Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
Graues, Struppiges, Riesiges schoss auf die Veranda. In einem Satz übersprang es das Verandageländer, sauste über den Boden und den kleinen Lattenzaun und traf mich wie ein Rammbock in die Brust.
Mein Hund Mouse ist ein tibetanischer Tempelhund, ein Foo-Dog aus einer mächtigen, übernatürlichen Blutlinie, obwohl er als außergewöhnlich großer tibetischer Mastiff durchgegangen wäre. Mouse konnte es ohne mit der Wimper zu zucken mit Dämonen und Monstern aufnehmen, er war etwa 75 Zentimeter hoch. Er warf mich so leicht um wie eine Bowlingkugel den ersten Kegel. Trotzdem, Superhund hin oder her, war er noch immer ein Hund. Sobald ich am Boden war, platzierte er seine Vorderläufe rechts und links meines Kopfes und verabreichte mir sabberige Hundeküsse auf Gesicht, Hals und Kinn, wobei er durchgängig glückliche Geräusche machte.
„Iiih!“, sagte ich, wie ich es immer tat. „Meine Lippen haben Hundelippen berührt! Bringt Mundwasser! Bringt Jod!“ Ich stieß grinsend gegen seine Brust und schaffte es, mich unter ihm herauszuhebeln und aufzustehen.
Das trübte Mouses Enthusiasmus nicht im Geringsten. Er stimmte ein ausführliches, entzücktes Gebell an, so laut, dass es die Alarmanlage eines etwa dreißig Meter entfernten Autos auslöste. Dann sprintete er in einem engen Kreis, kam zurück an meine F üße und bellte wieder. Das machte er eine Minute lang immer wieder, sein Schwanz wedelte so fest, dass es klang, als würde in einiger Entfernung ein Helikopter fliegen, wusch-wusch-wusch-wusch-wusch.
„Schon gut“, sagte ich. „Es reicht. Komm schon, es ist nicht so, als wäre ich gestorben oder so.“
Er wurde still, sein Kiefer öffnete sich zu einem hündischen Grinsen, sein Schwanz wedelte noch immer so fest, dass er das Hinterteil nach rechts und links mitzog. Ich kniete nieder und legte die Arme um ihn. Wäre ich ein paar Zentimeter kleiner gewesen, hätte ich das nicht tun können. Der gottverdammte Köter war riesig und gebaut wie ein Fass. Er legte sein Kinn auf meine Schulter und hechelte glücklich, als ich ihn umarmte.
„Ja“, sagte ich leise. „Ich habe dich auch vermisst, mein Freund.“ Ich nickte zum Haus. „Jemand daheim?“
Er neigte den Kopf leicht, ein Ohr in einem etwas anderen Winkel als das andere gespitzt.
„Er sagt nein“, sagte Molly.
Ich blinzelte ihr zu. „Erst Sherlock, jetzt Doolittle?“
Sie lief rot an und sah verlegen drein. „Es ist nur etwas, das ich mir angewöhnt habe. Die Gedanken und Empfindungen eines Hundes sind um einiges aufrichtiger und weniger widersprüchlich als die eines Menschen. Es ist leichter, ihnen zuzuhören. Das ist keine große Sache.“
Mouse kam herüber, um Molly zu begrüßen, in dem er immer wieder gegen ihre Beine lief und sie dabei beinahe umwarf. Er hielt inne, sah schwanzwedelnd zu ihr auf und gab ein kleines „Wuff“ von sich.
„Gern geschehen“, sagte sie und kraulte seine Ohren.
„Ich brauche deine Hilfe“, sagte ich. „Böse Kerle haben Butters, Andi und Justine.“
Mouse schüttelte emphatisch den Kopf und nieste halb.
„Mouse denkt, Andi sollte nachts in der Garage eingeschlossen werden, bis sie lernt, sich nicht entführen zu lassen.“
„Sobald wir sie wiederhaben, werden wir sie Daphne nennen, wie die Figur bei Scooby-Doo, die dauernd in Gefahr gerät“, versprach ich. „Sie hat sogar das Haar dafür. Bist du dabei, Scoob?“
Als Antwort eilte Mouse zur Straße, blickte nach rechts und links und überquerte sie, um sich neben die Hecktür des Munster-Mobils zu setzen. Dann sah er mich an, als wolle er fragen, wieso ich sie nicht für ihn öffnete.
„Natürlich ist er dabei“, übersetzte Molly lachend.
„Gut, dass du da bist“, sagte ich. „Er ist so schwer zu lesen.“
37. Kapitel
W ir nutzten die rotierende Nadel in der Wasserschüssel wie einen Kompass und fuhren erst einmal von Norden nach Süden, um den Aufenthaltsort unserer Freunde einzuschränken. Im Vergleich zu anderen Verfolgungszaubern war dieser ein wenig unhandlich. Wir mussten parken und das Wasser zur Ruhe kommen lassen, um ihn zu nutzen – aber he, nichts ist perfekt.
Wir folgten der Spur unserer Freunde und vermutlich ebenso der Rotkappe samt Gesellschaft bis zum Hafengebiet. Die langsam untergehende Sonne war hinter uns kurz aus den Wolken aufgetaucht. Die Silhouette der Stadt warf einen tiefen, kalten Schatten auf uns.
„Harry“, sagte Molly. „Du weißt, dass das …“
„Eine Falle ist“, sagte ich. „Ja.
Weitere Kostenlose Bücher