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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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Lesen zu erleichtern. Zwischen den Säulen befanden sich rollbare Stellwände voller Landkarten, bunter Stecknadeln und winziger Notizzettelchen. Neben den meisten stand noch mindestens eine Wandtafel mit geheimnisvollen Diagrammen, kurzen handschriftlichen Anmerkungen und groben Kartenskizzen. Der hintere Teil des Gewölbes glich einem Großraumbüro: kleine, abgetrennte Nischen, in denen Schreibtische, Regale und Stühle standen.
    Überall lärmten und klingelten Schreibmaschinen. Der Verwaltungsstab, allesamt Magier, eilte geschäftig hin und her, besprach sich leise untereinander, schrieb, tippte und heftete Papiere ab. Vorn im Raum standen ein paar Tische, auf denen Propangasflammen Kaffeekannen warm hielten, davor ein paar durchgesessene Sofas und Sessel.
    Ein halbes Dutzend kampferprobter Wächter hatte es sich auf den Sofas bequem gemacht und schlummerte. Andere saßen in den Sesseln, lasen oder spielten mit dem alten Schachspiel, das jemand auf einem der Couchtische aufgebaut hatte. Alle hatten ihre Stäbe und Umhänge ganz in der Nähe abgelegt, um sie im Notfall gleich zur Hand zu haben. Das war die alte Garde, gefährliche, harte Leute, Überlebende der mörderischen Tage des ersten Vampirkriegs. Mit keinem von ihnen hätte ich mich gern angelegt.
    Mein früherer Mentor Ebenezar McCoy hockte ein wenig abseits von den anderen auf einem Stuhl und starrte in die Flammen eines Feuers, das in einem aus grob behauenen Steinen gemauerten Kamin vor sich hin knisterte. In den von der Arbeit vernarbten Händen hielt er einen Kaffeebecher. Viele der älteren Ratsmitglieder achteten sehr auf Sitte und Anstand, beides Tugenden, die sie oft viel zu ernst nahmen, weswegen sie immer wie aus dem Ei gepellt und absolut korrekt gekleidet herumliefen. Ebenezar aber trug eine alte Jeanslatzhose, ein Flanellhemd und Arbeitsstiefel aus Leder, die gut und gern ihre dreißig oder vierzig Jahre auf dem Buckel haben mochten. Was von seinem Silberhaar noch übrig war, stand ihm borstig und zerzaust ums Haupt, als sei er eben erst aus dem Schlaf erwacht. Ebenezar war alt, selbst nach Magier-Maßstäben, aber seine Schultern waren immer noch breit, und unter der von Altersflecken übersäten Haut zeichneten sich die Muskeln der Unterarme stramm und gut sichtbar ab. Er starrte durch seine Nickelbrille in die Flammen, den Blick auf unendlich gestellt, während sein rechter Fuß einen schleppenden Rhythmus auf den Boden klopfte.
    Ich lehnte meinen Stab an die Wand, holte mir einen Becher Kaffee, machte es mir im Stuhl neben Ebenezar gemütlich, trank in langsamen Schlucken, ließ mir vom Feuer ein wenig die Kälte aus den Knochen verjagen und wartete.
    „Guten Kaffee machen sie hier“, meinte Ebenezar wenig später.
    „Vor allem heißt er nicht komisch“, sagte ich. „Einfach nur Kaffe, nichts mit Frappelattegrandechino und so.“
    Ebenezar schnaubte. „Nette Reise gehabt?“
    „Ging so. Auf dem Winterpfad wurde ich von ein paar Gangstern belästigt.“
    Er verzog das Gesicht. „Die schon wieder. Die haben unsere Leute in den letzten Monaten öfter mal schikaniert. Wie fühlst du dich sonst so, Hoss?“
    „Uninformiert, Sir.“
    Er warf mir einen undurchdringlichen Blick zu. „Aha. Ich tat, was ich für das Beste hielt, Junge. Ich werde mich dafür nicht entschuldigen.“
    „Das hatte ich auch nicht erwartet“, sagte ich.
    Er nickte zufrieden. „Was führt dich her?“
    „Können Sie sich das nicht denken, Sir?“
    Er schüttelte energisch den Kopf. „Ich nehme dich nicht mit in die Eingreiftruppe, Hoss.“
    „Sie denken wohl, ich könnte da nicht mithalten, was?“
    Er sah mir in die Augen. „Du und Morgan, ihr habt zu viel Geschichte miteinander. Diese Sache muss ohne Leidenschaft laufen, und leidenschaftslos bist du nun gar nicht.“
    Ich gab ein unverbindliches Grunzen von mir. „Sind Sie sicher, dass Morgan LaFortier umgebracht hat?“
    Ebenezar wandte sich wieder den Flammen zu. „Ich hätte es nie für möglich gehalten. Aber es passen einfach zu viele Dinge zusammen.“
    „Was ist, wenn ihm jemand den Mord anhängen will? Besteht die Möglichkeit denn gar nicht?“
    Ebenezar warf mir einen raschen Seitenblick zu. „Wieso willst du das wissen?“
    „Weil dieses Arschloch jetzt endlich kriegt, was ihm schon lange zusteht“, antwortete ich. „Ich möchte nur sicher sein, dass alles mit rechten Dingen zugeht.“
    Er nickte langsam. „In die Schuhe schieben – ich wüsste nicht, wie das gelaufen sein könnte.

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