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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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Zungen!“, sagte die Leitspinne, während ihre Vorderbeine heftig erregt auf die Luft eindroschen.
    „Tragen sie auch immer so etwas bei sich?“ Ich hielt meinen Stab hoch.
    Die Spinne zischte. Gift wallte aus den Spitzen ihrer Fangzähne. „Viele Mannwesen tragen solche langen Stöcke, Sterblicher.“
    „Nimm dich in Acht, Langbein“, sagte ich. „Ich stehe auf gutem Fuß mit Königin Mab. Ich glaube nicht, dass du wirklich Ärger mit mir willst.“
    Die Beine der Spinne bewegten sich wellenförmig, und schon rückte sie zwei, drei Fuß näher an mich heran. Auch die anderen Spinnen kamen näher, was mir gar nicht gefiel. Überhaupt nicht! Sprang eine von ihnen, dann hatte ich sie gleich alle auf dem Hals, und es gab einfach zu verdammt viele von diesen großen Dingern. Wie hätte ich mich effektiv gegen alle auf einmal wehren sollen?
    Die Spinne lachte – ein hohles, spöttisch klingendes Geräusch. „Kein Sterblicher spricht mit der Königin und lebt, um davon zu berichten.“
    „Er lügt“, zwitscherten die anderen, ein leises Summen um mich herum, „und sein Blut ist warm.“
    Ich beäugte all diese riesigen Mäuler und Fangzähne, wobei ich einen akuten, echt ungemütlichen Flashback von Morgan hatte, wie er seinen Strohhalm in den verdammten Karton Orangensaft rammte.
    Die Spinne direkt vor mir wiegte sich einen Tick nach links und dann wieder einen nach rechts, eine anmutige Bewegung, die nur verschleiern sollte, dass sie sich erneut einen Fuß näher an mich herangemacht hatte. „Mannwesen, wie sollen wir wissen, wer du wirklich bist?“
    Ein solch perfektes Stichwort bekam man meiner professionellen Meinung nach selten!
    Ich richtete die Spitze meines Stabes zusammen mit meinem gebündelten Willen nach vorn, fokussierte den Willen auf einen Fleck von der Größe meiner geballten Faust und rief: „Forzare!“
    Eine unsichtbare Kraft traf die Leitspinne genau in den beunruhigenden Mund. Der Stoß ließ die Bestie hochschnellen und schleuderte sie mehrere Meter weit rückwärts durch die Luft, bis der Flug am Stamm einer riesigen alten Eiche endete. Die Spinne krachte gegen den Baum wie eine überdimensionale Wasserflasche: Es gab ein grauenhaftes, klatschendes Geräusch. Mit bebenden, krampfartig zuckenden Beinen landete die Spinne auf dem gefrorenen Boden, während ungefähr dreihundert Pfund Schnee, die sich beim Aufprall von den Ästen gelöst hatten, herunterstürzten und ihren Leib halb unter sich begruben.
    Um mich herum herrschte tiefes Schweigen.
    Ich kniff die Augen zusammen und ließ meinen Blick durch die Runde schweifen, ohne etwas zu sagen.
    Die Spinne, die der toten Kameradin am nächsten stand, trat verunsichert von einem Bein auf das andere. Dann trillerte sie mit sehr gedämpfter Stimme: „Lasst den Magier passieren.“
    „Da hast du verdammt recht: Lasst ihn bloß durch!“, murmelte ich finster, wenn auch kaum hörbar. Dann ging ich los, aufrecht und wild entschlossen, als würde ich nur zu gern jeden zerschmettern, der sich mir in den Weg stellte.
    Niemand stellte sich mir in den Weg. Die Spinnen stoben auseinander, und ich ging weiter, ohne langsamer zu werden, ohne zu zögern, ohne mich umzusehen. Sie ahnten ja nicht, wie schnell mir das Herz in der Brust schlug, wie sehr meine Beine zitterten. Solange sie das nicht wussten, war ich außer Gefahr.
    Nach knapp hundert Metern sah ich mich schließlich um. Die Spinnen hatten sich um ihre tote Gefährtin geschart und hüllten sie in Seide, alle Fänge waren eifrig dabei, vor und zurückzuzucken und sich hungrig zu winden. Ein Anblick, bei dem mir kalte Schauer den Rücken hinabliefen und sich mir der Magen umdrehte.
    Eins war sicher: Im Niemalsland wurde einem nie langweilig.
    ***
    Ich verließ den Waldweg bei einem Baum, in dessen Stamm ein Pentagramm geritzt war, und bog in einen schmaleren Fußpfad ein. Aus den Laubbäumen war Nadelgehölz geworden, das sich eng um den Weg drängte. Immer wieder verschwanden Wesen zwischen den Bäumen, huschten umher, hörte ich aus dem mich umgebenden Wald sehr leise wispernde, zischelnde Stimmen. Das war schauerlich, aber nicht anders, als ich es erwartet hatte.
    Der Pfad endete auf einer Lichtung, in deren Mitte sich ein Erdhügel von etwa zehn Meter Durchmesser und ebenfalls zehn Meter Höhe erhob, dicht von Steinen und Ranken umgeben. Eine schwere Tür ruhte auf massiven Felsquadern, ebensolche Quader bildeten den Türsturz. Neben der Tür stand eine einsame Gestalt im grauen Cape,

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