Harry Potter - Der siebte Horkrux
erwies sich bei der Heilung sturer als erwartet. Beim Laufen war ein Humpeln nicht zu übersehen. Madam Pomfrey hatte etwas von einem abgeklemmten Rückenmarksnerv gesagt, doch bisher hatte sie nicht die richtige Lösung gefunden.
Ginny hatte sich gut an die Unsicherheit ihres Beines angepasst – besser als jeder erwartet hätte. Aber sie litt unter ihrer erzwungenen Beschränkung auf den Krankenflügel. Frustriert und ungeduldig neigte sie dazu, auszurasten und alle in Reichweite mit Gegenständen zu bewerfen, wenn ihre Bitte, in den Gryffindor-Turm zurückzukehren, abgewiesen wurde.
Madam Pomfrey hatte sich geweigert, sie zu entlassen, bevor sie sicher war, dass Ginnys Atemschwierigkeiten unter Kontrolle waren. Mrs. Weasley folgte Madam Pomfreys Instruktionen, wobei sie Ginnys bereits beanspruchte Geduld noch weiter reizte. Ginny erklärte es zum einzigen positive Aspekt der ganzen Sache, dass all die Stärkungstränke, die sie verschrieben bekommen hatte, den wundervollen Nebeneffekt zeigten, ihren Haarwuchs zu beschleunigen.
Ginnys feuriges Haar reichte nun bis auf ihren Rücken und sie konnte sie wieder zu ihrem vertrauten Pferdeschwanz zusammenbinden. Sobald Madam Pomfrey dies festgestellt hatte, hatte sie sogar Hermine eine kleine Dosis verabreicht, um ihren Haarwuchs voranzutreiben.
Ginny hatte ihre Zeit im Krankenflügel gut genutzt, um all die Schulaufgaben nachzuholen, die sie vernachlässigt hatte. Zwischen den Besuchen durch ihrer Mutter, Hermine und Professor McGonagall konnte sie in ihren Abschlussprüfungen gut abschneiden. Während Ginny den Schulstoff wiederholte, hatte Harry seine Zeit damit verbracht, mit den Auroren zu trainieren. Er wusste, dass die Zeit für seine letzte Begegnung mit Voldemort immer näher rückte, und er wollte sich so bereit fühlen, wie er konnte, wenn der Tag kam.
Sein Magen zog sich noch immer zusammen, wann immer er daran dachte, doch er wusste, was getan werden musste. Er hatte seine Briefe an Ron, Hermine und Ginny beendet und wusste, dass sie sich um Hedwig kümmern würden, nachdem er fort war. Er versuchte, die Okklumentik-Übungen aufzunehmen, die Draco und Narzissa ihm gezeigt hatten, aber nach wie vor kam es ihm sinnlos vor. Alles, was er tun musste, war, wieder in Voldemorts Geist zu blicken – das würde reichen. Er hatte vor, zur Mysteriumsabteilung zu gehen und den Wichser wissen zu lassen, dass er dort war.
Er hatte sogar noch einmal in Erwägung gezogen, Draco um Hilfe zu bitten, aber entschieden, dass das die letzte Option war. Harry dachte, dass er lieber Voldemort gegenübertreten würde, als dem Slytherin-Ekel etwas schuldig zu sein.
An dem Morgen, als Ginny endlich entlassen wurde, trafen Harry und Ron sich im Krankenflügel mit ihr.
»Aus dem Bett, du fauler Wurm. Wir sind hier, um dich abzuholen.«, sagte Ron grinsend, als sie hereintraten.
Ginny wandte den Kopf und streckte ihrem Bruder die Zunge heraus.
»Oh, das zeigt Reife.«, kommentierte Ron und ließ sich auf einen Sessel neben ihrem Bett fallen.
Harry beugte sich zu Ginny und gab ihr einen flüchtigen Kuss, bevor er den anderen Sessel einnahm. »Wie fühlt es sich an, endlich hier rauszukommen?«, fragte er grinsend. Sie hatte sich tagelang bei ihm beklagt.
»Großartig.«, sagte sie. Sie schwang ihre Beine über die Bettkante und stand auf, voll angezogen. Harry konnte die Kette, die er ihr zu Weihnachten geschenkt hatte, im Sonnenlicht glitzern sehen, das vom Fenster hereinströmte. »Lasst uns schnell machen, bevor sie ihre Meinung ändert.«
»Wartet. Mum wird mich verhexen, wenn ich dich hier rausbringe und sie nicht dran teilhat. Sie bringt ihre Kamera mit.«, sagte Ron schadenfroh.
Ginny verdrehte die Augen. »Oh, Bruder! Was hat dich denn heute so munter gemacht? Wo ist Hermine?«, fragte sie.
»Weiß nicht. Sie sollte sich eigentlich mit uns im Gemeinschaftsraum treffen, aber Fleur hat uns gesagt, dass wir ohne sie vorgehen sollen.«, erwiderte Ron stirnrunzelnd.
»Die beiden hecken definitiv etwas aus.«, sagte Harry. Er war erfreut, Ginny so gesund zu sehen. »Weißt du etwas darüber?«
Ginny zuckte die Achseln. »Woher sollte ich? Ich bin doch diejenige, die hier festgesteckt hat.«
»Ja, aber du weißt immer über alles Bescheid.«, erwiderte Harry.
»Und du tust gut daran, es nie zu vergessen.«, sagte Ginny und wackelte mit der Augenbraue.
Harry gluckste. Er nahm ihre Hand und schwang sie hin und her. Sein Herz fühlte sich immer leichter an, wenn er neben ihr stand. Die
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