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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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beäugte mich eingehend, allerdings nicht ohne ein amüsiertes Funkeln in den Augen. „Tritt ein in Frieden“, gestattete er würdevoll, „und wenn du wieder gehst, so auch in Frieden.“
    Ich bedankte mich mit einem Nicken und trat durch den Torbogen.
    Natürlich war ich in friedlicher Absicht gekommen. Aber wenn der Mörder sich hier irgendwo aufhielt und mitbekam, was ich trieb, dann würde ich ganz gewiss nicht in Frieden gehen können.
    Sondern in kleinen Stücken.

14. Kapitel
    D ie geheimen Hallen von Edinburgh waren seit undenklichen Zeiten Festung und Schanze des Weißen Rates der Magie. Wobei man das mit den undenklichen Zeiten nicht wörtlich nehmen darf: Eigentlich fungierten sie erst seit knapp fünfhundert Jahren als unser Hauptquartier.
    Der Weiße Rat dagegen existierte in der einen oder anderen Form bereits seit vorrömischer Zeit, das Hauptquartier hatte einfach ein paar Mal den Standort gewechselt. Alexandria, Karthago, Rom (ob Sie es glauben oder nicht, in den ersten Tagen der Kirche saßen wir im Vatikan!), Konstantinopel und Madrid – in all diesen Städten war die Führungsriege des Rats schon beheimatet. Seit dem Ende des Mittelalters nun dienten uns Tunnel und Katakomben, die man in den unnachgiebigen Stein Schottlands gehauen hatte, als Hauptquartier.
    Das Netz aus Tunneln und Gewölben unter Edinburgh war sogar noch weitläufiger als das unter Chicago und noch dazu unendlich stabiler. Das eigentliche Hauptquartier lag direkt unter dem Schloss, unter dem Auld Rock höchstpersönlich, wo Königinnen und Könige, Fürsten und Fürstinnen einander seit vorchristlicher Zeit herausgefordert, bekriegt, belogen, betrogen und abgeschlachtet hatten.
    Dass es die Festung schon so lange gab, lag an der Konzentration von Ley-Linien in dieser Gegend, die so auf der ganzen Welt nicht noch einmal vorkam. Unter Ley-Linien verstand man natürliche Strömungen magischer Energie, die sich durch den gesamten Erdball zogen. Die Menschheit kannte kein mächtigeres Hilfsmittel beim Einsatz von Magie, und die Linien, die sich tief unter dem Auld Rock im Boden überschnitten, stellten eine atemberaubende Menge an roher Kraft dar, die darauf wartete, von jemandem angezapft zu werden, der geschickt oder verrückt genug war, es zu versuchen.
    Ich hatte in den geheimen Hallen kaum drei Schritte getan, als ich die erste Ley-Linie überquerte und unter meinen Füßen deutlich die Energie spürte, die einem mächtigen, lautlosen unterirdischen Fluss gleich unter mir dahinschoss. Unwillkürlich ging ich ein paar Schritte lang schneller, gepackt von der irrationalen Angst, die Energie könne mich umreißen. Die legte sich, als die Vibrationen im Boden immer schwächer wurden, bis ich sie kaum noch mitbekam.
    Licht brauchte ich keines herbeizurufen, es war hell genug. Überall in die Wände eingelassene Kristalle sorgten mit ihrem Regenbogen aus sanften Farben für eine gleichbleibende, wenn auch leicht verschwommen wirkende Ausleuchtung der Gänge. Der Tunnel, durch den ich ging, war uralt, zahllose Füße hatten auf dem Boden ihre Spuren hinterlassen, es war kühl und feucht, und immer kam es einem so vor, als warte die Feuchtigkeit nur auf einen Atemhauch oder einen warmen Körper, um zu kondensieren und zu halb gefrorenem Tau zu erstarren.
    Der Tunnel war in etwa so breit, dass ich mit ausgestreckten Armen die Wände hätte berühren können, und gute zweieinhalb Meter hoch. In den Stein gemeißelte Basreliefs zierten die Wände, von denen manche, wie ich mir hatte sagen lassen, Höhepunkte in der Geschichte des Weißen Rates wiedergaben. Da ich persönlich niemanden auf den Bildern wiedererkannte, ähnelten sie in meinen Augen den Schlachtenszenen mit Tausenden recht primitiv dargestellten Beteiligten, die man auf dem Teppich von Bayeux bewundern konnte. Außer den geschichtlichen Darstellungen waren hier unten lauter Schutzzeichen in den Stein gemeißelt, ernsthafte, schwergewichtige Schutzzeichen von Weltklasse. Ich wusste zwar nicht, was sie im Einzelnen leisteten, spürte aber durchaus die tödliche Kraft, die hinter ihnen steckte und bewegte mich entsprechend vorsichtig.
    Der vom Niemalsland ausgehende Eingangstunnel war mehr als eine viertel Meile lang und führte die ganze Zeit über sanft nach unten. Im Abstand von jeweils hundert Metern tauchten Metalltore auf, jedes mit einem Wächter davor, dem zwei der Tempelhundstatuen der ehrwürdigen Mai als Rückendeckung zugeteilt worden waren.
    Diese stummen Diener

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