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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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ein schlanker, durchtrainiert wirkender junger Mann mit kobaltblauen Augen und Wangenknochen, mit denen man hätte Brot schneiden können, so fein und scharf waren sie ziseliert. Unter dem grauen Cape trug er einen teuren, dunkelblauen Anzug aus Kaschmir, dazu ein sahnefarbenes Hemd und eine Krawatte in leuchtendem, metallen schimmerndem Kupferrot. Als Krönung des Ganzen trug der junge Mann eine Melone, und in der linken Hand statt eines Stabes oder Sprengstocks einen Spazierstock mit silbernem Knauf.
    Diesen Stock hielt er, voll ausgefahren, auf mich gerichtet, als ich den Pfad entlangkam. Mit ernstem Blick, die Augen leicht zusammengekniffen, sah er mir entgegen.
    Ich blieb erst einmal stehen und winkte ihm zu. „Immer mit der Ruhe, Steed!“
    Der junge Mann ließ den Stock sinken. Auf seinem Gesicht erblühte ein Lachen, das ihn gut und gerne zehn Jahre jünger aussehen ließ. „Ah!“, rief er frohgemut. „Ich hoffe doch, ich habe nicht zu dick aufgetragen?“
    „Ein Klassiker“, sagte ich. „Wie geht es dir, Chandler?“
    „Ich friere mir hier den maßgeschneiderten Arsch ab!“, verkündete der Wächter vergnügt in elegantestem Oxfordenglisch. „Was ich alles klaglos ertrage, dank einer hervorragenden Erziehung, einer ansatzweise akademischen Bildung und tonnenweise britischer Zähigkeit. Metrische Tonnen, wohlbemerkt, nicht die anderen.“ Die intensiven, blauen Augen hatten mich die ganze Zeit prüfend gemustert, und obwohl sich der heitere Tonfall nicht änderte, schwang in Chandlers nächster Frage ein Hauch Besorgtheit mit. „Was ist mit dir? Wie geht es dir, Harry?“
    „Ich habe eine harte Nacht hinter mir“, sagte ich im Näherkommen. „Solltet ihr an diesem Tor nicht eigentlich zu fünft Wache schieben?“
    „Fünf von meiner Art? Bist du von Sinnen? Die reine Kraft solch geballten Modebewusstseins würde jedem Besucher die Augen aus dem Kopf fallen lassen.“
    Ich brach in ein kurzes Gelächter aus. „Du darfst deine Kräfte nur zum Guten einsetzen, was?“
    „Richtig! Was ich auch tun werde.“ Er legte den Kopf schräg. „Ich weiß gar nicht mehr, wann ich dich zuletzt hier gesehen habe.“
    „Bislang war ich nur ein einziges Mal zu Besuch“, antwortete ich. „Das ist jetzt schon ein paar Jahre her – gleich nachdem sie mich rekrutiert hatten.“
    Chandler nickte ernsthaft. „Was führt dich aus der schönen Stadt Chicago hierher?“
    „Die Sache mit Morgan. Ich habe davon gehört.“
    Die Miene des jungen Wächters verfinsterte sich. „Ja“, flüsterte er. „Fällt einem schwer, das zu glauben, was? Du willst bei der Suche helfen? Bist du deswegen hier?“
    „Ich habe schon mehrfach einen Mörder gefunden, ich glaube, das könnte ich wieder tun.“ Aus irgendeinem Grund schien Chandler immer in unmittelbarer Nähe des Ältestenrats zu arbeiten, wenn jemand alle Gerüchte zum Fall Morgan kannte, dann er. „Was meinst du? Mit wem sollte ich mal reden?“
    „Magier Liberty koordiniert die Suche“, sagte Chandler. „Magier Lauscht-dem-Wind untersucht den Tatort, und die ehrwürdige Mai ruft gerade den Rest des Rates zu einer Krisensitzung zusammen.“
    Ich nickte. „Was ist mit Magier McCoy?“
    „Der hält sich, soweit ich es weiß, mit einer Eingreiftruppe bereit“, sagte Chandler. „Er ist einer der wenigen, von dem man mit einiger Gewissheit sagen kann, dass er mit Morgan fertig wird.“
    „Ja, ja ...“ Ich nickte weise. „Dieser Morgan ist schon eine echte Nervensäge.“ Zitternd trat ich von einem Fuß auf den anderen: Es war wirklich sehr kalt hier im Wald. „Ich habe Informationen, die der Ältestenrat zweifellos gern hören würde. Wo kann ich die einzelnen Magier finden?“
    Chandler dachte nach. „Mai dürfte in der Kristallhalle sein. Liberty ist in der Hauptverwaltung. Magier McCoy dürfte sich irgendwo in der Nähe der Einsatzzentrale herumtreiben, und Magier Lauscht-dem-Wind befindet sich zusammen mit dem Merlin in den Räumen von LaFortier.“
    „Was ist mit dem Torwächter?“, wollte ich wissen.
    Chandler zuckte die Achseln. „Der bewacht die Tür, nehme ich mal an. Den Torwächter kriege ich fast so selten zu Gesicht wie dich.“
    Ich nickte. „Danke.“ Dann rief ich mir die Regeln des Sicherheitsprotokolls ins Gedächtnis, die mehr als fünfhundert Jahre alt waren, befahl meiner Stimme angemessene Feierlichkeit und sagte: „Ich bitte um Erlaubnis, die Verborgenen Hallen betreten zu dürfen, oh Wächter. Darf ich eintreten?“
    Chandler

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