die Feuer einsetzen, durch die die Schöpfung entstanden ist, und doch fehlt dir der Glaube, der eigentlich hinter einem solchen Einsatz stehen sollte.“
„Herrjemine“, murmelte ich. „Wie ich euch sadistische Affen satt habe!“
Er legte den Kopf schräg und fuhr mit den Krallen beiläufig über den Felsen. „Ach ja?“
„Du magst es gern, wenn was am Haken baumelt und dabei noch zappelt“, sagte ich. „Da geht dir einer bei ab, und wenn ich tot bin, ist der Spaß vorbei. Also möchtest du die ganze Sache mit einer kleinen Unterhaltung noch ein bisschen in die Länge ziehen.“
„Bist du denn so erpicht darauf, das Leben zu verlassen, Sterblicher?“, schnurrte der Naagloshii.
„Statt hier mit dirrumzuhängen? Worauf du einen lassen kannst. Bring es hinter dich oder verpiss dich.“
Seine rechte Tatze bewegte sich mit schlangenartiger Geschwindigkeit, und plötzlich fing mein Gesicht Feuer. Das tat so weh, dass ich noch nicht einmal mehr schreien konnte. Ich krümmte mich zusammen, drückte beide Hände an die rechte Wange und biss entschieden die Zähne zusammen.
„Ganz wie du wünschst.“ Der Naagloshii beugte sich über mich. „Aber ich will dir gern noch einen Gedanken mit auf den Weg geben, mickriger Geistrufer. Du glaubst, du hättest einen Sieg errungen, als du mir den Phagen aus den Händen rissest. Aber er war mehr als einen Tag lang gut abgehangenes Fleisch für mich, und ich habe nichtsvon ihm übriggelassen. Du hast keine Wortefür die Dinge, die ich ihm angetan habe.“ Ich konnte hören, dass sein Lächeln immer breiter wurde. „Er hungert, der Phage, er ist wahnsinnig vor Hunger, und ich rieche
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