Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
Mein Arm scheint ein Hindernis darzustellen.“
Mab lächelte und legte mir die Hand auf die Schulter. Mein Arm sprang mit einem silbernen Gefühlsschock wieder in die Schulterpfanne, und der Schmerz verflog fast völlig. Ich rollte probehalber mit der Schulter. Es fühlte sich zwar nicht gerade gut an, schien aber einigermaßen zu gehen.
Ich wandte mich Mab zu, verneigte mich und trat näher zu ihr, als die Musik wieder zu spielen begann. Es war ein Walzer. Unter den Augen der verblüfften Sidhe tanzte ich mit Mab Walzer zu einer pompösen Orchesterversion von Shinedowns „45“, und wir zermalmten die kleineren Stücke unserer Feinde unter unseren Füßen. Seltsamerweise tanzte sonst niemand.
Mit Mab zu tanzen war, als tanze man mit einem Schatten. Sie bewegte sich so anmutig, so leicht, dass ich vielleicht nicht gewusst hätte, dass sie da war, hätte ich die Augen geschlossen. Neben ihr fühlte ich mich unbeholfen und tapsig, aber es gelang mir, nicht über meine eigenen Füße zu stolpern.
„Das war gut, Magier“, murmelte Mab. „So hat seit Tam Lins Tagen keiner mehr die Hand gegen sie erhoben.“
„Ich wollte, dass sie das Wesen unserer Beziehung begreifen.“
„Das scheint dir gelungen zu sein“, sagte sie. „Das nächste Mal werden sie weniger offen gegen dich vorgehen.“
„Ich werde damit fertigwerden.“
„Nichts anderes habe ich erwartet“, sagte Mab. „Versuche zukünftig zu vermeiden, dass du so massiv im Nachteil bist. Sarissa ist vielleicht kein zweites Mal da, um dich zu retten.“
Ich grunzte. Dann runzelte ich die Stirn und sagte: „Du wolltest, dass das heute Abend passiert. Es ging nicht nur darum, dass ich deine Adligen niederstarre. Du leierst irgendwas an.“
Ihre Lippen verzogen sich in einem Mundwinkel zustimmend. „Ich habe eine gute Wahl getroffen. Du bist bereit, mein Ritter. Es ist Zeit, dass ich dir meinen ersten Befehl gebe.“
Ich schluckte und versuchte, nicht ängstlich auszusehen. „Oh?“
Das Musikstück endete, und Mab stand sehr dicht bei mir und hob leicht den Kopf, um mir ins Ohr zu flüstern. Die Sidhe applaudierten höflich, aber ohne Begeisterung, doch das Geräusch reichte aus, um zu übertönen, was sie mir ins Ohr flüsterte.
„Magier“, hauchte sie mit zitternder Stimme. Jede Silbe quoll über vor Gift und Hass. „Töte meine Tochter. Töte Maeve.“
8. Kapitel
M it Mab zu tanzen war , als stürze man einen lang gereiften Whisky nach dem anderen hinunter. Ihr, ihrer Schönheit und ihren bodenlosen Augen, so nah zu sein, erwischte mich ganz schön hart. Ihr Duft, kühl, klar und berauschend, stieg mir in die Nase; ein desorientierendes Vergnügen. Ich hatte einen Haufen Energie verbraten, um die zwei brockenschaffenden Kombis abzuziehen, und zusammen mit Mabs Nähe bereitete mir das leichte Schwierigkeiten, nach dem Tanz noch geradeaus zu gehen.
Nicht, dass ich etwas für sie empfand. Ich spürte nicht das leise Pulsieren körperlicher Anziehung, das ich von hübschen Frauen kannte. Ich mochte sie nicht einmal besonders, und ganz bestimmt liebte ich sie nicht. Es war einfach unmöglich, ihr und damit zugleich ihrer Form von tödlicher Macht und Schönheit, von unsterblichem Hunger und unstillbarer Gier so nah zu sein, ohne dass es mich im tiefsten Inneren erschütterte. Mab war kein Mensch und war nicht auf menschliche Gesellschaft ausgelegt. Ich hegte nicht den geringsten Zweifel, dass längerer Kontakt mit ihr ernste, unangenehme Nebenwirkungen haben würde.
Ganz zu schweigen von dem Auftrag, den sie mir gerade erteilt hatte.
Die Folgen eines solchen Vorgehens wären … wirklich, wirklich weitreichend. Nur ein Idiot würde sich willentlich direkt in etwas so Ausschlaggebendes verwickeln lassen – was wirklich kein gutes Licht auf mich warf, wenn man bedachte, wie oft ich schon die Rolle genau dieses Idioten gespielt hatte.
Nach unserem Tanz kehrte Mab auf ihren Thron zurück und überblickte mit halb geschlossenen Augen die Kammer, eine ferne Gestalt, jetzt wieder in reines Weiß gekleidet und unantastbar. Als mein Kopf sich aus der kalten, betäubenden Klarheit löste, die es mit sich brachte, sich des Winters zu bedienen, begannen sich auch die Schmerzen und Verletzungen, die mir die Rotkappe zugefügt hatte, wieder massiv bemerkbar zu machen. Die Müdigkeit setzte ein, und als ich mich nach einem Sitzplatz umsah, stellte ich fest, dass Cait Sith ganz in der Nähe saß, die großen Augen geduldig und opak.
„Herr Ritter“,
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