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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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gesamte Halle zog sich in drei Metern Höhe ein Balkon, von dem aus Türen zu den einzelnen Privatgemächern der Ältestenratsmagier führten. Ich musste das Ostentatorium in seinem gesamten Ausmaß durchqueren, um zu der Treppe zu gelangen, die sich würdevoll an einer Wand entlang zum Balkon emporschwang. Oben sah ich mich um, bis ich die Tür entdeckte, vor der zusammen mit einem schläfrigen jungen Mann im Gehgips und grauem Umhang zwei Tempelhunde Wache schoben. Ich ging hinüber und winkte dem Wächter zu.
    Gerade wollte ich ihn ansprechen, als sich die beiden Hundekonstrukte plötzlich bewegten und mir mit einem knirschenden Geräusch, als riebe sich Stein an Stein, die Köpfe zuwandten.
    Sofort blieb ich stehen und hob beschwichtigend beide Hände. „Liebe Hundchen!“
    Der junge Wächter, der aussah, als stamme er aus Asien, ohne dass ich hätte bestimmen können, aus welchem Land, blinzelte kurz und sagte etwas in einer mir unbekannten Sprache. Als er mich prüfend musterte, erkannte ich ihn endlich: Er gehörte zu den jungen Männern aus dem persönlichen Gefolge der ehrwürdigen Mai und war bei unserer letzten Begegnung vor Kälte halb tot gewesen, nachdem er versucht hatte, Königin Mab eine Botschaft zu überbringen. Nun hatte er sich offenbar wegen eines gebrochenen Knöchels nicht der Jagd nach Morgan anschließen können.
    Manche Leute waren eben geborene Glückspilze.
    „Guten Abend“, begrüßte ich ihn auf Latein, der offiziellen Sprache des Weißen Rates. „Wie geht es Ihnen?“
    Glückspilz setzte seine Musterung noch eine Weile fort, ehe er sich zu einer Antwort durchrang. „Wir sind in Schottland. Es ist Morgen.“
    Richtig! Mein halbstündiger Spaziergang hatte mich sechs Stunden weiter nach vorn katapultiert. „Ich muss den Magier Lauscht-dem-Wind sprechen.“
    „Er hat zu tun“, teilte mir Glückspilz ernsthaft mit. „Er darf auf keinen Fall gestört werden.“
    „Magier McCoy schickt mich“, konterte ich. „Er fand, es sei wichtig.“
    Glückspilz kniff die Augen zusammen, bis sie fast nicht mehr zu sehen waren. „Dann warten Sie bitte hier“, sagte er, „und bewegen Sie sich nicht.“
    Die Tempelhunde starrten mich unverwandt an. Gut – ich wusste schon, dass sie nicht richtig starrten, immerhin waren sie aus Stein. Aber für Wesen, die im Grunde über keinen eigenen Verstand verfügten, hatte ihr Starren etwas beunruhigend Intensives.
    „Das dürfte kein Problem sein“, meinte ich trocken.
    Glückspilz verschwand durch die Tür. Ich musste zehn unangenehm lange Minuten ausharren, ehe er zurückkam, beide Hunde leicht am Kopf berührte und mir zunickte. „Gehen Sie rein.“
    Vorsichtig, ohne die Konstrukte auch nur einen Sekundenbruchteil aus den Augen zu lassen, wagte ich den ersten Schritt. Da das die beiden nicht zu stören schien und sie nicht reagierten, sah ich zu, dass ich schnell an ihnen vorbeikam und konnte nur hoffen, beim Betreten von LaFortiers Räumen nicht wie eine verschreckte Katze auszusehen.
    Als erstes kam ich in ein Arbeitszimmer – oder ein Büro. Unter Umständen handelte es sich aber auch um ein Kuriositätenkabinett: Ein massiger Schreibtisch aus undefinierbarem Holz stand da, an den Kanten sowie um die Griffe herum und oben auf der Platte an der Stelle, wo hauptsächlich gearbeitet wurde, vom Alter und ständigen Gebrauch nachgedunkelt, darauf präzise mittig ausgerichtet eine Schreibunterlage, darauf wiederum vier identische Füllfederhalter in absolut gerader Reihe nebeneinander. Damit war es aber auch schon vorbei mit der Ordnung. Alle Regale im Raum stöhnten unter der Last von Büchern, Trommeln, Masken, Fellen, alten Waffen und Dutzender anderer Kleinigkeiten, die allesamt aussahen, als stammten sie aus exotischen Ländern. Zwischen den Regalen lehnten Schilde an der Wand, jeweils mit dem Bild zweier gekreuzter Waffen geschmückt: auf dem normannischen Drachenschild kreuzten sich zwei Breitschwerter, auf dem Zulu-Schild aus Büffelhaut zwei Assagais, auf einem persischen Rundschild, aus dessen Mitte ein langer Dorn ragte, zwei Krummsäbel und so weiter und so fort. Ich kannte Museen, die zum Mardi Gras in ihren heiligen Hallen aufgerufen hätten, hätten sie eine auch nur halb so reiche und vielfältige Sammlung in die Hände bekommen.
    An der Rückwand des Arbeitszimmers führte eine Tür in einen weiteren Raum, bei dem es sich wohl um das Schlafzimmer handelte. Jedenfalls sah ich durch die geöffnete Tür eine Ankleidekommode und das

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