Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
Die Rotkappe wusste, was ich mit den Haarbüscheln anstellen würde.“
Molly sah ein wenig beruhigt aus. „Gut. Wie lautet der Plan?“
„Sobald wir sicher sind, wo sie sind“, sagte ich, „werde ich zur Vordertür hineingehen.“
„Das ist unser Plan?“
„Ich werde sehr laut sein“, sagte ich. „In der Zwischenzeit werden du und Superköter zur Hintertür hineinschleichen und unsere Leute da herausholen.“
„Oh“, sagte Molly. „Bist du sicher, dass du nicht mich als Ablenkung haben willst?“
Das war eine berechtigte Frage. Mollys Ein-Frau-Rave-Zauber konnte mehr Aufmerksamkeit erlangen als ein Zusammenstoß bei einer Flugschau. „Die Sidhe wissen alles über Schleier“, sagte ich. „Meine sind nicht gut genug, um auch nur annähernd an sie heran zu kommen. Deine sind es. So einfach ist das.“
„Gut“, sagte sie und schluckte. „Also werden wir ... werden wir auf mich beim wichtigen Teil angewiesen sein. Leute retten.“
„Du spielst jetzt schon eine Weile Batman, Kind“, sagte ich. „Ich denke, du kannst es.“
„Meist war nur ich in Gefahr, wäre ich gescheitert“, sagte Molly. „Bist du sicher, dass das der richtige Plan ist?“
„Ob du denkst, dass du es schaffst“, sagte ich. „Oder nicht.“
„Oh.“
Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wir haben keine Zeit herumzueiern. Deshalb machen wir‘s ganz einfach. Sobald es losgeht, sobald sich dir jemand in den Weg stellt, will ich, dass du sie mit deiner gesamten Kraft schlägst, direkt ins Gesicht. Mouse wird als Verstärkung bei dir sein.“
„Sollte er nicht bei dir sein? Ich meine, wenn du kämpfen wirst ...“
„Ich werde nicht kämpfen“, sagte ich. „Keine Zeit, um mich vorzubereiten, kein Plan, ich würde verlieren. Ich werde nur eine große, geräuschvolle Ablenkung sein.“
„Aber was, wenn du Schwierigkeiten bekommst?“
„Das ist mein Anteil. Du erledigst deinen. Konzentrier dich auf dein Ziel. Reingehen, holen, rausgehen, Zeichen geben. Dann laufen wir alle davon. Klar?“
Sie nickte. „Klar.“
„Wuff“, sagte Mouse.
***
„Huch“, sagte ich wenige Augenblicke später. Wir hatten mittels Verfolgungszauber trianguliert und ihren Aufenthaltsort auf ein Gebäude eingeschränkt, und nun lauerten wir in einer Gasse gegenüber. „Ich war tatsächlich schon einmal da drin.“
„Echt?“
„Ja“, sagte ich. „Die Kundin hatte ein Kind oder so etwas an einen halbherzigen Möchtegern-Hexer verloren. Er hatte diesen geschmacklosen Dialog und alles und wollte das Kind mit seinem großen, billigen, spitzen Messer opfern.“
„Wie ist es ausgegangen?“
„Wenn ich mich recht entsinne, hat er mich verprügelt“, sagte ich. „Außerdem habe ich kaum Geld verdient. Der böse Kerl lief davon, die Kundin verschwand und drohte mit einem Prozess. Nur ließ sie das Kind zurück. Stellte sich heraus, dass sie nicht mal seine Mutter war, und die wirklichen Eltern wollten mich verhaften lassen. Habe nie mehr was von ihr gehört. Keinen Schimmer, worum es dabei ging. Kreide.“
Molly griff in ihre Tasche und zog einen Kreidestift hervor, den sie mir gab. Ich ging in die Hocke und zeichnete schnell ein Diagramm des Lagerhauses. „Da ist die Vordertür. Bürotür. Hintertür. Es gibt einige weit oben gelegene Fenster, aber du müsstest ein Vogel sein, um sie zu erreichen. Die Rückseite des Lagerhauses ragt genau genommen über das Wasser hinaus, aber es gibt um die Rückseite eine Holzterrasse. Dort werdet ihr reingehen, durch die Hintertür. Achte auf Stolperfallen. Mouse kann dir helfen. Vertrau ihm. Im Vergleich zu ihm sind wir im Grunde blind und taub.“
„Gut“, nickte Molly. „Alles klar.“
„Dreh nicht durch wegen dem, was passieren könnte, wenn es schiefgeht“, sagte ich. „Fokussier dich, konzentrier dich, wie wir es beim Zaubern tun. Reingehen. Rausholen. Rausgehen.“
„Lass uns das einfach machen“, sagte sie, „ehe ich mich übergebe.“
„Ich gebe dir fünf Minuten, um in Position zu gelangen. Geh nicht rein, ehe ich laut werde.“
„Gut“, sagte Molly. „Komm, Mouse.“
Der große Hund stellte sich neben Molly, und sie musste sich nicht einmal bücken, um die Finger einer Hand durch sein Halsband zu schieben. „Bleib dicht bei mir, ja?“, sagte sie zu Mouse.
Er sah zu ihr auf und wedelte mit dem Schwanz.
Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln, nickte mir zu, dann sprach sie ein Wort und verschwand.
Ich begann, bis dreihundert zu zählen und wunderte
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