Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
aber das war ein Haufen Quatsch. Wenn die alten Geschichten von Kalteisen sprachen, waren sie poetisch, genau wie wenn sie sagten „geschmolzenes Blei“. Wenn man eine Fee verletzen wollte, brauchte man dazu nur Eisen oder eine Eisenlegierung.
Mann, tat ihnen das weh.
Das Handgelenk des Ogers brach in eine jähe, gelbweiße Flammenzunge aus, hell wie die eines Schweißbrenners. Der Oger heulte und riss seinen Arm von Sarissas Kopf weg, als sei er ein Kind, das mit einem Penny und einer Steckdose experimentiert hatte.
Sarissa wirbelte herum und zog dem Oger den kleinen Stahlstab über den Oberschenkel.
Er heulte in urtümlicher Wut und zuckte zurück, wobei er rein aus Reflex mit einem seiner langen Arme nach ihr schlug.
Sarissa bekam nur einen winzigen Bruchteil des Schlags ab, aber das reichte, um sie taumeln zu lassen. Sie fiel ein Stück neben mir zu Boden und blickte benommen auf.
Ihre Unterlippe war weit aufgeplatzt.
Ein großer, rubinroter Tropfen fiel von ihrer Lippe und hing in der Luft, schimmernd und vollkommen, und blieb dort eine halbe Ewigkeit. Dann fiel er schließlich auf den Eisboden.
Ein kreischendes Zischen ertönte, als das Blut das übernatürliche Eis traf, ein Klang irgendwo zwischen einer heißen Pfanne und einem Hochdruckunfall in der Industrie. Das Eis unter dem Blutstropfen splitterte, als sei der Tropfen unvorstellbar schwer gewesen, und ein Netz dunkler Sprünge breitete sich 15 Meter weit in alle Richtungen aus.
Die Rotkappe erstarrte. Alle anderen auch.
Mab erhob sich von ihrem Stuhl, und irgendwie legte sie in diesem Augenblick der Bewegung die Strecke von ihrem Thron zu uns zurück, als bringe der reine Akt des Aufstehens sie in unsere Nähe. Während sie nahte, wurde die fahlweiße Pracht ihres Kleides rabenschwarz, als habe die Luft einen feinen Tintennebel enthalten. Auch ihr Haar nahm dieselbe Farbe an, und ihre Augen inklusive Hornhaut wurden ganz schwarz, genau wie ihre Nägel. Die Haut schien sich enger um ihre Knochen zu schmiegen, was ihre schönen Züge eingefallen und schrecklich wirken ließ.
Die Rotkappe zuckte vor mir zurück und zog sich mit den Armen weg, entfernte sich. Ehre, wem Ehre gebührte: Sie mochte ein sadistisches, blutrünstiges Monster sein, aber sie war nicht dumm.
Der wütende, brennende Oger war nicht klug genug zu erkennen, was geschah. Noch immer qualmend und erzürnt kam er auf Sarissa zugestampft.
„Ritter“, sagte Mab – ein Wort wie ein Peitschenschlag.
Maeve kam an den Rand der Plattform und ballte die Fäuste, den Mund zu einem Fauchen verzogen.
Ich blieb liegen. Ich hatte keine Zeit aufzustehen. Stattdessen richtete ich meinen Willen gebündelt auf den näherkommenden Oger und lenkte meinen Zorn und Schmerz in den Zauber, zusammen mit dem Kern gefrorener Macht in mir. Mit einem donnernden „Ventas servitas!“ setzte ich die Energie frei.
Der Oger war nur noch ein paar Meter von Sarissa entfernt, als der arktische Windstoß, den ich beschworen hatte, in das Ding knallte und seinen massigen Leib vollkommen vom Boden hob. Ich schleuderte den Oger gute drei Meter weg. Er landete mit einem Purzelbaum, schlug seine Klauen ins Eis und rappelte sich wieder auf.
Ich erhob mich, war mir Mabs schwarzer Präsenz unmittelbar hinter meiner linken Schulter und der wachsamen Augen des Winterhofs sehr bewusst.
Ich hatte Sarissa gesagt, dies sei mein erster Tag im Gefängnis, und der Hof war voller Dinge, die mich töten konnten und auch würden, wenn sie Gelegenheit dazu bekamen. Es war Zeit für ein Exempel.
Ich tastete in die Kälte tief in mir. Es tat weh, diese Macht zu berühren, als werfe man sich in Eiswasser, als käme man an einem Wintermorgen unter einer warmen Decke hervor in die Eiseskälte einer unbeheizten Wohnung. Es gefiel mir nicht, aber ich wusste, wie ich da rankam.
Ich musste nur an all die Leute denken, die ich im Stich gelassen hatte. Alle, die ich in Chicago zurückgelassen hatte. Meinen Bruder Thomas. Meinen Lehrling Molly. Meine Freunde. Meine Tochter. Karrin. Ich dachte an sie, und es fühlte sich an, als wolle etwas in meiner Brust entzweigehen.
Der Winter in mir war Folter und Qual – aber wenn ich mich hineinstürzte, spürte ich wenigstens nichts mehr.
Ich hob den rechten Arm, die Seite, die Energie projizierte, bündelte meinen Willen und rief: „Infriga!“
Es gab einen Lichtblitz, ein arktisches Heulen, ein Kreischen von Luft, die plötzlich zu Flüssigkeit kondensierte und eine Frost- und
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