Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
behielt die Kälte bei, und das Wasser, das den Grund berührte, begann auch zu gefrieren.
Mein Herz begann, schneller zu schlagen, und ein Brausen ertönte in meinen Ohren. Ich gab nicht auf, sandte immer mehr Kälte in den See um mich, baute eine Eisschicht nach der anderen über den gesamten Grund des Sees um das zusammengestürzte Lagerhaus. Nach sechzig Sekunden war das Eis einen Meter dick und umgab meinen Arm und meine Schulter. Nach neunzig Sekunden hatte es meinen Kopf und meinen Oberkörper umschlossen und war wohl eineinhalb Meter dick. Als mein inneres Zählen hundertundzehn erreichte, löste sich die gesamte Eisfläche mit einem Stöhnen vom Grund des Sees und begann aufzusteigen.
Ich ließ nicht nach, baute sie zu einem Minieisberg aus, und die Stahlbalken und Wände des Lagerhauses stöhnten und quietschten, als das Eis sie frei hob. Ich fühlte meine Füße aus dem Wasser kommen, doch der Rest von mir steckte noch immer im Eis. Ich zerrte, drehte und schien genau zu wissen, wo ich Druck anwenden und drehen musste, ohne dass man es mir sagte. Als ich meinen Kopf herauszog (Nur zu, raus mit dem Witz!), saß ich in grauem Licht auf einer Platte aus Eis mehrere Zentimeter über dem Wasser des Sees.
Ich befand mich noch immer im hinteren Bereich des Lagers. Die Hintertür direkt über meinem Kopf war offen und ließ das meiste Licht herein. Die aufgebrochenen Enden des Raums, der Boden und die beiden Wände waren im Eis verankert, allerdings schief. Das zerrissene Dach ragte einige Meter weit aus dem Wasser.
Mehrere äußerst erschrocken aussehende Leute und ein Hund mit tropfnassem Fell schlotterten auf dem Eis. Ich zählte sie. Alle da.
Ich sackte erleichtert auf das Eis, Müdigkeit ließ meinen Körper sich anfühlen, als w ö ge er eine zusätzliche Tonne, und ich lag für einen Moment nur da, während die Ruine sanft im Wasser schaukelte. Nach wenigen Sekunden wurde ich mir der Blicke bewusst, die auf mir ruhten, und sah auf.
Meine Freunde saßen oder kauerten auf dem Eis, nass und zitternd, und starrten mich mit großen Augen an. Mollys Augen waren hell und durchdringend, der Ausdruck in ihrem Gesicht unlesbar. Justines Mund stand offen, und ihre großen, geheimnisvollen Augen blickten angstvoll. Butters starrte zuerst auf mich und dann hinunter aufs Eis, seine Augen flackerten, die Räder in seinem Kopf drehten sich deutlich, als er berechnete, wie viel Eis vorhanden war und wie viel Energie es benötigt hatte, um es gefrieren zu lassen. Mac musterte mich teilnahmslos, er stützte noch immer die benommene Andi.
Die süße, kurvenreiche Andi war die Schwächste. Sollte es mir gelingen, sie von der Herde zu isolieren, könnten die Dinge interessant werden. Ich hatte immerhin gerade ihr Leben gerettet. Sie war mir etwas schuldig. Mir fielen ein paar Wege ein, wie sie mir ihre Dankbarkeit beweisen konnte.
Ich verdrängte den Jägergedanken und holte tief Luft. Als ich ausatmete, kondensierte sie zu einem dicken, nebligen Dunst, mehr, als sie es je auf natürliche Weise getan hätte, selbst an den kältesten Tagen. Ich blickte auf meine Hände hinab, und sie waren von Frost bedeckt. Meine Fingerspitzen und Nägel verfärbten sich blau. Ich legte eine Hand auf mein Gesicht und musste eine dünne Schicht Frost wegwischen.
Herrje. Wie sah ich wohl aus, dass meine Freunde mich so anstarrten?
Zeit für Spiegel gab es später.
Ich erhob mich, selbst auf dem nassen Eis trittsicher, und fand den nächstgelegenen Uferpunkt. Ich streckte eine Hand aus, murmelte „Infriga“ und gefror eine dreieinhalb Meter lange Brücke von meinem improvisierten Eisberg zum Land.
„Kommt“, sagte ich, als ich aufs Ufer zuging. Meine Stimme klang seltsam rau. „Wir haben wenig Zeit.“
***
Die Sonne war unter die Wolkendecke gesunken, und der Himmel war eine Bank heißer Kohlen, die langsam zu Glut und Asche verbrannten, als wir zurück zu Mollys Wohnung kamen.
Thomas und Karrin warteten draußen. Die beiden lehnten an einer Wand nahe der Sicherheitsschleuse. Thomas hielt einen großen Kaffebecher in einer und einen Bagel in der anderen Hand. Karrin sah auf ihr Smartphone, ihre Daumen huschten über die Oberfläche.
Thomas bemerkte das Auto, als wir uns näherten, und stieß Karrin an. Sie sah auf und musste dann zweimal auf das Munster-Mobil blicken. Sie rollte ihre Augen, dann schaltete sie ihr Mobiltelefon aus und schob es in ein Etui am Gürtel.
Ich hielt an und kurbelte die Scheibe herunter.
„Du machst
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