Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
Unwahrheit aussprechen kann?“
Feuer loderte auf – und vernichtete mich nicht. Darum sprach ich weiter.
„Vertrau nicht nur meinem Wort“, sagte ich. „Schau dir einfach an, was sie tut.“
Dann sprach Lily, und in ihrer Stimme brannte die entfesselte Kraft des Sommers. „Wir arbeiten zusammen. Wir zerstören den größten Ursprung dunkler Energie und Verderbnis auf dieser Welt. Die Quelle, die du so verzweifelt zu schützen suchst, dass du sogar Außerweltliche rufst, um sie zu verteidigen!“
Oh Gott.
Lily wusste nicht, was in der Quelle war. Sie verstand, dass sie ein Ursprung dunkler Energie war, aber nicht, wieso.
Ich vergaß immer wieder, dass sie den Job erst recht kurz innehatte. Ehe ich Aurora getötet und die arme Lily zur Sommerlady gemacht hatte, war sie eine junge Frau gewesen, nicht älter als Molly, nur ohne deren Fähigkeiten und Training. Sie hatte ihr Leben wieder in den Griff bekommen, während sie mit der riesigen Kraft ihres Mantels umging, einen Crashkurs in Feenherrschaft besucht, sich bemüht zu lernen.
Aber wenn jemand anwesend war, der ihr als Teil der Basisausbildung im Übernatürlichen Lügen fütterte, jemand, dessen Wort sie vertraut hatte, wusste nur Gott allein, wie viel ihres Wissens verdreht und gefärbt war.
„Wer sagt, dass ich Außerweltliche herbeirief?“, fragte ich. „Maeve?“
„So dreist“, sagte Lily. „Du stinkst nach Anmaßung und Heuchelei, wie alle Magier. Selbst der berühmte Merlin, der diese Abscheulichkeit schuf.“ Ihre Augen verengten sich. „Aber so komplex es auch scheint, es ist noch immer aus der Magie eines Sterblichen gebaut. Dieser Kreis, den wir nutzten, um deine Einmischung zu verhindern – er ist ein Teil der hiesigen Bauweise. Wir mussten ihn nur mir Macht erfüllen, um diesen Ort gegen deine Verbündeten abzusichern, während wir ihn von innen zerstören.“
„Wenn du weitermachst“, erklärte ich ihr, „wirst du dich selbst und alle, die du mit hergebracht hast, vernichten, Lily, und eine Menge unschuldiger Leute werden sterben.“
„Das reicht Lily“, rief Maeve. „Ich sagte dir, sie würden lügen. Sterbliche lügen andauernd, und deshalb müssen wir zusammenhalten. Wir dürfen uns nicht entzweien. Töte ihn, und wir werden beenden, was wir begonnen haben.“
„Lily, bitte“, sagte ich. „Glaub nicht meine Worte. Glaub nicht mir. Aber sei sicher. Finde es für dich selbst heraus. Dann wirst du es wissen. Du musst das nicht tun.“
Das Sommerfeuer verschwand jäh.
Lily stand über mir, das Haar wirr, der splitternackte Körper so makellos, dass es wehtat. Sie sprach mit leiser, schrecklich gefühlloser Stimme. „Du kannst mir so etwas nicht erzählen“, sagte sie. „Nicht du. Denkst du, ich wollte das? Denkst du, ich wollte Schmerz, Tod, Angst und Krieg? Denkst du, ich wollte diese Macht, diese Verantwortung?“ Ihre Augen wurden feucht, auch wenn ihr Ausdruck unverändert blieb. „Ich wollte nicht die Welt. Ich wollte keine gewaltigen Reichtümer, keinen Ruhm, keine Macht. Ich wollte einen Ehemann. Kinder. Liebe. All das kann jetzt nie geschehen.“ Die Tränen fielen, und während die Hitze, die Wut zurück in ihre Stimme kam, sammelte sich das Feuer wieder um sie. „Deinetwegen. Weil du Aurora ermordet hast. Weil du mich hierzu machtest. Du erhebst die Hand gegen meinen Kämpen, meinen Freund, und wenn du unterlegen bist, wagst du es, mir zu sagen, was ich tun soll?“
„Lily, bitte“, sagte ich. „Du hast eine Wahl!“
Maeve lachte wieder im Hintergrund, ein Lachen, das aus dem Arkham Asylum hätte stammen können und über den kahlen, verbrannten Boden hallte.
„Jetzt“, sagte Lily, und ihre brennende Stimme klang bitter. „Jetzt lässt du mir eine Wahl.“ Der Miniaturstern erwachte in ihrer Handfläche zum Leben. „So wähle ich. Winterritter, brenne und stirb.“
Ich glaubte zu verstehen. Zumindest das Meiste davon. Lily hatte ihr Leben als Opfer ihrer strahlenden Schönheit verbracht. Lloyd Slate war der letzte Mann gewesen, der sie missbrauchte, aber ich bezweifelte, dass er der erste gewesen war. Man hatte sie ihr Leben lang davon abgehalten, Entscheidungen zu treffen, aber sie wollte kein Teil der Feenwelt sein; als Wechselbalg hätte sie jederzeit wählen können, zur Fee zu werden – und sie hatte es nicht getan. Dann, als ich Aurora tötete, hatte ich ihr die Entscheidung, Mensch zu bleiben genommen.
Ich hatte das nicht beabsichtigt, als ich Aurora tötete, aber das machte keinen
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