Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
riffelte in einer Schockwelle über den Boden, die Unrat, Kies und unregelmäßige Stücke zerrütteten Asphalts aufwirbelte. Sie wogte über den Boden zum Lagerhaus und landete mit einem lauten, hohlen Bumm im Vordereingang.
„Sagt ‚Wer ist da!‘“, rief ich ins Lagerhaus und ging bereits zügig vorwärts, während noch immer Staub in der Luft hing – es würde es möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich machen, dass ich die Freunde der Rotkappe, die sich darin unter einem Schleier verbargen, entdeckte. „Ihr traut euch nicht! Ihr traut euch ganz bestimmt nicht!“
Ich warf eine weitere Druckwelle gegen die großen Ladetüren auf der Vorderseite des Lagers, was eine Menge Lärm machen, sie aber nicht zerstören sollte. Es klappte. Eine zweite, enorme Erschütterung ließ die Stahlbalken und Metallmauerringe erklingen wie eine riesige dunkle Glocke.
„Der wütende Magier ist da!“, rief ich. „Ihr habt zehn Sekunden, um meine Freunde unversehrt gehen zu lassen, oder ich werde verdammt noch mal jeden von euch Muttersöhnchen zerschmettern!“
Ich bekam vielleicht eine Vorwarnzeit von einer halben Sekunde, dann stürzte ein flitzender, schwarzer Umriss auf mich herab und hackte mit seinen Krallen nach meine Augen. Ich riss den Kopf zurück und aus dem Weg und sah einen Adler vom Tiefpunkt seines Sturzflugs aufflattern. Er drehte sich in der Luft, schimmerte während er das tat, und im Nu war der Adler verschwunden, und einer der Sidhe befand sich an seiner Stelle, glitt im freien Fall durch die Luft, Pfeil und Bogen in den Händen. Er legte an und schoss, alles im Augenblick seiner Verwandlung, und ich fing den Pfeil nur knapp mit meinem Schild ab. Ehe sich ein Sturz anbahnte, vollendete er seine Rolle und verwandelte sich erneut, zurück in seine Adlerform, dann schlug er mit den Flügeln und stieg in den Himmel auf.
Herrje. Das sah großartig aus. Man brauchte eine ernstzunehmende Beherrschung des Gestaltwandels, um Ausrüstung, Kleidung und andere Dinge mitzunehmen, wenn man die Gestalt veränderte, aber dieser Kerl hatte es so einfach aussehen lassen wie Atmen.
Ich meine, man konnte über die Feen sagen, was man wollte, Stil hatten sie. Nicht so viel Stil, dass ich dem fliegenden Bogenschützen keinen Bolzen Macht nachsandte, aber ich verfehlte ihn, und er flog mit einem höhnischen Schrei fort.
Dann spürte ich einen kleinen, spitzen Schmerz im linken Bein.
Ich schaute hinunter, nur um ein hölzernes Wurfpfeilchen in der Rückseite meiner Wade stecken zu sehen. E r war geschnitzt, perfekt glatt, rund und mit einigen Splittern einer roten Feder befiedert. Ich ließ meinen Blick hinter mir umher huschen und erhaschte einen einzigen Blick auf die Rotkappe, die in der Hocke auf dem Zaun, der das Lager umgab, kauerte; der Kerl balancierte sein Gewicht mit scheinbar müheloser Leichtigkeit auf einem Strang des Stacheldrahts, der vielleicht ein Zehntel eines Zentimeters breit war.
Sein Mund öffnete sich zu einem breiten, wahnsinnigen Grinsen. Er hielt ein kurzes, silbriges Rohr in einer Hand, und als meine Augen sein Gesicht fanden, berührte er mit zwei Fingern der anderen Hand den Mund, warf mir einen Kuss zu und stürzte rückwärts vom Zaun und aus meiner Sicht.
Ich wirbelte zu ihm und hob mein Schild, dann drehte ich mich und wandte es in die andere Richtung, dann schwang ich herum, gaffte zugleich nach allen Seiten. Aber das war‘s. Die Sidhe waren verschwunden, wenn sie nicht einfach mit meinen Sinnen nicht wahrnehmbar waren.
Ein langsames Brennen begann, sich von der Beinwunde auszubreiten.
Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich zerrte den Wurfpfeil aus meine m Bein. Er hatte nicht viel angerichtet – die dünne Spitze aus Holz war vielleicht einen halben Zentimeter unter meine Haut gedrungen –, aber als ich mein Hosenbein hochzog, um nachzusehen, sah ich ein unnormal großes Rinnsal an Blut aus der Wunde rinnen.
Außerdem wurde das Brennen mit jedem Herzschlag zu einer annähernd winzig stärker werdenden Präsenz.
Das war gar kein Geiseldrama gewesen.
Es war ein Attentat gewesen. Oder ... irgendwas.
„Verdammt noch mal!“, brummte ich. „Ihr habt mich schon wieder überlistet! Ich habe diesen hinterhältigen Scheiß gründlich satt!“
Ich stürmte mehr oder weniger das Lagerhaus, riss die Bürotür auf und betrat steifbeinig das Erdgeschoss. Das Gebäude war genau so leer, wie ich es in Erinnerung hatte, plus/minus einiger drastischer Störsignale zwischen
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