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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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ihrem Gesicht entlang, von der Stirn bis zum Kinn und setzte dabei meinen herbeigerufenen Willen frei, auch das so sacht wie irgend möglich. „ Dorme, dormius, Evelyn“, flüsterte ich. „Dorme dormius.“
    Sie stieß ein leises Winseln aus, wie ein kleiner Hund, der total erschöpft und total erleichtert war, während ihr Körper völlig entspannt auf dem Boden in sich zusammensackte. Nachdem sie noch einmal ganz tief Luft geholt und wieder ausgeatmet hatte, versank sie in einen schlichten, tiefen, traumlosen Schlaf.
    Ich bettete sie, so bequem es ging. Wenn sie Glück hatte, würde sie beim Wachwerden einen Großteil unserer Konfrontation als schlechten Traum abtun. Dann verließ ich ihr Büro und die Kanzlei, wobei der Zorn in meinem Innern bei jedem Schritt stärker brodelte. Beim Wachmann am Tresen unten angekommen hatte sie sich bereits in handfeste, kochende Wut verwandelt. Ich knallte ihm die Quittung auf den Tisch und brachte meinen Stab mit einer Geste und einem geflüsterten Wort dazu, sich von der Wand zu lösen, an der er lehnte, und mir in die Hand zu hüpfen.
    Woraufhin der Wachmann aus seinem Stuhl kippte. Ich ging, ohne mich noch einmal nach ihm umgedreht zu haben.
    Der Weiße Hof steckte in der Sache mit drin. Er versuchte, Morgan umbringen zu lassen und mich gleich mit. Mehr noch: Er verging sich an Leuten aus meinerStadt, verschaffte sich gewaltsam Zugang zu deren Psyche, richtete Schäden an, die diese Menschen unter den geeigneten Umständen in den Wahnsinn treiben konnten. Zwischen dem, was die normale Raubtier-Beute-Beziehung des Weißen Hofs ausmachte und dem, was man Evelyn Derek angetan hatte, klaffte ein himmelweiter Unterschied.
    Dafür würde ich jemanden zur Verantwortung ziehen.

23. Kapitel
    A ls ich daheim die Wohnungstür aufdrückte, stand ich vor einem bizarren Tableau.
    Jawohl: schon wieder.
    Morgan lag etwa anderthalb Meter von der Schlafzimmertür entfernt auf dem Boden. Anscheinend hatte er sich aus dem alten Popcorneimer neben der Tür bedient, wo ich meine in der Tradition der Volkskunst aus den Ozarks geschnitzten Kampfstäbe, meine Sprengstöcke, Schirme, Spazierstöcke und so weiter aufbewahrte – Sie können es sich vorstellen. Morgan hatte sich meinen Spazierstock geschnappt, einen alten Stockdegen im viktorianischen Stil: Man drehte am Griff, zieht und schon hatte man eine scharfe Stahlklinge in der Hand. Morgan hatte gedreht, gezogen und lag jetzt auf dem Boden, den Schwertarm in einem Winkel von etwa fünfundvierzig Grad nach oben gestreckt.
    Die Schwertspitze ruhte an Mollys Halsschlagader, direkt unter ihrem linken Ohr.
    Molly wiederum stand mit leicht gebeugten Knien da, den Rücken an eins meiner Bücherregale gepresst, die Arme weit zu beiden Seiten ausgestreckt, als sei sie gestolpert und im Rückwärtsfallen gegen das Regal geprallt.
    Links von der Tür hockte Mouse. Seine gebleckten Fangzähne ruhten am Hals Anastasia Luccios. Die wiederum lag lang auf dem Boden, ihre Pistole nicht weit von ihr entfernt, aber doch so weit, dass sie nicht drankam. Irgendwie kam sie mir trotz ihrer misslichen Lage recht entspannt vor, wobei ich ihr Gesicht allerdings nicht ganz erkennen konnte.
    Die dunkelbraunen Augen meines Hundes waren unverwandt auf Morgan gerichtet. Morgans stahlharter Blick hing wie festgenagelt am Kiefer von Mouse.
    Völlig entgeistert besah ich mir das Ganze etwa eine Minute lang. Keiner der Beteiligten rührte sich. Bis auf Mouse. Der klopfte ein, zwei Mal hoffnungsvoll mit dem Schwanz auf den Boden, als ich ihn ansah.
    Ich hatte unwillkürlich den Atem angehalten. Den stieß ich jetzt vernehmbar aus, stellte meinen Stab beiseite und tappte zum Kühlschrank, wobei ich über Anastasias rechtes Bein klettern musste. Ich öffnete den Kühlschrank, betrachtete dessen Inhalt ein Weilchen, ohne ihn recht zu sehen, griff mir eine kalte Dose Cola, öffnete sie und trank. Dann schnappte ich mir ein Küchenhandtuch, ging zur Couch und setzte mich.
    „Ich würde ja zu gern fragen, was zur Hölle hier los ist, aber hier ist ja wohl nur einer voll bei Verstand und der kann nicht sprechen.“ Ich warf Mouse einen freundschaftlichen Blick zu. „Hoffentlich ist die Geschichte wenigstens gut.“
    Mouse wedelte erneut mit dem Schwanz.
    „Gut.“ Ich nickte ihm zu. „Aus.“
    Er öffnete folgsam das Maul, ließ von Anastasia ab und kam zu mir herübergetrabt, wo er sich gegen meine Beine lehnte. Sein Blick huschte aufgeregt zwischen Molly und Morgan hin und

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