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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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Dame lassen: Ihr Pokerface war Spitze. Der missbilligende Blick wich einer absolut nichtssagenden Maske, als sie sich, eher wachsam als nervös, ein wenig in ihrem Stuhl aufrichtete und die Hände flach auf den Schreibtisch legte.
    „Das gibt aber Fingerabdrücke!“, warnte ich.
    Sie starrte mich kurz an. „Raus aus meinem Büro!“
    „Üble Fingerabdrücke, und ich sehe hier nirgendwo Glasreiniger.“ Ich sah mich suchend um.
    „Haben Sie mich verstanden?“ Ihr Ton wurde schärfer. „Raus hier!“
    Ich kratzte mich am Kinn. „Meinen Sie, Ihre Sekretärin hat Glasreiniger im Schreibtisch? Soll ich mal nachschauen?“
    Auf Ms. Dereks Wangen tauchten nervöse rote Flecken auf. Sie streckte die Hand nach dem Telefon auf ihrem Tisch aus.
    Ich wies mit dem Finger auf das Gerät, schickte eine Willensanstrengung und zischte: „Hexus.“
    Technische Gräte zu stören war für einen Magier keine große Sache, nur lief das meist nicht gerade mit chirurgischer Präzision ab. Von ungestümen Knallgeräuschen begleitet stoben Funken aus Ms. Dereks Telefon, dem Computer, den Lampen oben an der Decke und aus irgendetwas in ihrer Jackentasche.
    Ms. Derek stieß einen spitzen Schrei aus, sah sich von drei Seiten attackiert, sprang auf und versuchte hektisch, entsprechend auszuweichen. Dabei rollte ihr Stuhl ohne sie ein Stück zurück, und sie landete unsanft und ziemlich würdelos der Länge nach auf dem Boden hinter dem Schreibtisch mit der gläsernen Platte. Die fragil wirkende Brille hing nur noch an einem Ohr, die dunkelgrünen Augen waren so weit aufgerissen, dass man einmal um die Iris herum das Weiße sehen konnte.
    Aus reiner Effekthascherei machte ich ein paar Schritte auf sie zu und musterte sie eine Weile schweigend von oben herab. Im ganzen Raum war kein Laut zu hören. Nach dem Ausfall der Lampen war es erheblich dunkler geworden.
    Als ich den Mund aufmachte, klang meine Stimme sehr, sehr leise. „Zwischen Ihnen und dem Rest der zur Zeit ohnedies fast unbesetzten Kanzlei liegen zwei geschlossene Türen. Ihr habt hier herrliche Teppiche, Wandtäfelungen aus echtem Eichenholz und draußen im Flur einen blubbernden Springbrunnen.“ Ich grinste. „Niemand hat mitgekriegt, was gerade geschehen ist. Sonst wäre schon längst wer angerannt gekommen.“
    Ms. Derek schluckte, rührte sich jedoch nicht.
    „Ich möchte, dass Sie mir sagen, wer Sie beauftragt hat, einen Privatdetektiv auf mich anzusetzen.“
    Sie mühte sich sichtlich um Fassung. „Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie reden.“
    Ich schüttelte tadelnd den Kopf, hob die Hand und machte eine auffordernde Bewegung in Richtung Likörschrank, während ich, verbunden mit einer Willensanstrengung, leise „Forzare!“ flüsterte. Die Glastür des Schranks flog auf, ich suchte mir eine Flasche aus, die vage nach Bourbon aussah, wiederholte die Geste und ließ die Flasche quer durch das Zimmer in meine Hand fliegen. Ich schraubte den Deckel ab, setzte die Flasche an den Hals und nahm einen tiefen Zug. Wohlig brennend glitt das sicher teure Zeug durch meine Kehle.
    Evelyn Derek starrte mich mit offenem Mund an, ihr Gesicht weißer als eine Karte des ländlichen Maine.
    Ich ließ sie nicht aus den Augen. „Sie wissen nicht, wovon ich rede? Sind Sie da ganz sicher?“
    „Oh Gott“, flüsterte sie.
    „Evelyn“, mahnte ich. „Konzentrieren Sie sich. Sie haben Vince Graver angeheuert, damit er mir überallhin folgt und Ihnen berichtet, was ich so treibe. Jemand hat Ihnen befohlen, das zu tun. Wer?“
    „Meine Klienten!“, stotterte sie. „Vertraulich.“
    Es war mir nicht wohl dabei, die arme Frau so zu verschrecken. Ihre Reaktion auf meine Magie war typisch für jemandem, der noch nie mit Übernatürlichem in Berührung gekommen war, wahrscheinlich hatte sie gar keine Ahnung, wen genau sie durch die Auskunftsverweigerung schützte. Sie hatte furchtbare Angst. Ich wusste ja, dass ich ihr nichts tun würde, aber außer mir wusste das hier im Zimmer niemand.
    Wenn man jedoch einmal angefangen hatte zu bluffen, dann musste man den Bluff auch durchziehen. Egal, was geschah. Egal, ob es einem unangenehm war.
    „Ich habe wirklich nicht gewollt, dass unsere Unterhaltung so hässliche Formen annimmt“, sagte ich traurig.
    Seufzend stellte ich die Flasche auf dem Schreibtisch ab und hob bedächtig und dramatisch die rechte Hand. Die hatte ich mir vor ein paar Jahren übelst verbrannt, und sie bot immer noch keinen besonders schönen Anblick, obwohl ich mich auf

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