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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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fest, wer leben darf und wer sterben muss und scheißen auf die Wahrheit?“
    Indianerjoes Stimme klang leise und so hart wie Stein, als er den Blick seiner dunklen Augen auf mich richtete. „Ich habe einmal miterlebt, wie das Volk, das ich führen und beschützen wollte, vernichtet wurde. Ich habe zugesehen und mich zurückgenommen, bis es zu spät war und ich nichts mehr ändern konnte, und warum? Weil es meinen Prinzipien nach falsch war, wenn der Rat oder eins seiner Mitglieder sich einmischte und die Politik der Sterblichen beeinflusste. Als ich mich so verhielt, habe ich entschieden, wer leben wird und wer stirbt. Meine Leute sind für meine Grundsätze gestorben.“ Er schüttelte heftig den Kopf. „Diesen Fehler mache ich nicht noch einmal.“
    Ich wandte den Blick ab, ohne etwas zu sagen.
    „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden?“ Mit diesen Worten verließ Indianerjoe das Zimmer.
    Verdammter Mist!
    Ich hatte gehofft, er würde mir helfen. Nur hatte ich dabei wohl mehrere politische Faktoren außer Acht gelassen. Wenn er gewusst hätte, was ich vorhatte, hätte er mich wohl nicht direkt daran gehindert, aber unterstützt hätte er mich auf keinen Fall. Diese ganze Angelegenheit wurde umso hässlicher und verworrener, je tiefer ich bohrte, und wie man die Sache auch drehte und wendete, Unheil lauerte so oder so. Wenn Morgan freigesprochen wurde, drohte Unheil, wurde er nicht freigesprochen, drohte ebenfalls Unheil.
    Drohendes Unheil allüberall.
    Verdammter Mist.
    Dabei konnte ich Indianerjoe noch nicht einmal böse sein, ich verstand seine Haltung sogar. Wäre ich Mitglied des Ältestenrats gewesen, hätte ich solch schwerwiegende Entscheidungen treffen müssen, wer weiß, ob ich mich nicht genauso entschieden hätte wie er.
    Meine Kopfschmerzen meldeten lautstark ihre Rückkehr an.
    Wie zum Teufel sollte ich das Richtige tun, wenn es das Richtigenicht gab?

16. Kapitel
    I ch stand noch eine Weile nachdenklich neben LaFortiers Leiche, ehe ich eine dieser Wegwerfkameras zückte, wie man sie sich aus dem Automaten ziehen konnte, und ausführlich Leiche, Blutspritzer und diverse zu Bruch gegangene Möbelstücke fotografierte. Da ich eine so lückenlose Dokumentation des Tatorts erstellen wollte, wie sie unter den gegebenen Umständen möglich war, verknipste ich einen ganzen Film in dem Zimmer. Dann steckte ich die Kamera wieder ein und verließ LaFortiers Gemächer.
    Vom Ostentatorium her drangen Stimmen bis hoch auf den Balkon. Neugierig geworden nickte ich dem Glückspilz, der mich mit undurchdringlichem Blick musterte, freundlich zu und trat an das Balkongeländer.
    Unten beim Büfett unterhielten sich Lauscht-dem-Wind und der Merlin leise miteinander, nicht weit von den beiden entfernt drückte sich Peabody im Hintergrund herum, einen neuen Satz Ordner, Aktenmappen und Füllfederhalter in den Armen.
    Ich blieb einen Moment lang stehen, um zuzuhören – das ging auch auf größere Entfernungen und war ein Trick, den ich im Laufe der Jahre irgendwo aufgeschnappt hatte. Magie war dabei eigentlich nicht im Spiel, es ging mehr darum, sich mental ganz und ausschließlich aufs Gehör einzustellen.
    „... die Wahrheit herauszufinden“, sagte der Merlin, während er sich einen Teller mit Kanapees, Käse und frischen weißen Trauben belud. „Dagegen hast du sicher nichts einzuwenden.“
    „Die Wahrheit ist meiner Meinung nach bestens dokumentiert“, erwiderte Lauscht-dem-Wind leise. „Wir vergeuden hier Zeit. Wir sollten uns lieber auf die Frage konzentrieren, wie wir die Katastrophe in den Griff bekommen.“
    Der Merlin, ein großer Mann von königlichem Aussehen und noch königlicherem Gehabe, war ein Magier, wie er im Buche stand: langer, weißer Bart, passende lange, weiße Haare, blauer Umhang, ein silberner Stirnreif und ein Stab aus vollkommen ebenmäßigem, glattem, weißem Holz. Gerade sah er von seinem Teller auf und bedachte Indianerjoe mit einem ruhigen, undurchdringlichen Blick. „Darüber werde ich ganz sicherlich nachdenken.“
    Indianerjoe seufzte und hob die Hände zu einer versöhnlichen Geste. „Oben wären wir fertig. Wir könnten anfangen.“
    „Ich komme, sobald ich etwas im Magen habe.“
    Peabody nutzte die Gelegenheit, um sich ehrerbietig zu räuspern. „Magier Lauscht-dem-Wind, ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie ein paar Papiere für mich unterzeichnen könnten, solange der Merlin isst. Auf Ihrem Schreibtisch liegen zwei Vorgänge, die noch Ihrer Zustimmung

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